Die Landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs

CCXVI Einleitung. Man wird diese Beispiele leiclit noch vermehren können; beinahe jedes Urbar bietet Belege dafür. Ich beschränke mich darauf, zwei urkundlich bezeugte Fälle noch anzuführen, welche die praktische Bedeutung der Ur bare für Besitzfragen deutlich illustrieren. Im Jahre 1311 bestätigte Albero von Kirchberg dem Kloster Zwettl den von seinen Vorfahren geschenkten Besitz. Da der Umfang desselben, wie es scheint, nicht ganz bekannt war, wurde er mit Hilfe von Urkunden und dem Urbarbuch festgestellt.^ Anderseits erfolgte die Teilung des Wallseer Besitzes im Jahre 1356 offenbar nach den Angaben des Urbares; denn beide Teile fügen der im einzelnen angeführten Teilung noch die Vereinbarung hinzu: oh daz war, daz unsern amptleuten icht verswigen war oder vergezzen loär, daz an unser urbarpüch niht chomen war, waz wir oder unser amptleut dez paidenthalben ervindcn und ervaren mohten, daz scMdl wir auch geleich miteinander taylen.^ Man hat angenommen, daß die Urbare für alle Verhältnisse zwischen Grundherrn und dessen Hintersassen als beweiskräftige Urkunden ange sehen worden seien, soweit nicht Interessen eines Dritten in Frage kamen. Nur in letzterem Falle sei die Bekräftigung durch Zeugenaussagen nötig gewesen.® Für Osterreich mindestens wird man da doch wohl noch eine weitere Einschränkung machen müssen. Die Anschauung der Juristen des 18. Jahrhunderts, welche Susta hier zur Erklärung beigezogen hat, scheint mir deshalb nicht völlig konkludent, weil die Saalbücher und Urbare der späteren Jahrhunderte (16. und 17. Jahrhundert), welche sie vor Augen hatten, vielfach in offizieller Form, durch Amtleute oder Notare, beglaubigt waren, was bei den älteren Urbaren meist nicht vorkommt. Im Jahre 1437 weigerten sich einige Hintersassen des Nonnenklosters Erla in Nieder österreich eine von ihnen geforderte Steuer an den Grundherrn zu leisten; sie verklagten denselben geradezu deshalb bei dem Landesfürsten. Der Rechtsbestand wurde durch einen landesfürstlichen Beamten aber auf Grund der Urbarbücher und Register sowie des alten Herkommens, d. h. durch Zeugenbeweis festgestellt.^ Es genügten somit hier, obwohl es sieh ledig- ^ Daruinh wolt ich wizzen loaz dez alniuesen wer^ daz mein voi'V07'7i und ouch ich dem seihen chlostei^ ze Zwetel gegeben haben, wand etleich guet von gar alten zelten, etleichs von neuen dingen dem chloster gegeben ist; und dai'umhe hahent die hrueder des vorgenanten clilosters.,.mitsamt mir funden an iren hantfesten und ouch an irem aigem und 7'aitpuech die gult die hernach geschrihen steht. FRA.II. 3, 388. 2 OÖUB.7, 462. ® Susta a. a. O., S. 65. ^ Vgl. die Einleitung der Äbtissin zu dem Urbar des Erlaklosters (ungedruckt Hs. Suppl. 181 Staatsarchiv f. 1): Und verchlagten uns darumb gegen unsern allergnädigisten lamidsfürsten Kilnig Albrechten löblicher gedächtnilss, nachmaln gegen den allerdurchleuchtigisten...Römischen Kunig Fridrichen etc. dadurich dann geschaft wardt, daz der vogt von Steyr an S. G-. stat des henanten gotshaus Erlachchloster urha^^pücher register und altz hei'chomen darumb solt hörn, dapey dann gaistlich und wertlich warn ayn guet tail.

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