relativ großen Erdbewegungen nicht mehr zurückschreckt, kam der Gedanke auf, die S-förmige Schleife zu durchschneiden, den Flußlauf um fast 1 000 m zu kürzen und die Anlage in der Sehne zu erbauen. Das brachte für die Bauten an der Enns erstmalig die Gelegenheit, Krafthaus und Wehr in einer einzigen, großen Baugrube gleichzeitig zu errichten, wobei die natürlichen Felsriegel oberhalb und unterhalb der Sehne die Fangdämme darstellten. Diese Felsriegel hatten den Fluß seinerzeit gezwungen, den S-förmigen Lauf einzuschlagen und waren hoch genug, um der Baugrube auch bei sehr großen Hochwässern genügend Schutz zu bieten. Trotz der wasserreichen Jahre 1965/1966 ist die Baugrube niemals geflutet worden. Der Ennsabschlußdamm sollte eigentlich in der Niederwasserzeit ausgeführt werden, das Baurisiko wäre dann gering gewesen. Das Bauprogramm verlangte aber ein längeres Trockenhalten der Baugrube vor den Turbineneinläufen bzw. den Wehrfeldem, und das spätere Aufwenden der Mittel für den Dammbau und dessen Dichtung wog das Risiko der Errichtung in der Zeit höherer Wasserführung auf. Die tatsächliche Ausführung des Abschlußdammes im Juli 1967 gab diesen Gesichtspunkten recht, alle Vorteile blieben auf unserer Seite und kein Nachteil kürzte das Ergebnis. Wie die weiteren Berichte in diesem Heft noch im Detail ausführen, sind alle günstigen Aspekte durch den in einem Zuge in rund 27 Monaten ausgeführten Bau erfüllt worden. Wie das Luftbild in Abb. 1 zeigt, ergab sich durch den Durchstich ein trockengelegtes Flußbett von etwa 7 ha Fläche, die als Regulierungsneuland nach dem Wasserrechtsbescheid des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom Jahre 1964 dem Kraftwerks- untemehmen zugesprochen wurde. Allerdings wurde die Verpflichtung daran geknüpft, daß diese Fläche für öffentliche Zwecke zu widmen sei. Die Anrainergemeinde Garsten wird dort ein Schwimmbad, einen Park und Ballspielplätze errichten. Bloß am Unken Ufer, oberhalb des Abschlußdammes, mußte zur Vermeidung der Erhöhung des Grundwasserspiegels ein Dichtschlußdamm (Asphaltdichtung) mit etwa 500 m Länge errichtet werden. Der Stausee reicht bis zum Oberlieger „Rosenau“ und wird dessen Energieerzeugung durch Einstau vermindern. Der See im Weichbild der Stadt Steyr bietet sich für verschiedene Wassersportarten an und wird durch seine Ufergestaltung ähnlich wie andere Ennsstaue das Landschaftsbild bereichern. Die linksufrige Wehranlage im Anschluß an das Maschinenhaus umfaßt drei Felder mit je 14 m Breite und 12,5 m Verschlußhöhe, wobei wieder Drucksegmentverschlüsse mit aufgesetzter Klappe und ölhydraulischem Antrieb, wie bei der siebenten Ennsstufe, angewandt wurden. Das Krafthaus enthält zwei vertikale Maschinensätze für 115,4 UpM und 12,5 m Ausbaufallhöhe von zusammen rund 31 MW Leistung. Erwähnenswert ist die für österreichische Verhältnisse bei dieser Größe erstmals ausgeführte Gleichrichtererregung der Generatoren, also das Fehlen von Erregermaschinen. Weiters wird erstmals die Gesamtanlage vom Oberlieger werk aus ferngesteuert, es wird also kein Schichtpersonal den Betrieb führen. Auch der Anlauf- und Abstellvorgang der Maschinensätze erfolgt automatisch bis zur Parallelschaltung und entsprechend dem täglichen Schwellbetriebsfahrplan werden die Wirk- und Blindleistung von der Ferne her eingestellt. Die notwendigen Instandhaltungsarbeiten werden vom besetzten Oberlieger mit dessen Personal ausgeführt werden. Die vorgeschriebene Restwasserabgabe von 15 m3/s an die rund 3 km lange, im Bereich der Stadt Steyr ungenutzt bleibende Ennsstrecke wird in einem eigenen Maschinensatz beim linken Landpfeiler des Wehres abgearbeitet werden. Dieser Maschinensatz deckt den Eigenbedarf und liefert die nicht benötigte Energie in das 25-kV-Landesnetz. Beide Hauptmaschinensätze liefern über einen gemeinsamen Umspanner und eine etwa 4 km lange 110-kV-Drehstromleitung die Energie in das Umspannwerk Steyr der Oberösterreichischen Kraftwerke AG. Die Leistung der Stufe reicht auch in der Niederwasserzeit aus, bei Störungen in den Überlandleitungen die Stadt Steyr samt ihrer Industrie für die Störungszeit zu versorgen; dies bedeutet eine wesentliche Erhöhung der Versorgungssicherheit. Die OKA und die Verbundgesellschaft haben sich je zur Hälfte an den Errichtungskosten beteiligt und werden je die Hälfte der Energie abnehmen. Für eine gute Koordinierung zwischen Baudurchführung und Montage hat der Bauherr zu sorgen. Die enge Verflechtung der Interessen, schon vom Tage des Einbringens des ersten Betons einschließlich des Verschweißens der Bewehrungseisen (um einen niederen Gesamterdungswiderstand zu erreichen) bis zur Fertigmontage eines Maschinensatzes, erfordert gegenseitige Rücksichtnahme und fast tägliche Abstimmung der Beinflussung. Da bei dieser Stufe eine besonders gut funktionierende Abstimmung dieser Interessen stattfand, kam dies dem Bau- und Montagefortschritt sehr zustatten. Wie bei allen Bauten an der Enns, war Bau- und Montageleitung in den Händen von Firmenangehörigen, und es erweist sich überdies als sehr zweckmäßig, wenn der Montageleiter, zumindest die erste Zeit, auch den Betrieb führt. Schon bei der Planung bzw. bei der Behandlung des Projektes im Projektsprüfungsausschuß der Direktorenkonferenz im Verbundkonzem wird ein genauer Bauzeitplan festgelegt. Der Baubeginn wird in der Regel in die Mitte eines Jahres gelegt, um die winterliche Niederwasserzeit für die Erstellung der Flußbaugruben auszunützen. Nur durch genaue Planung kommt man zu einem Bauzeitminimum, das schon wegen der Ersparnis an Bauzinsen anzustreben ist. Interessant für die Energieerzeugung ist der Winter, d. h. das Bauprogramm muß so geplant werden, daß die erste Energielieferung in den Winter fällt. Es sind also z. B. zweieinviertel bis zweieinhalb Jahre Bauzeit richtig, da dies bei Baubeginn in der Mitte und Aufnahme des Betriebes gegen Ende eines Kalenderjahres mehrere Vorteile einschließt. Dies wurde auch bei der Anlage „Garsten-St. Ulridi“ angestrebt und durch Beginn des Baues mit Mitte 1965 und Aufstau bzw. Lieferungsaufnahme mit dem ersten Maschinensatz anfangs November 1967 eingehalten. Bis zur Inbetriebnahme des letzten Maschinensatzes Mitte Jänner 1968, also der Fertigstellung, sind somit zweieinhalb Jahre Bauzeit aufgewendet worden. Für die Bauausschreibung ist die genaue Kenntnis der Größe der Maschinen und der Wehranlage Vor182 F. Pepelnik: Ennsstufe Garsten-St. Ulrich
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2