österreichische Kraftwerke in Einzeldarstellungen Folge 6 Ennskraftwerk Mühlrading III. überarbeitete Auflage Herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr und verstaatlichte Betriebe Wien 1956 -) .A
österreidiisdie Kraftwerke in Einzeldarstellungen Folge 6 Ennskraftwerk Mühlrading III. überarbeitete Auflage Herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr und verstaatlichte Betriebe Wien 1956
Ausarbeitung; prov. techn. Ass. O. Neuburger Druck: Österreichische Staatsdruckerei, Wien
Inhaltsverzeichnis. Ansicht des Kraftwerkes von der Unterwasserseite Ansicht des Kraftwerkes von der Oberwasserseite . Wehranlage bei Überfall Innenansicht des Krafthauses Werkscharakteristik Beschreibung der Kraftwerksanlagen. I. Allgemeines 1. Standort und geographische Lage 2. Geschichte der Projektierung 3. Geschichte der Baudurchführung . II. Geologische Verhältnisse III. Hydrologische Verhältnisse IV. Wehranlage V. Krafthaus VI. Rückstauraum VII. Freileitungen und Energietransport VIII. Betrieb Beiblatt 1: Energie- und Wasserwirtschaft und Maschinendaten Beiblatt 2: Umspannerdaten Zeichnungen und Pläne. Blatt 1: Lageplan 1 : 200.000 Blatt 2: Übersichtsplan 1 : 250 200.000 H Blatt 3: Längenprofil 1 :—666 i L Blatt 4: Krafthaus-Querschnitt 1 : 200 Blatt 5: Wehranlage-Querschnitt 1 : 200 Blatt 6: Einpoliges Schaltschema Blatt 7: Baustelleneinrichtung Blatt 8; Leistungsdiagramm Regeljahr 1896—1948
Ansicht des Kraftwerkes von der Unterwasserseite
Ansicht des Kraftwerkes von der Oberwasserseite
;.; ,-v.. is-'-f" •; Wehranlage bei Uberfall
I Innenansicht des Krafthauses
Ennskraftwerk Mühlrading. Art der Anlage Wasserkraftanlage Werkstype Lanfwerk mit Schwellbetrieb Höchstleisttmg des Werkes MW 23-0 Vollausbau Arbeitsvermögen im Regeljahr GWh Winter Sommer Jahr 42-3 65-7 108 Vollausbau Inbetriebnahme: Maschinensatz IV am 23. Dezember 1948 Maschinensatz III am 6. April 1950 Maschinensatz II am 12. August 1951 Maschinensatz I am 25. Mai 1952 Name und Sitz des Unternehmens Ennskraftwerke A. G., Steyr, Oberösterreich
Beschreibung der Kraftwerksanlagen. I. Allgemeines. 1. Standort und geographische Lage. Der Ennsfluß ist mit seiner Länge von 250 km der längste zur Gänze auf österreichischem Gebiet verlaufende Fluß, seine Ausnützung für die heimische Volkswirtschaft ist uralt. Aus ihrem Quellgebiet im östlichen Teil Salzburgs verläuft die Enns zunächst in rund 120 km Länge mit einem geringen Gefälle in west-östlicher Richtung, durchbricht die nördlichen Kalkalpen in der schönen Gesäusestrecke mit durchschnittlich 7-6 "/on Gefälle und eilt nach Durchfließtmg des Gebietes der Voralpen und der Flyschzone über die den Nordhängen der Alpen vorgelagerten Schotterterassen — im großen und ganzen in süd-nördlicher Richtung — der Donau zu. Im untersten Teil, zwischen Steyr und Donaumündung, beträgt das Gefälle rund l-45"/oo- Ini Ein zugsgebiet der Enns liegen keine Gletscher, doch haben ausgedehnte Firnfelder der Tauerimordhänge, die in der Regel kühlere Sommer überdauern, einen günstigen Einfluß auf den Gang des jährlichen Abflusses. Das Kraftwerk Mühlrading liegt an der Enns bei Stromkilometer 13-8, ungefähr 17 km flußabwärts der Stadt Steyr. Das Kraftwerk Mühlrading ist ein Buchtenkraftwerk. Das Kraft haus befindet sich am linken Ufer, wo es unmittelbar an das Hochufer anschließt, während die Wehranlage mit ihren fünf Wehröffhungen auf der rechten Flußseite angeordnet ist. An das Wehr schließt im Oberwasser am rechten Ufer ein ungefähr 1600 m langer Damm an, um die Überflutimg des tiefer gelegenen Geländes zu vermeiden. 2. Geschichte der Projektierung. Während früher die Energien des Ennsflusses nur der Holzflößerei dienten, beschäftigen sich seit Beginn unseres Jahrhunderts zahlreiche Projektanten mit seiner Ausnutzung zur Stromer zeugung. Könnte doch ein Ausbau aller Gefällsstufen der Enns rund 2-8 Milliarden kWh/Jahr ergeben. Allein im oberösterreichischen Lauf zwischen Altenmarkt und der Donaumündung wurden von der Österreichischen Kraftwerke A. G. und deren Rechtsvorgängerinnen 13 Kraft werksstufen untersucht, wiederholt abgewandelt, den neuesten technischen Erkenntnissen angepaßt und zum großen Teil baureif gestaltet. Alle diese Projekte waren mit der Absicht verbunden 160 m Gefälle des oberösterreichischen Ennsflusses auszunützen und damit 320.000 kW Leistung mit über IJ Milliarden kWh Jahreserzeugung zu erzielen. Das erste Projekt zur Nutzung der Wasserkraft des Ennsflusses zwischen den Städten Steyr und Enns stammt aus dem Jahre 1910. Bei diesem Projekt handelte es sich um ein Kanal kraftwerk. Die erste wasserrechtliche Bewilligung für eine Ausnützung der Enns unterhalb Steyr wurde im Jahre 1921 an die Oberösterreichische Wasserkraft- und Elektrizitäts A. G., Linz, erteilt. Ein verbessertes Kanalkraftwerksprojekt wurde im Jahre 1931 eingebracht (Wehranlage bei Enns-Kilometer 20 und 12 km langer Oberwasserkanal). Inzwischen wurden die Flußkraftwerke als Staukraftwerke weiter entwickelt, bei denen die Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Nutzimgsflächen für die Kanalbauten entfällt. Durch die wechselnde Art des Strombedarfes während eines vollen Tages entstand der sogenannte Schwellbetrieb, der bei Zusammenarbeit einer Kraftwerkskette zur Durchlaufspeicherung führt.
Infolge dieser Erkenntnisse begann die Oberösterreichische Kraftwerke A. G. (OKA) im April 1939 mit der Umarbeitung des Kanalprojektes in eine Reihe von Flußstaustufen. Im August desselben Jahres erfolgte die Erklärung des Projektes zum bevorzugten Wasserbau und Ende September 1939 wurden die wasserrechtlichen Verhandlungen bezüglich der Staustufen Staning, Mühlrading und Hiesendorf durchgeführt. Das Projekt des Kraftwerkes Mühlrading stammt von der Siemens-Schuckert A. G., Berlin, imter Mitwirkung des Geologen Dr. J. Schadler, Linz. 3. Geschichte der Baudurchführung. Mit dem Bau des Kraftwerkes Mühlrading wurde im Oktober 1941 durch die OKA begonnen. Die baulichen Arbeiten wurden von der Firma Kella & Co., Wien, durchgeführt. Die Bauarbeiten wurden in zwei Bauabschnitten vollzogen. Der Bauabschnitt I umfaßte drei Wehrfelder und war bis Anfang 1943 soweit fertiggestellt, daß bereits die Öffnung der Baugrubenumschließung erfolgen konnte. Ende 1943 waren die Bau arbeiten im Bauabschnitt I beendet und es wurde mit der Montage der Wehrschützen begonnen. Ende 1942 war mit der Baugrubenumschließung im Bauabschnitt II, der die restlichen zwei Wehrfelder und das Krafthaus umfaßte, begonnen worden. Die Baugrubenumschließtmg erfolgte mit eisernen Spundwänden, die bis zum Schher reichten. Die Spundwände waren im Oberwasser in doppelter und im Unterwasser in einfacher Lage aufgestellt. Die Baugrubenumschließungen waren entsprechend den dreijährig auftretenden Hochwassern für 1600 m^/s bemessen. Eine Überflutung der Baugruben ist während der Bauzeit nicht eingetreten. Auf Grund des zweiten Verstaatlichungsgesetzes wurde das baulich nahezu fertiggestellte Kraftwerk Mühlrading von der Ennskraftwerke A. G. übernommen. Die Fertigstellungsarbeiten waren durch die ungünstigen Nachkriegsverhältnisse stark beeinträchtigt. Der bauliche Teil des Kraftwerkes war zu Kriegsende samt den Dammschüttungen im Rück stauraum praktisch fertiggestellt. Die Inbetriebnahme hätte bereits Ende 1946 mit einer Maschine erfolgen können, doch konnten die maschinellen Einrichtungen infolge langwieriger Freigabeverhandltmgen von der Siemens-Schuckert A. G., Berlin, nicht rechtzeitig geliefert werden. Trotzdem wurde das Kraftwerk Mühlrading bis Ende 1948 zur wasserwirtschaftlichen Aus nutzung des Ennsflusses mit seinem Stauraum als Gegenspeicherbecken eingesetzt, wodurch das oberliegende Kraftwerk Staning weitgehendst zur Spitzendeckung im Schwellbetrieb heran gezogen und in wasserarmen Zeiten die behördlich vorgeschriebene Restwassermenge von 20 m®/s im Unterwasser des Kraftwerkes aufrechterhalten werden konnte. Für die Errichtung des Kraftwerkes Mühlrading waren nachstehender BaustoffVerbrauch und folgende Bauleistungen erforderlich: Baustoflfverbrauch: Bau- und Maschineneisen 7.800 t Zement 24.0001 Bauholz 5.600 m® Ziegel 515.000 Stk. Bauleistungen: Erdarbeiten 465.000 m® Beton 75.000 m® Granitbruchsteine 11.200 m® Der für die Betonierarbeiten notwendige Zuschlagstoff wurde an Ort und Stelle gewonnen, die Zementbelieferung erfolgte durch die Werke Kirchbichl, Hatschek und Brünn-Königsfeld.
Die Zusammensetzung der Zuschlagstoffe ist aus nachstehender Tabelle zu entnehmen: 0-2 mm 5% 7 mm 18% 1 mm 11% 15 mm 23% 3 mm 16% 30 mm 27% Das Mischungsverhältnis war für die einzelnen Bauteile verschieden, u. zw: 350 kg Zement/m^: Kranbahnträger, Zwischenschwelle im Tosbecken, Vorsatzbeton für Wehrsohle und Wehrpfeiler, ober- und unterwasserseitiges Podium sowie Tauchwand am Oberwasser; Vorsatzbeton für die Einlaufschwelle, die Oberwasserseite des Fischpasses und die Trennmauer im Unter wasser. 300 kg Zement/m^: Wehrsohle, bewehrten Tiefbaubeton des Krafthauses, Zwischen pfeiler der Turbinenein- und -ausläufe. 280 kg Zement/m®: Wehrpfeiler und Fischpaß. 250 kg Zement/m®: Sohlenabdeckung hinter Turbinenauslauf, Flügelmauern an beiden Ufern, Trennmauer zwischen Wehr und Krafthaus, Böschungsbeton. Die Leistung der Betonfabrik war für 40m®/Std. ausgelegt, die günstigenfalls auch als Spitze erreicht wurde. Die maximale Tages- bzw. Monatsleistung betrug 840 bzw. 7850 m®. Der Arbeitseinsatz betrug insgesamt 880.000 Stunden. II. Geologische Verhältnisse. In der Zeit vom April bis Juli 1940 ließen die Kraftwerke Oberdonau durch das Bohrunter nehmen F. Aufschläger, München, Bohrungen in der Wehrachse und im anschließenden Ufer gelände des geplanten Kraftwerkes Mühlrading ausführen. Bei Steyr verläßt der Ennsfluß die Nordalpen und durchfließt von hier an bis zur Mündung in die Donau das Alpenvorland. Etwa in der Mitte dieser Flußstrecke liegt die Staustufe Mühl rading. Das Gelände des Alpenvorlandes ist im allgemeinen fiachhügelig und wellig. Das Ennstal erscheint in ihm als eine etwa 4 km breite Senke eingetieft, in welcher der Fluß in weiten Schleifen pendelt. Innerhalb dieser Talsenke steigt das Gelände vom Flußbett aus in mehreren ebenen Talstufen (Uferterrassen) zu den Hügelzügen des Alpenvorlandes an. Den allgemeinen Untergrund des Alpenvorlandes bilden Ablagerungen des Tertiärmeeres, u. zw. oligozäne Schiefertone und Schiefermergel sowie miozäne feinsandige Schiefermergel und dünnschichtige Wechsellagerungen von Feinsand und Mergel, die im Volksmund Oberösterreichs als „Schlier" bezeichnet werden. Die in den Talstufen ansteigenden Überlagerungen des Schliers bestehen aus eiszeitlichen Schottern. Sie sind gelegentlich und in wechselndem Ausmaß zu Nagelfiuh (Konglomerat) verfestigt. Die höher gelegenen, älteren Talstufen (Deckenschotter der Mindoleiszeit und Hochflur schotter der Rißeiszeit) sind mit Löß oder Lößlehm bedeckt, während auf den tiefer gelegenen, jüngeren, würmeiszeitlichen Niederfluren solche lehmige Auflagerungen fehlen. Hier tritt unter dem Mutterboden der etwas verwitterte Kies unmittelbar zutage. Im Bereich der Staustufe und der Hochwasserüberflutung findet sich häufig ein feiner bis grober Sand über den Grobkiesen abgelagert. Der „Schlier" ist wasserundurchlässig, während die auflagernden Schotter als gut bis sehr gut wasserdurchlässig zu bezeichnen sind. Die Grenz fläche zwischen dem Schlier und den Schottern bildet daher die hauptsächliche Grundwassersohle des Alpenvorlandes. Die Oberfläche des Schlieruntergrundes ist keine gleichmäßige Ebene. Im allgemeinen steigt die Schlieroberfläche unterhalb der Talstufen mit diesen an. Die Schlieroberfläche bildet demnach ein annähernd stufenförmig ansteigendes, sanft welliges Relief mit flachen Rücken, Mulden und 280 kg Zement/m®: 250kg Zement/m®:
Rinnen. Dieses Relief bedingt zusammen mit der Lage der Vorflut die Verteilung und die Strö mungsrichtung des Grundwassers in unserem Gebiet. Im Flußbett steht der tertiäre Mergel schon in ganz geringer Tiefe an. Nahe dem rechten Ufer sinkt die Mächtigkeit der Geschiebelage unter einen Meter, nahe dem linken Ufer steigt sie gegen zwei Meter an. Es ist anzunehmen, daß bei Hochwasser diese Geschiebelage in Bewegung kommen kann und daher noch jetzt der Ennsfluß hier den Schlienmtergrund beschürft und sich in ihm eintieft. Die Beschaffenheit des Schliers entspricht gemäß den Bohrberichten wohl jener, die der miozäne Schiefermergel (Schlier) allgemein im mittleren und östlichen Vorland Oberösterreichs aufweist und wie er im Steilhang der Loderleiten einige Kilometer flußabwärts der Bohrstellen vor Augen geführt wird. Die bodenphysikalischen Eigenschaften des Baugrundes wurden an Hand von ungestörten Bodenproben im Erdbauinstitut der technischen Hochschule München geprüft, worüber ein gesonderter Bericht vorliegt: Am linken Ufer, in der sogenannten „Plaik", etwa 700 m flußaufwärts der Wehrstelle bei Flußkilometer 15-3 bis 14-6, schürft der Ennsfluß am Prallhang den Schlieruntergrund an. Die Schlieroberfläche reicht gemäß der tachymetrischen Aufnahme am steilen Uferabbruch bis 264-4 m NN empor. An der Stelle, wo der Steilhang vom Flußufer zurücktritt, fließen einige Quellen aus. Weiter flußabwärts sinkt die Schlieroberfläche unter der Uferüberdeckung ab. Das Flachufer bilden hier Grobkiese, die von einer 1—4 m mächtigen Feinsandschichte überlagert werden. Auch am rechten Ufer besteht die Talfüllung über dem Schlieruntergrund aus gutdurch lässigem Grobkies, dem entsprechend der Nähe des Gebirges reichlich große Geschiebeblöcke eingelagert sind. Die Wehranlage ist demnach auch an der rechten Flanke in einen wasserdurchlässigen Gesteinskörper eingebunden. Erst östlich der Flußschleife von Ernsthofen steigt der wasser durchlässige Schlier über das Stauziel empor. Entlang des Ufers der Ernsthofener Flußschleife wurde ähnlich wie am linken Ufer über dem gutdurchlässigen Grobkies eine 1—2 m dicke Sandschichte festgestellt. Im nördlichen Teil der Flußschleife zeigen sich im Schotterkörper dünne Nagelfluhbänke. III. Hydrologische Verhältnisse. Da zwischen dem Kraftwerk Mühlrading und dem 6-2 km flußaufwärts liegenden Kraftwerk Staning keine neuen Zubringer auftreten, gelten bezüglich Wasserführung und Abflußmengen die gleichen Angaben wie für das Kraftwerk Staning. Die kennzeichnenden Wasserführungen sind folgende: Niedrigstwassermenge (1948) 40 m®/s Mittlere Niederwassermenge (1896—1948) 66 m^/s Mittlere nutzbare Wassermenge 187 m®/s Höchste Hochwassermenge (1899) 3300 m^/s Ausbaudurchfluß 4 X 75 = 300 m®/s Niederschlagsmengen: Mittlere jährliche Niederschlagshöhe (1891—1930) 1581 mm Mittlere jährliche Abflußhöhe im Regeljahr (1896—1948) 1130 mm Abflußfülle: Im Regeljahr (1896—1948) 6860 Mio m^ Geschiebe- und Schwebestofführung: Die Menge an Geschiebe und insbesondere an Schwebestoffen, welche die Enns mit sich führt, ist nach den jüngsten Erhebungen wesentlich größer als vor dem Bau angenommen wurde, siehe Folge 12, II. Auflage, Kraftwerk Großraming.
Da das Kraftwerk Mühlrading das unterste der fünf Ennskraftwerke ist, spielt hier das Ge schiebe der Enns auf absehbare Zeit überhaupt keine Rolle, weil es ja vorerst in den Stauräumen der oberen Werke liegen bleibt. Die Anlandung von Schwebstoffen war dann auch in Mühlrading in den 6| Jahren Betriebs zeit bis zu der im Juni 1955 in Staning vorgenommenen Spülung des Stauraumes unwesentlich. Hingegen setzte sich bei der erwähnten Spülung ein Großteil der vom Stausee Staning abge triebenen Schwebstoffe in Mühlrading wieder ab. Eine Beeinflussung des Schwellbetriebes ist aber dadurch nicht eingetreten, weil die Absenkungen des Stauseespiegels beim Schwellbetrieb maximal 1-20 m betragen und die Anlandung der Schwebstoffe überwiegend an den tieferen Stellen des Stauraumes erfolgte. Bei der geringen Stauhöhe von Mühlrading ist anzunehmen, daß die liegenbleibenden Schwerstoffe beim nächsten größeren Hochwasser wieder abgetragen werden. IV. Wehranlage. Die 110 m lange Wehranlage ist als Schützenwehr mit fünf Öffnungen mit je 17-25 m lichter Weite zwischen Schützenpfeiler ausgebildet, wobei auf den Pfeilern eine Straßenfahrbahn mit darunterliegendem Kabelgang sowie die Kranfahrbahn und Windenhäuser zu liegen kommen. Jede der fünf Wehröffnungen wird durch Doppelhakenschützen mit 9 m Höhe abgeschlossen. Die 38—40 m breite Wehranlage ist eine Flachgründung in Schlier mit Betonsporen auf der Ober- und Unterwasserseite. Kleinere Hochwasser und Eisgang wird durch Absenken der Oberschützen abgeführt. Zur weiteren Hochwasserentlastung sowie zum Schotterabzug wird der Unterschütz in den Ober schütz eingefahren. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Oberschütz mit dem eingefahrenen Unterschütz über den höchsten Oberwasserspiegel zu heben und alle fünf Wehröffnungen mit je 17-25 X 9 m freizugeben. Die Energieverruchtung erfolgt im Beton-Tosbecken mit 2 m hohen Zahnschwellen. Der über die gesamte Wehranlage und das Krafthaus führende Portalkran (Lieferung ArdeltWerk, Eberswald) mit einer Tragfähigkeit von 60 t und einer Spannweite von über 34 m bewältigt den Transport von Maschinenbestandteilen und das Versetzen der ober- und unterwasserseitigen Dammbalken. Er ist als Spreizkran ausgeführt, der im Ruhestand auf seinen Abstellplatz gefahren wird und dessen Brücke durch Spreizen der Pendelstützen abgesenkt werden kann. V. Krafthaus. In dem an der linken Flußseite gelegenen Krafthausteil des Staukörpers sind die vier Turbinen einläufe samt Spiralen und Saugschächten untergebracht. Die Turbineneinläufe sind durch Fein rechen abgeschlossen und mit einer fahrbaren Rechenreinigungsmaschine ausgestattet. Sowohl die Turbineneinläufe wie auch die Saugrohr-Austrittsöffnungen sind durch Dammbalken ver schließbar. Der Krafthausüberbau ist nur bis zur Straßenoberkante hochgeführt, so daß das ebene Eisen betondach in gleicher Höhe mit der Oberkante der Wehrpfeiler liegt. Die fünf auf Laternen aufgesetzten Dachkonstruktionen über den vier Maschinensätzen und dem Abstellraum sind abhebbar. Die Maschinenanlage umfaßt vier Maschinensätze, bestehend aus je: 1 Kaplan-Turbine (Lieferung Voith, St. Pölten) mit senkrechter Welle, regulierbaren Leit schaufeln und Laufradflügeln. Leistung bei 8-45 m Ausbaufallhöhe und 75 m^/s 7050 PS Betriebsdrehzahl 125 U/min Schluckfähigkeit 75 m®/s Fallhöhe bei Ausbaudurchfluß (300 m^/s) 8-45 m gekuppelt mit 1 Drehstromgenerator (Lieferung SSW-Berlin)
Nennleistung 7500 kVA Nennspannung 6300 Vdz 5% Je zwei Generatoren sind zu einer Gruppe zusammengefaßt und speisen den im Umspann werk Ernsthofen aufgestellten Umspanner von 6-3 auf 115 kV. Von diesem Block wird normaler weise der Eigenbedarf über einen der zwei Transformatoren mit einer Leistung von je 640 kVA bezogen. Weiters besteht ein Eigenbedarfsanschluß an die 25 kV-Leitungen mit einem Um spanner von 640 kVA. In dem 1954 errichteten 25 kV-Schalthaus besteht auch die Möglichkeit, mit einem Umspanner von 1000 kVA direkten Energieaustausch mit den 6 kV-Sammelschienen der Generatorblocks vorzunehmen. Mit der Bahnlinie St. Valentin—Steyr ist das Kraftwerk durch ein Schleppgleis verbunden, das am rechten Wehrpfeiler unter dem Portalkran endet. VI. Rückstauraum. Das Rückstaugebiet des Kraftwerkes Mühlrading ist rund 6 km lang und reicht bis zum Unterwasserauslauf des Kraftwerkes Staning. Die Dämme begrenzen den Stauraum derart günstig, daß besondere Schutzmaßnahmen für die Erhaltung des Landschaftsbildes im Rückstaugebiet nicht erforderlich sind. Flußaufwärts der Wehranlage begrenzen beiderseits Rückstaudämme das Staugebiet, die linksufrig 600 m und rechtsufrig 1600 m lang sind und die im Bereich des Stau spiegels mit Böschungsbeton versehen sind. Die Staudämme sind linksufrig durch einen 300 m langen bis zum Schlier reichenden Betonsporn und 300 m Spundwände, rechtsufrig durch ins gesamt 1000 m Spundwände abgedichtet. Auf der rechten Oberwasserseite des Kraftwerkes Mühlrading wurde ein Entwässerungs pumpwerk für die Grundwasserhaltung angebracht, das in der Hauptsache das Freigelände des Umspannwerkes Ernsthofen zu sichern hat. Die Grimdwasserhaltung, die im Rückstaugebiet wegen der durchlässigen Struktur des Untergrundes in der Umgebung des Krafthauses und im angrenzenden Gebiet vorgesehen wurde, hat den aufgestellten Berechnungen voll entsprochen. Durch Verschlickung des Untergrundes kann im Laufe der Zeit damit gerechnet werden, daß von den vier im Entwässerungspumpwerk aufgestellten Pumpensätzen, die eine Förderleistung von 360 Liter pro Sekunde und eine Förderhöhe von 2-70 m besitzen, zwei für die Grundwasserhaltung vollauf genügen werden. VII. Freileitungen und Energietransport. Für die Umspannung der Werkserzeugung auf die Übertragungsspannung von 115.000 V sind in dem in der Nähe gelegenen Umspannwerk Ernsthofen der Österreichischen Elektrizitäswirtschafts A. G. zwei Transformatoren (Lieferung Elin) Nennleistung 16.000 kVA Übersetzung 6.300/115.000 V aufgestellt und mit zehn parallelen 900 m langen Kabeln (5 X 3 X 300 mm^ Aluminium und 5x3xl85mm^ Kupfer) verbunden; zwei Generatoren und ein Transformator bilden somit eine Gruppe. VIII. Betrieb. Auch das Kraftwerk Mühlrading nimmt am Schwellbetrieb der Ennskraftwerke teil. Die Absenkung des Stausees ist hier mit 1-20 m konzessioniert, das entspricht etwa 1-3 Mio m®. Das Arbeitsvermögen dieses Tagesspeicherinhaltes beträgt 25.000 kWh, doch ist die Erzeugung an Tages bzw. Spitzenenergie durch die vom Oberlieger abgegebenen Tagesspeicherwassermengen beträchtlich höher. Mühlrading ist derzeit das unterste Werk der Kraftwerkskette an der Enns. Es muß daher seine Wasserabgabe in den Zeiten geringerer Wasserspende so regeln, daß der Donauwasserstand nicht ungebührlich beeinflußt wird. Derzeit ist die Beeinflussung des Donau wasserstandes derart gestattet, daß die Absenkung durch den Schwellbetrieb ein Dezimeter des Donauwasserstandes bei Normalabfluß der Enns nicht überschreiten darf. Ein Gegenschwellbetrieb während der Nachtstunden ergibt eine teilweise Absenkung des Stauspiegels. Ansonsten wird beim Kraftwerk Mühlrading der geringen Fallhöhe wegen getrachtet, meist mit vollem Stau zu fahren.
Energie- und Wasserwirtschaft. Werkstype Höchstleistung Name des genutzten Gewässers.. Einzugsgebiet Niederschlagshöhe im Regeljahr.. Laufwerk mit Schwelibetrieb 23 MW Enns 6.040 km 1.581 mm * Jahresreihe 1896—1948 *■* Schwellbetrieb bei l'20m Absenkung Mittlerer Jahreszufluß 6.860 hm' *) Speichernutzinhalt 1-3 hm' **) Speicherarbeitsvermögen 25.000 kWh Betriebswasserdurchfluß 300 m'/s Fallhöhe bei Ausbaudurchfluß. . . 8"45 m Bezugs) ahre 1896—1948 Monatliches Arbeitsvermögen in GWh. Monatliche Abflußmengen in m^/sec. Som- iWinBezugsjahre 1896—1948 Maschinendaten. Turbinen Art Erzeugerfirma. Baujahr Leistung bei Ausbaudurchfluß und 8'45 m Fallhöhe PS Nenndrehzahl U/min Fallhöhe bei Ausbaudurchfluß m Maximale Schluckfähigkeit m®/s Kaplan Voith, St. Pölten Generatoren Drehstrom Stromart Nennfrequenz Hz 50 Erzeugerfirma SSW-Berlin SSW-Berlin Baujahr 1952 1951 Nennleistung kVA 7.500 7.500 Nennleistungsfaktor 0'8 0'8 Nennspannung ....V 6.300+5% 6.300+5% Nenndrehzahl U/min 125 125 SSW-Berlin 1949 Drehstrom 50 SSW-Berlin 1948 7.500 0-8 * 6.300+5% 125
Umspannerdaten. Bezeichnung Stromart "8=^" iSsTung Nennspannung nrma V Kurz- Tram Nennstrom Schluß- Art der Schalt- -k-' i,] - -r ■ v, Pott A Spannung Ausführung gruppe "■ gewic in % t Umspanner I Drehstr. 50~ Umspanner II .. Eigenbedarf umspanner I .. Eigenbedarf umspanner II . Eigenbedarf umspanner III. Eigenbedarf umspanner IV 16.000 6.300/115.000+5% 80-2/1465 16.000 6.300/115.000+5% 80-2/1465 640 6.300+5%/400/231 58-8/928 640 6.300+5%/400/231 58-8/928 640 25.000+5%/400/231 14-8/925 1000 25.000+5%/6.300 13-1/91-7 11-92 Freiluft Yd 11 O S/O F 1949 42 11-92 Freiluft Yd 11 O S/O F 1949 42 3-85 Innenraum Yy 0 OS 1943 2-5 3-85 Innenraum | Yy OOS 1943 | 2-5 5-2 Innenraum YyO OS 1943 2-9 1-28 Freiluft Yd 11 OS 1952 3-1
österreichische Kraftwerke in Einzeldarstellungen Bisher erschienen: Folge 1 Draukraftwerk Schwabeck 1956 S 12.— Folge 2 Draukraftwerk Lavamünd 1956 S 12.— Folge 3 Dampfkraftwerk Engerthstraße 1956 S 12.— Folge 4 Dampfkraftwerk Simmering 1956 S 12.— Folge 5 Dampfkraftwerk Hütte Linz 1956 S 12.— Folge 6 Ennskraftwerk Mühlrading II. Aufl. 1956 S 12.— Folge 7 Dampfkraftwerk Voitsberg 1950 s 8.— Folge 8 Ermskraftwerk Ternberg III. Aufl. 1956 s 12.— Folge 9 Fernheizkraftwerk Klagenfurt 1956 s 12.— Folge 10 Dampfkraftwerk Timelkam 1956 s 12.— Folge 11 Ennskraftwerk Staning II. Aufl. 1956 s 12.— Folge 12 Ennskraftwerk Großraming II. Aufl. 1956 s 12.— Folge 13 Dampfkraftwerk Neusiedl/Zaya 1956 s 12.— Folge 14 Kraftwerk Hütte Donawitz 1952 s 12.— Folge 15 Kraftwerk Partenstein 1952 s 12.— Folge 16 Dampfkraftwerk Fohnsdorf 1952 s 12.— Folge 17 Innkraftwerk Kirchbichl 1953 s 12.— Folge 18 Kraftwerk Bregenz-Rieden II. Aufl. 1956 s 12.— Folge 19 Werksgruppe Obere III II. Aufl. 1956 s 12.— Folge 20 S aalachkraftwerk Rott 1954 s 12.— Folge 21 Ennskraftwerk Rosenau 1954 s 12.— Folge 22 Kraftwerk Latschau 1955 s 12.— Folge 23 Murkraftwerk Laufnitzdorf 1956 s 16.—
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