schließlich der Strafanstalt diente, sowohl die Gemeinde wie auch unsere Gesellschaft vor ernste Probleme, da der in einem Teil des trocken fallenden Flußbettes verbleibende Garstnerbach als Vorfluter ungeeignet ist. Die bei Beeinträchtigung von Brunnen und alten Abwasseranlagen oft sehr schwierig zu lösenden Rechtsfragen konnten durch den Bau einer Wasserleitung und einer Abwasserbeseitigung in den betroffenen Gebieten durch die Marktgemeinde Garsten, an welchen seitens unserer Gesellschaft in verschiedener Form mitgeholfen wurde, einvernehmlich gelöst werden. Es ist auch zu erwarten, daß mit den Fischereiberechtigten im Stauraum des Kraftwerkes sowie in der unmittelbar anschließenden Flußstrecke eine Einigung über die zu leistende Entschädigung in Kürze erzielt wird; die Entschädigung wird mit den Beeinträchtigungen vor allem während des Baues und mit der Umstellung von einem schnell fließenden Gebirgsfluß auf einen Stausee begründet, welche die bisherige Ausübung der Sportfischerei nur mehr beschränkt ermöglichen soll. Zu 3.: Entsprechend der Erkenntnis des Wertes von Beweissicherungen, die durch unanfechtbare Tatsachen und Feststellungen künftige Streitigkeiten vermeiden oder doch zumindest abgrenzen helfen, wurden auch bei diesem Projekt vor allem hinsichtlich des Zustandes von Häusern und von Wasserversorgungsanlagen umfangreiche Beweissicherungen, vor allem im sogenannten Garstner Feld, vorgenommen. Diese umfassen rund 90 Häuser und 80 Brunnen, über deren technische Voraussetzungen und Durchführungen an anderer Stelle berichtet wird. Die im Hinblick auf die Trockenlegung des Ennsbettes und die an der Kraftwerksbaustelle fallweise vorgenommenen Sprengarbeiten gewünschte Beweissicherung der künstlerisch sehr wertvollen und bedeutenden Barockkirche des ehemaligen Klosters Garsten, konnte durch entsprechende Ausgestaltung des Gerinnes des Garstnerbaches und nach Durchführung seismographischer Versuche durch die Wasserrechtsbehörde praktisch entfallen. Landwirtschaftliche und pflanzensoziologische Beweissicherungen konnten im Hinblick auf den Charakter des Stauraumes, der überwiegend von steilen Böschungen begrenzt ist, auf einige wenige Grundstücke beschränkt bleiben. Zur Abfuhr der im Kraftwerk erzeugten Energie dient eine 110-kV-Einfachleitung vom Kraftwerk zum Umspannwerk Steyr der Oberösterreichischen Kraftwerke AG. Es ist gelungen, diese Leitung, deren Endpunkt mitten in der Stadt Steyr liegt und die unter anderem Teile des Geländes der Steyr-Werke überspannt, doch so zu legen, daß auch dank der Einsicht der Betroffenen Schwierigkeiten hinsichtlich Trassierung und Entschädigung vermieden werden konnten; auch hier gelang es, alle Entschädigungen einvernehmlich zu regeln. Audi bei diesem Kraftwerksbau wurden die Erfahrungen früherer Vorhaben bestätigt, wonach es zweckmäßig ist, sowohl mit den Behörden wie audi insbesondere mit den vom Bau Betroffenen möglidist frühzeitig in Besprechungen einzutreten. Diese führen meist zu Lösungen, die für alle Teile annehmbar sind. Es muß berücksichtigt werden, daß die Entschädigungsfragen für die Betroffenen sehr oft an die wirtschaftliche und mensdiliche Existenz rühren und daher von diesen auch entsprechend überdadit und überlegt werden wollen. Unter Zeitdruck vorgenommene Verhandlungen zwingen unter Umständen zur Aussdiöpfung der rechtlichen Möglichkeiten, die angesichts der oft sehr komplizierten Rechtslage nicht eindeutig sind und deren rechtskräftige Beendigung durchaus nicht mit den technischen Terminen zusammenfallen müßte. Der Ingenieur kann nach Abschluß seiner mühe- und verantwortungsvollen Arbeit auf ein Werk verweisen, das den Sinn dieser Tätigkeit augenscheinlich rechtfertigt. Der Jurist, der die durch die Technik vorübergehend gestörte Ordnung wieder ins rechtliche Gleidigewidit zu bringen hat, ist hier in einer sdiledi- teren Lage, da der siditbare Niedersdilag seiner Tätigkeit sich auf papierene Ergebnisse besdiränkt. Ihm bleibt allerdings die Genugtuung, daß durdi seine Mithilfe das Kraftwerksunternehmen nidit als Fremdkörper, unerwünsditer Nadibar und Störenfried empfunden wird, sondern nadi einer mensdilidi verständlichen Übergangszeit gut nadibarlidie Verhältnisse zwischen Technik und den von ihr Betroffenen herrschen. Es bleibt nur nodi, soweit es das Reditsgebiet betrifft, allen beteiligten Behörden, die nun sdion jahrzehntelang am Ausbau der Enns mitwirken, für ihre verständnisvolle und hilfsbereite Haltung zu danken. Dr. Kurt Baumgartner Direktor der Ennskraftwerke AG 4400 Steyr Anlage und Entwurf des Kraftwerkes Garsten-St. Ulrich Von Dipl.-Ing. Dr. techn. Siegfried Radler, Ennskraftwerke AG, Steyr Mit 4 Textabbildungen 1. Vorgängerprojekte Die Stufe Garsten-St. Ulrich nützt die etwa 7 km lange Flußstrecke vom Unterwasser des KW Rosenau bis zur Stadt Steyr. Der Flußabsdinitt nördlidi von Temberg war schon seit dem ersten Weltkrieg Gegenstand zahlreidier Kraftwerksprojekte der OWEAG bzw. deren Rechtsnachfolgerin, der ÖKA. Die erste wr. Bewilligung wurde auf Grund des Projekts Sand der OWEAG von Ing. S. Spychiger im Jahre 1919 gegeben. Mit der Wehrstelle bei Enns-km 41,1 lag es etwa 900 m flußauf der heutigen Anlage Rosenau. Ein 2,1 km langer Kanal für 120 m’/s führte linksufrig bis zum flußauf der Straßenbrücke Sand gelegenen Krafthaus. Als Stauziel war Kote 309,0 m ü. A. vorgesehen, das sind 6 m unter dem des Kraftwerkes Rosenau. Durch die 1922 erfolgte wr. Genehmigung der Stufe Temberg an der später (1941 bis 1949) ausgeführten 188 S. Radler: Anlage und Entwurf des Kraftwerkes Garsten-St. Ulrich
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