Die Landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs

Einleitung. CCXXVll Aber auoli für die spätere Entwicklung Österreiehs ist damit ein wichtiger Einblick zu gewinnen; denn wenn auch die ßeicbspolitik der ersten Habsburger in Österreich, Albreclits I. und besonders Friedrichs des Schönen, große und umfassende Veräußerungen und stets wieder kehrende Verpfändungen landesfürstlichen Gutes notwendig machten,' so haben die Einkünfte der österreichischen Herzoge sich gleichwohl im 14. Jahrhundert noch gesteigert, denn schon lange vor Rudolf IV., sieherlich seit Beginn der Herrschaftsperiode Albrechts XL, sind die indirekten Steuern, besonders das Ungelt, energisch ausgebildet worden.^ Sie haben alsbald eine der wichtigsten Einkunftsquellen ausgemacht, die das alte Er trägnis der Domänen weit übertrafen.® Daneben aber wurden jetzt immer häufiger und regelmäßiger außer ordentliche Steuern gefordert, die bereits im 14. Jahrhundert mitunter eine enorme Höhe erreichten.^ Auch die Städte mußten schon seit dem 13. Jahrhundert, nun aber in gesteigertem Maße außerordentliche Steuern an den Landesherrn entrichten.® Vergleicht man nun die landesfürstlichen Einkünfte von Ober- und ,Niederösterreich mit jenen der übrigen habsburgischen Länder, so tritt die überraschende Tatsache entgegen, daß die Erträgnisse davon jenen aller anderen (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien und Tirol) ziemlich gleich kamen.® Eben darin dürfte nun der Schlüssel zu der immerhin auffallenden Eigenart der habsburgischen Teilungen am Ausgange des 14. Jahrhunderts zu finden sein. Es konnte befremdlieh erscheinen, weshalb im Jahre 1379 Albrecht III. bloß Ober- und Niederösterreich, sein Bruder Leopold HL aber alles Übrige erhielt, also ein seinem Gebietsumfange nach ungleich größeres Stück vom Ganzen. Man wird diesen finanzgeschichtlichen Grundlagen in der Folge eine noeh intensivere Beachtung zuwenden müssen, wenn man den äußeren Verlauf der geschichtlichen Begebenheiten richtig erfassen will. Vor allem aber wird auch die soziale Entwieklung Österreichs daraus eine ungeahnte Beleuchtung erfahren. 'Man vergleiche be,sonders die umfänglichen Pfandverzeichnisse aus den Jahren 1310 bis 1314-, aus welchen Chmel, AÖG.2, 513 ff. Auszüge veröffentlicht hat. ^ Vgl. V. Srbik, Die Beziehungen von Staat und Kirche in Österreich während des Mittelalters in meinen Forschungen zur inneren Gesch. Österreichs I. 1, 149. 'Vgl. die Übersicht der Erträgnisse aus den Jahren 1437 und 1438 Chmel, Material. 1, 88 ff. und 95 ff., nach welchen das Ungelt sicher ebensoviel als die Einnahmen von Zoll und Gericht ausmachte! * Vgl. zu den Zusammenstellungen Sailers Bl. f. Lk.,N.F.4,110 ff. die Ausführungen V. Srbiks a. a. O., S. 139 ff. ® Vgl. K.Schalk,Zur Finanzverwaltung Wiens am Ende d.14.Jahrh. Bl. f. Lk. 17,36ff. ® Im Jahre 1438 betrugen diese Einkünfte (mit Abrechnung der Abgänge)66.971 iiß ; jene der Steiermark 15.320 ^, von Kärnten 2435 ^, von Krain 3703 jfiJ, von Istrien ca. 13000,von Tirol aber 47.794 Gulden Kheinisoh. Chmel, Material. I. 1, 82ff.

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