Österreichische Zeitschrift für Elektrizitätswirtschaft 21. Jahrgang Wien, Mai 1968 Heft 5 Das Kraftwerk Garsten-St. Ulrich Mit 3 Textabbildungen Es nutzt die 7 km lange Flußstrecke der Enns zwischen dem südlichen Stadtrand von Steyr und dem Kraftwerk Rosenau in einer einzigen rund 13 m hohen Kraftstufe durch Aufstau und Umleitung in einen Flußschleifendurchstich. 10 m der Fallhöhe werden durch den Aufstau und 2 m durch das Verkürzen des Flußlaufes im Durchstich zustandegebracht, während eine rund 1 km lange Unterwasserregulierung den verbleibenden einen Meter Fallhöhe gewinnbar macht. Der Stau schließt im Unterwasser des Kraftwerkes Rosenau in optimaler Höhenzuordnung an. Das Unterwasser des Kraftwerkes Garsten-St. Ulrich ist eine freie, 3 km durch die Stadt Steyr führende Flußstrecke, die bis zur Stauwurzel des Kraftwerkes Staning reicht. Die Verpflichtung zu einer Mindestwasserabgabe von 15 m3/s geht vom Kraftwerk Rosenau auf das Kraftwerk Garsten- St. Ulrich über. Mit dem Flußschleifendurchstich wird auch dem Ortsgebiet des Marktes Garsten ausgewichen. Es bleibt dadurch für das Siedlungsgebiet die natürliche Vorflut erhalten. Die abgeschnittene, trockenfallende Fluß- sdileife ist bis auf das kleine, verlängerte Vorflutgerinne des Garstenbaches mit überschüssigem Aushub ausgefüllt und ergibt etwa 7 ha Neuland. Das Einzugsgebiet ist für das Kraftwerk Garsten- St. Ulrich 4 977 km2 groß und bietet 176 m3/s Mittelwasser. Das größte bekannte Hochwasser (2 600 m3/s, Juli 1572) macht den 74fadien Wert des niedersten Niederwassers (35 m3/s, 1954) aus. Mit Geschiebe wird wegen der zahlreichen Oberlieger über mehrere Jahrzehnte nidit zu redmen sein. Die Ost- West-Sehne der Ennssdileife eignet sidi besonders gut für den Durdistidi mit der Anordnung eines Buchtenkraftwerkes. Das Wehr liegt im Durch- stidibogen außen, die Kraftanlage innen. Die Gründungssohle der Bauwerke reidit tief in den Flysch (Sandstein und Mergel), der durch Sdiotter abgedeckt ist. Der Sdiotter gab den Baustoff für Dämme und Beton ab. Audi Sandstein wurde in untergeordneten Schüttungen im Stauraum eingebaut. Der Triebwassereinzug ist auf 265 m3/s ausgebaut. Er wird aus dem natürlidien Wasserdargebot an 70 Tagen im Regeljahr übersdiritten. Davon werden 250 m3/s (290 m3/s bei Turbinenöffnung) in den beiden Maschinensätzen der Kraftanlage und 15 m3/s über die in der linken Wehrflanke stehenden Pflichtwasser- masdiine über 12,65 m Fallhöhe abgearbeitet. Das gesamte Kraftwerk bleibt unbesetzt, ist automatisiert und fernbedient. Stauraum Den Talabsdiluß bildet das im Durchstich stehende Wehr mit danebenliegender Kraftanlage. Im Anschluß diditet am rediten Ufer ein etwa 200 m langer Injektionsschirm und am linken Ufer eine mit Asphaltbeton und Betonsdiürzen ausgeführte, insgesamt rund 600 m lange Einsdinitts- oder Dammböschung den Stau ab. Der übrige Stauraum liegt mit seinen Ufern in natürlich dichtem Terrain, das zum Teil durch Steinwürfe, Vorschüttungen und Grünverbauungen befestigt ist. Der Spiegel auf Kote 302,0 bedeckt hauptsächlich natürliche Flußböschungen, aber auch ehemalige landwirtschaftliche Flächen. Wehr Das dreifeldrige Wehr ist durch je 14 m breite und 12,50 m hohe Segmente mit aufgesetzten Klappen verschlossen. Segment und Klappen sind hydraulisch angetrieben. Fünf Dammbalken bilden den OW-Not- versdiluß, der mit einem Autokran von der über das Wehr führenden Brücke bedient wird. Das Wehr kann 3 400 m3/s bei Einhalten des Stauzieles fördern (HQiooo — 2 800 m3/s). Die wasserberührten Flächen sind nidit steinverkleidet. Wehrschwelle und Tosbedcen- gegensdiwelle sind stahlgepanzert. In der linken Wehrflanke ist ein Masdiinensatz für Q = 15 m3/s angebaut, der bei Stillstand der Hauptmaschinen das Pfliditwasser abgibt und zur Eigenbedarfsdeckung dient. Die Ein- riditungen des Wehres werden fernbedient. Kraftanlage Über eine neue Straße zwischen der Eisen-Bundesstraße und dem Markt Garsten, welche die Kraftanlage und das Wehr überbrückt und öffentlich ist, wird der Verkehr angesdilossen. Alle elektromaschinellen und betrieblidien Einriditungen sind in einem einheitlidien Baublock untergebradit. Die beiden Maschinensätze (50 Hz) arbeiten auf einen an der Stirnseite der Masdiinenhalle außen stehenden Transformator. Sie besitzen eine gemeinsame Reglergrube, Rechenreinigungsmaschine und OW-Notverschluß. Die Saugschläuche sind um 5° zur Einlaufachse gegen das Wehr hin gedreht. Eine Betonhalle mit einem 95-t-Kran überdeckt die beiden Masdiinen und sdiließt an einen landseitigen Anbau an, der versdiiedene Betriebsräume beherbergt. Oberstrom der Masdiinen, über den Einläufen und unter der öffentlichen Brücke liegen Sdialtanlagen und die übrigen widitigsten elektrischen Räume. Unter dem neben den Masdiinen liegenden Montageplatz befindet Das Kraftwerk Garslen-Sl. Ulridi ÖZE • Jhg. 21 • Heft 5 177
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