Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

73 als Schloßkaplan erhalten 4 ~ 8 ). Als Doppelstiftung von zwei Tages- messen ist die Sigharter-Prucknerstiftung in dieser Arbeit nur einmal nachweisbar und setzt bedeutende Mittel voraus. Für die Statistik braucht nur das Benefizium in Leombach gezählt zu werden. Da sowohl in Reichenau wie in Leombach Neueinstellung·en von Schloßkuraten vorliegen dürften, können b e i d e n S c h l o ß k a p e 11 e n f ü n f V e r ä n d e r u n g e n gezählt werden. Das E r g e b n i s d e r N a c h t r ä g e u n d E r g ä n z u n g e n zu den Kuratbenefizien der PM. von 1490-1525 lautet demnach: Erste Gruppe (S t ä d t e) 1 5, zweite Grupp e (g r ö ß er e Orte) 8, dritte Gruppe (S c h l o ß k a p e 11 e n) 5, im ganzen a 1s o 2 8 N e u g r ü n d u n g e n v o n B e n e f i z i e 11 430 ) . Es gab daher im Land ob der Enns bei Ausbruch der Glaubensspaltung 113 + 28 Be- nefizien = 141 Kuratstellen außer den Pfarren und Klöstern. Von den 28 NeugTündungen stammen 27 von Laien (Adelig·en, Bürgern, Zechen), 1 von einem Geistlichen 431 ) . Die Verleiher sind in 27- Fällen weltliche Personen, ein Fall wird in die Reihe „Ohne Angabe" gerechnet. Nach diesem Schlüssel ergibt sich folgendes v e r b e s s e r t e s B i l d d e r ,,g e i s t 1i c h e n L e h e n s c h a f t" 432 ): 9 Stellen landesfürstlich, 20½ geistlich, 96½ weltlich (Adel uucl Bürg·_er), 15 ohne verläßliche Zuteilung. Rechnet man von diesen 15 Benefizien 5 zur geistlichen und 10 zur weltlichen Seite, so stellen sich die Zahlen 9 : 25½ : 106½. Konfessionell aufgefaßt sind die Benefizien landesfürstlicher und geist- licher Kollatur zusammenzuziehen. Rein zahlengemäß ausgedrückt stünden daher in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zur Zeit des Höhepunktes des Protestantismus, 34½ katholische Verleihungen 106½ protestantischen gegenüber. Das stimmt nun zwar nicht, denn viele Benefizien gingen ein, doch auf beiden Seiten. D a s V e r h ä l t- n i s - abgerundet - 1 : 3 b 1i e b a b e r n i c h t n u r n i c h t b e s t e h e n, s o n d e r n v e r s c h o b s i c h e h e r z u u n g u n s t e n d e r k a t h o l i s c h e n S e i t e. Es sei ganz von dem häufigen Fall abgesehen, daß ein Bewerber, der sich auf das katholische Bekenntnis verpflichtet hatte, umfiel. Die Präs e n tat i o n s z i ff er n a 11 e in z e i g e n e i n e n g· e w a 1t i g e n V o r s p r u 11 g d e s A d e l s- u n d d e r B ü r g· e r s c h a f t a u f d e m F e 1d e d e r K u r a t b e n e f i- z i e 11. Da der obderennsische Adel in der angeg·ebenen Zeit voll- zählig, die Bürgerschaft der Städte mindest zu zwei Dritteln prote- stantisch war, ergibt sich aufs deutlichste, welche Waffe gegen den Katholizismus das Verleihungsrecht der Benefizien darstellte. Indes wäre durch die Darlegung der Rechtsverhältnisse auf dem Gebiete der 429 ) Dies war eine der Bedingungen, unter denen Ambros Mittermayr 1517 a uf das Linzer Benefizium verzichtete. Der Vertrag mit Georg Sigharter zu Leombach, Vizedom und Andre Prukner zu Schlüsselberg, Anwalt der Haupt- mannschaft ob der Enns, von 1517 Erichtag nach dem Sonntag Judica im Stadt- archiv Linz. 430 ) Verschiebungen sind in der 2. und 3. Gruppe durch genaue Ortsforschung möglich. 431 ) Die zwei Eferdinger Benefizien von 1480 und 1488, die von Priestern er- richtet wurden, fallen bei der Statistik fiir 1490- 1525 fort. 43') Vergl. S. 56.

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