Das Ennskraftwerk Garsten - St. Ulrich

aussetzung. Weicht die tatsächliche Ausführung z. B. des Turbinensaugrohres von der Ausschreibungsunterlage ab, so kann daraus die Bauuntemehmung mit Recht Mehrforderungen ableiten. Es ist also die Maschinenvergabe vor der Bauausschreibung notwendig, da die einzelnen Turbinenlieferanten leider stark von einander abweichende Formen der Spirale, des Leitapparates und des Auslaufes haben und bei Nichteinhaltung dieser Formen keine Garantie für Laufruhe und Wirkungsgrad abgeben wollen. Es nützt kein „Konstruktionsauftrag“, um die meist vom Kraftwerksunternehmen festgelegte Turbinengröße (Fallhöhe, Durchfluß, Drehzahl) auch konstruktiv bei der Bauausschreibung an die Baufirmen weiterzugeben, da eben die Ausführungsformen stark voneinander abweichen. Zweckmäßig wäre es, bei Stufen ähnlicher Fallhöhe und ähnlichem Durchfluß, also auch bei nicht genauer Übereinstimmung von zwei Stufen, trotzdem die gleiSt. Ulrich“ trotz der in der Bauzeit um etwa 15% ansteigenden Preise dank des Umstandes gehalten werden, daß alle größeren Abschlüsse zu Festpreisen vergeben wurden. Die spezifischen Kosten für Arbeit und Leistung liegen aber um etwa 20% höher als bei der vorher ausgeführten Stufe „St. Pantaleon“, die allerdings besonders günstig war. Die Gesamtanlage fügt sich gut in das Landschaftsbild ein, wie Abb. 2 zeigt. Eine Straßenbrücke, welche neben dem Krafthaus über die Wehranlage führt, schätzen nicht nur die Anrainergemeinden St. Ulrich und Garsten, sondern auch der Durchzugsverkehr auf der Eisenbundesstraße, welche besonders im Süden der Stadt Steyr sehr schmal ist, wird fühlbar verringert werden. Die staatliche Flußbauleitung führte im Unterwasser der neuen Stufe eine Regulierung in der Form durch, daß der Fluß auf eine Länge von rund 800 m dien Masdiinensätze zu wählen, da dann die gleidien Sdialungspläne verwendet und die Bewehrung nidit nodimals gerechnet werden muß. So erzielen die vier Stufen zwischen Ingolstadt und Bertoldsheim an der Oberen Donau sehr niedere Anlagekosten, da sie trotz geringer Untersdiiede an Fallhöhe und Ausbauwassermenge die gleidien Einbauten erhalten. Bei der Bauausführung ist es in Österreich und im benadibarten Ausland üblich, in der Regel den ein- sdiiditigen Betrieb vorzusehen. Es gehen also in der Hälfte der Bauzeit die Kosten für das Kapital, Geräte- und Stoffevorhaltung und dergleidien mehr für die produktive Arbeit verloren. Im Stollenbau ist merkwürdigerweise in österreidi der dreisdiiditige Betrieb üblidi. Es fragt sidi, ob bei ebenfalls dreisdiiditigem Betrieb an Kraftwerksbaustellen nidit eine Verkürzung der gesamten Bauzeit von z. B. zweieinhalb auf eineinhalb Jahre möglidi wäre; eine diesbezüglidie Gegenüberstellung der Mehrkosten des Dreisdiichtbetriebes und der Minderaufwendungen an Vorhaltekosten wäre zumindest für Niederdrudcanlagen im Flachland sinnvoll. Die Baukosten konnten bei der Anlage „Garsten- ein nur mehr zwei Drittel breites, aber dafür tieferes Bett ohne Sandbänke und eine sehr ansprechende Ufergestaltung erhielt. Auch die Ennsstufe „Garsten-St. Ulrich“ nimmt am Durdilaufschwellbetrieb der Ennskette teil und es wird durch Verminderung der Fließzeit von bisher zwei Stunden des Betriebswassers bis zur unterhalb der Stadt Steyr gelegenen Stufe „Staning/ auf die Hälfte ein Gewinn von rund 2 GWh dort erzielt. Die gesamte Arbeit des Werkes „Garsten-St. Ulrich“ beträgt einschließlich der Restwassermaschine und dieses Schwellbetriebsgewinnes 149 GWh im Regel jahr. Alle acht oberösterreichischen Ennsstufen haben eine Leistung von 282 MW und eine Regeljahresarbeit von 1423 GWh. Die Zusammenarbeit mit allen am Bau beteiligten Behörden und Ämtern war fruchtbringend, ihnen gebührt, wie allen Arbeitern und Angestellten der am Bau bzw. an der Herstellung und Montage beteiligten Firmen, für ihre Arbeit und Leistung der Dank des Unternehmens. Dipl.-Ing. Franz Pepelnik Vorstandsmitglied der Ennskraftwerke AG 4400 Steyr ÖZE • Jhg. 21 • Heft 5 183

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2