Die alte Eisenstadt Steyr

Die Stadtpfarrkirdie von Steyr Sie liegt erhöht, ein prächtiges Münster im gotisdben Stil, eine der schönsten Kirchen im Lande. Ihr Bau wurde 1443 begonnen, damals, als überall in der alten Eisenstadt am Zusammenfluß der Elms und Steyr Steinbauten aufgeführt worden sind. Sie geben nodx heute dem Stadtplatz sein einmaliges Bild. Erster Baumei ster war Hans Puxbaum, einer der Brudermeister der Wiener St.-Stephans-Bauhütte. Von ihm stammt wohl auch der Plan; dodi ist es niclit gewiß, ob unter den Nachfolgern des genialen Meisters, sie hießen Martin Kronschadier, Wolfgang Tenk und Hans Sdiweddiorer, audi Schwedihauer, danach gebaut wurde. Knapp nach Vollendung, im Jahre 1522, brannte die Kirdie bei der großen Stadtfeuersbrunst ab; nur eine Ruine blieb von ihr. Während der ganzen Protestantenzeit, annähernd bis 1600, diente sie den Lutheranern als Gotteshaus. 1554 wurde das reidigegliederte Nordportal, eine besondere Zierde der Kirdie, eingebaut. Aber erst 1628, unter Abt Anton II. von Garsten — den Äbten von Garsten unterstanden bis zur Auflösung des Klosters im Jahre 1787 die Gotteshäuser von Steyr —, begann der Ausbau. Er war in verhältnismäßig kurzer Zeit, bis gegen Ende 1630, voll endet. Die Innenausstattung wurde, der Mode der Zeit entspre chend, im Barockstil verfertigt. Leider hat diese Einrichtung dann einer neugotischen weichen müssen. Als im Februar 1853 die Wiener die Votivkirche zu erbauen anfingen, zum Dank für das mißglückte Attentat auf Kaiser Franz Josef, wollten auch die Steyrer, die, wie es in der Überlieferung heißt, am Hof zu Wien sdilecht angeschrieben waren, nicht zurückstehen und wechselten den barodcen Hochaltar gegen den jetzigen neugotischen aus, und m dieser Veränderung folgte auch die übrige Inneneinrichtung der Kirche. 1757 war nach einem abermaligen Brande anstatt des gotischen ein Turm im Renaissancestil mit Kegeldach errichtet und später dann um fünf Klafter erhöht worden. Diesen Aufbau besorgte Gotthard Hayberger, der Erbauer des wunderbaren Steyrer Rathauses, nacli eigenem Plan. Der neue Turm hatte drei Altanen und einen Barockhelm, wie ihn uns audi noch die ersten Photographien, die von der Stadt gemadit wurden, zeigen. Im Jänner 1876 zerstörte ein Brand diesen Helm, unter schwieriger Arbeit konnte das Kirchendach und damit die Kirche selbst ge rettet werden. Mit dem neuerlidien Ausbau des Turmes verband man zugleidi seine Gotisierung, die der Wiener Dombaumeister Friedridi Freiherr von Schmidt in den Jahren 1885 bis 1889, dem Sterbejahr des Steyrer „Waffenkönigs" Josef Werndl, leitete. Sein Plan, der großen gotischen Kirche nachträglich einen 80 Meter hohen Turm — er ließ zu diesem Zwecke den alten Turm bis auf 40 Meter abtragen — einzufügen, kann als gelungen be zeichnet werden. Es ist schade, daß sich von der gotischen Plastik der wuchti gen, mit drei langen Sdiiffen versehenen Hallenkirche wenig erhalten hat, so ein SakramenthUuschen und ein paar Heiligenfi guren, ferner ein holzgesdinitzter Knizifixus aus dem 14. Jahr hundert in der Sakristei. Bedeutsam ist auch ein Taufbedcen aus dem 16. Jahrhundert mit trichterförmigem Deckel und der Stein guß einer schönen Vesperbildgruppe auf dem nördlichen Chor altar aus dem 15. Jahrhundert. Außen wirkt insbesondere der Durchgang mit den beiden Toren, der den Orgeldior trägt, impo sant. Hier hat nach dem Ersten Weltkrieg das von Architekten Franz Koppelhuber, einem Sohn der Stadt, entworfene Krieger denkmal seinen Platz gefunden. Rund um die Pfarrkirche lag einst der Friedhof von Steyr. Viel Grabplatten mit Reliefen, erlesene Werke dieser vor allem in der Zeit der Gotik in hoher Blüte stehenden Kunst, sind noch heute, in die Mauern des Gotteshauses eingelassen, zu sehen. Als eine Stadtpfarrkirche en miniature ist die dem großen Münster gegen überliegende St.-Margarethen-Kapelle anzusehen, an die sich der reizvolle Stadtpfarrhof, zwisdien 1630 und 1687 erbaut, schließt. Sie dürfte älter sein als die Kirche, deren frühere Form, eine romanische, wir nicht, kennen, da kein Bild von ihr noch sonst ein Hinweis auf sie an uns gekommen ist. Auf der Orgel der Steyrer Stadtpfarrkirche spielte häufig Anton Bruckner, der Meister von Ansfelden, und unter ihr wollte er auch begraben sein, wenn er in St. Florian nicht jene letzte Ruhestätte finden sollte, die er in seinem Testament bezeicJmet hatte. Daß die Zinnpfeifen dieser Orgel, die ebenso ein Bruck nerdenkmal sind wie jenes erzene von Tilgner auf dem Platz um die Kirche, dem Brucknerplatz, im Ersten Weltkrieg nicht einge schmolzen wurden, ist ein Verdienst des 1921 verstorbenen Mu sikdirektors Franz X. Bayer, des Lieblings Bruckners, wie ihn der Musikforscher Ernst Decsey einmal genannt hat. PORTAL DER STADTPFARRKIRCHE ZU STEYR Foto:W.Albrecht,Steyr

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