Die Landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs

Einleitung. CLXXXIII und einzelnen Ämtern der Hofmark Steyr^ (Steinbach und Hall sowie Dietach) gehören Käse zu den regelmäßigen von jeder Hufe zu entrich tenden Abgaben. Man wird also nach diesen bedeutenden Käsediensten annehmen dürfen, daß die Rindviehzucht, auch wenn Schwaighöfe selten nur erwähnt werden, eine große Bedeutung besaß. Die Verzeichnung großer Käseabgaben an Orten, wo Weiden (pascioa) besonders erwähnt werden, verdient gleichfalls Beachtung.^ Allerdings finden wir schon im 12. Jahr hundert gelegentlich bei den Käsen einen Unterschied gemacht, derart, daß die von den Schwaigen produzierten Käse (Sweichaese) von besserer Qualität waren.® Am verbreitetsten war aberjedenfalls auch in Osterreich die Schweine zucht. Wir finden kaum ein Amt in Nieder- wie in Oberösterreich, wo nicht auch Schweine (pord) unter den Abgaben erscheinen. Sie fehlen meist dort, wo eine Ablösung des Zinses in Geld bereits umfassend statthatte.* An besonderen Arten der Schweinelieferung werden seitfrissinge^ und spechsweine'' in einigen Ämtern Niederösterreichs erwähnt. Dabei ist zu bemerken, daß solche besondere Lieferungen hauptsächlich bei den Meierhöfen zu konstatieren sind, was sich aus deren früherer Stellung zur Gentige erklärt.' Unter seitfrissingen wird man junge Schweine, Ferkel, zu verstehen haben, wie denn auch diese Bezeichnung durch eine Eintra gung im Eeichersberger Traditionsbuche als porcos pascuales im Gegen satze zu den maiores porcos direkt erklärt wird.® Speckschweine sind augenscheinlich Mastschweine(porci saginati). Als auifallend kann betrachtet werden, daß nirgends in diesen Urbaren der Eichelmast in den Wäldern gedacht wird, was ja sonst häufig vorkommt. Vermutlich hat dies die bereits vorgeschrittene wirtschaftliche Entwicklung dieser Gegenden mit der im Interesse des Grundherrn erfolgten Bannlegung der Wälder verursacht.® Neben der Schweinezucht muß besonders auch die Schafzucht her vorgehoben werden, umsomehr als dieser Produktionszweig bisher für Osterreich nicht entsprechende Beachtung fand.'® Schon in einzelnen 'S. 177, 256 und 291. 2 Vgl. S. 79 Nr. 315: 300 Käse. ^ Vgl. die Urkunde Herzogs Friedrich I. vom Jahre 1196 für Heiligenkreuz FEA.H. 11, 28: caseis bonis, qui dicuntur swaickaese. * Vgl. in der Hofmark Steyr die Ämter Arzherg (S. 284), Groß-Raming (S. 287), Hirt (S. 310), Neustift (S. 311), Pfriemreith (S. 316). ® Vgl. S. 9 Nr. 17; S. 26 Nr. 71—74; S.61 Nr. 240—243; S.66 Nr. 259—262. 0 Vgl. S. 26 Nr. 71—74; S. 67 Nr. 261 und 262. 'Siehe oben S. CLIV. « Vgl. OÖUB.1, 340. ® Vgl. dazu Inama-Sternegg, Deutsche "Wirtschaftsgesch. 3. 1, 359. Inama-Sternegg, ebd. 3. 1, 358 erwähnt sie gar nicht hier. Vgl. zu den folgenden Ausführungen noch die Angaben des Zwettler Urbars, wo gelegentlich von einem Meierhof 500, ja 1000—2000 Schafe erwähnt werden. FRA.II. 3, 541. 544.

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