Das Kraftwerk Garsten-St. Ulrich aus wirtschaftlicher Sicht Von Dkfm. Dr. Hans Singer, Vorstandsmitglied der Ennskraftwerke AG, Steyr Mit 8 Textabbildungen Aus Anlaß der Vollendung des Kraftwerkes Garsten-St. Ulrich soll nachstehend nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung dieses Werkes beleuditet, sondern ein Überblick über die Entwicklung der Ennskraftwerke AG in den letztvergangenen Jahren gegeben werden. In allgemeinen Publikationen der letzten Zeit ist viel berichtet worden; darum sollen im folgenden einige speziellere Fragen behandelt werden. Durch die zügige Fortsetzung des Ennsausbaues nach einer vorübergehenden Investitionspause in der Mitte der fünfziger Jahre konnte die EKW ihren Anteil am gesamtösterreichischen Stromaufkommen nicht nur halten, sondern im langjährigen Durchschnitt sogar leicht vergrößern. Durch das Kraftwerk Garsten-St. Ulrich erfährt die Kraftwerkskette der EKW einen weiteren Kapazitätszuwachs um 32 MW (13%) bzw. 149 GWh (12%) jährlich. Abb. 1. Stromerzeugung der Ennskraftwerke AG ------------- Effektive Erzeugung EKW ------------- Gesamtösterreidiisdie Erzeugung; für diese Kurve gilt die Skala X 20 ------------- Trendlinie Erzeugung EKW Mit jedem neuen Kraftwerk macht sich eine gewisse Größendegression bemerkbar, die sich insbesondere in den Verwaltungskosten und auf dem personellen Sektor auswirkt. Wenn der Personalaufwand, sowohl insgesamt als auch bezogen auf die Erzeugungseinheit, ständig im Steigen begriffen ist, so ist dies eine der allgemeinen Entwicklung folgende Erscheinung (Abb. 2 und 3). Durch die erwähnte Größendegression und die Modernisierung der Kraftwerksanlagen steigt der Be- schäftigtenstand viel geringer als die Erzeugung. Dementsprechend verbessert sich laufend die Produktivität. Wie überhaupt bei Wasserkraftwerken, kommt auch bei der EKW dem Personalaufwand im Rahmen der Stromerzeugungskosten, verglichen mit den Kapitalkosten, nur relativ geringe Bedeutung zu. Während sich die personellen Kosten auf weniger als 20% der Gesamtkosten belaufen, nehmen Abschreibungen und Zinsen fast 70% in Anspruch. Die Abschreibungen sind eine vorwiegend technisch, durch die Nutzung bestimmte, gewissermaßen objektive Größe, die Zinsen hingegen unterliegen individuellen Einflüssen bei den einzelnen EVU. Sie verdienen daher eine spezielle Betrachtung. Abb. 2. Personalaufwand je Erzeugungseinheit Der zunehmende Bestand an älteren Werken erwies sich für die letzten Kraftwerksbauten der EKW als ergiebige Selbstfinanzierungsquelle. Dadurch ist die Zinsenbelastung der Neubauten (gegenüber 1958) weniger intensiv angewachsen als etwa die Nettobilanzsumme (gegenüber dem 1. Januar 1959). (Die beiden Kurven in Abb. 4 würden bei gleich starkem Ansteigen, infolge der logarithmischen Teilung der {/-Achse, parallel erscheinen.) Diese Wirkung wird auch zugunsten der anschließenden Bauvorhaben anhalten. Die Zinsen sind nicht nur als selbständiger Kostenfaktor für das betreffende EVU von besonderem Interesse. Von ihnen hängt unmittelbar ein erheblicher Teil des Gewerbesteueraufkommens ab. Gerade in einem — Abb. 3. Beschäftigtenstand, Personalaufwand und Produktivität (Trend) 184 H. Singer: Das Kraftwerk Garsten-St. Ulrich aus wirtschaftlicher Sicht
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