Versteigerungskatalog der Lambergschen Bestecksammlung, April 1912

Zur Geschichte des Besteckes. ie künstlerische Ausbildung der einzelnen Teile unseres heutigen Besteckes begann erst im Mittelalter, somit in einer Zeit, als der Gebrauch des Messers im Kulturleben allgemeiner wurde. Im Altertum waren Messer und Gabel für den Gebrauch bei Tisch unbekannt. Es waren Geräte, welche wohl bei den Vorbereitungen zur Mahlzeit als unentbehrliche Hilfsmittel beim Zerlegen des Fleisches in der Küche Verwendung fanden; bei der Tafel aber, wo man sich damals im allgemeinen der Finger oder zugeschnittener Hölzer bediente, kannte man weder Messer noch Gabel. Die älteste Form des mittelalterlichen Besteckes diente übrigens auch bei Tisch mehr den Vorbereitungen zur Mahlzeit als dieser selbst. Was früher in der Küche vorgenommen wurde, geschah nunmehr bei der Tafel vor den Augen der Gäste und unter unmittelbarer Aufsicht des Gastgebers. Das Messer beginnt auch hier mit seiner Form als Vorschneidemesser, dann als Garnitur, bestehend aus einer Anzahl größerer und kleinerer Aufschneide- und Zerlegmesser, weil nun auch Geflügel und kleines Wild bei Tisch selbst zerlegt wird. Es folgt die große zweizinkige Gabel als wichtiges Hilfsmittel beim Transchieren der Fleischgerichte und schließlich die Gabel mit zwei besonders langen Zinken als Vorlegegabel. Der Vorschneider, dessen Aufgabe sich allmählich zu einem eigenen Amt bei Hofe und an der Tafel des hohen Adels entwickelt hatte, mußte seine Kunst gelernt haben und unterrichtete Edelknaben in dieser. Später erschienen eigene Trincierbücher, wie jene des Vincenzo Cervio 1581 in Venedig, des Giacomo VII

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