Die Stimme Österreichs - Heft 50 - 1952 - Steyr

Während des ersten Weltkrieges 1914-1918 erzeugten die Steyr-Werke in der Hauptsache Militärgewehre, Pistolen und Maschinen- gewehre, bereiteten aber damals schon die Um- stellung auf die Friedensarbeit, nämlich den Bau von Automobilen, vor. Der Automobilbau wurde der Hauptzweig des Fabr*ationspro- gramms. Eine eigene Kugellagerfabrik wurde eingerichtet, Schmiede und Gußwerk entspre- chend ausgestattet, auch die Fertigung von Akkumulatoren wurde aufgenommen. 1925 wurde der Firmenname in „Steyr-Werke A. G." umgewandelt. Durch Zusammenschluß mit den Austro-Daimler-Werken Wiener-Neu- stadt und den Puch-Werken in Graz wurde im Jahre 1934 die gesamte österreichische Tradi- tion auf dem Gebiete der Motorfahrzeuge unter dem Namen „Steyr-Daimler-Puch Aktiengesell- schaft"' vereinigt. Vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges (Ende 1938) beschäftigte die Steyr- Daimler-Puch A. G. in der Fertigung für die Friedenswirtschaft in ihren Werken Steyr, Graz und Wien sowie in ihren inländischen Ver- kaufsbüros und Reparaturwerkstätten zirka 13.000 Arbeiter und Angestellte. Als im Jahre 1939 bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges das Unternehmen gezwungen wurde, sich auf Rüstungsfertigung umzustellen, wurde gleichwohl getrachtet, soweit als mög- lich in den vorhandenen und neu entstehenden Werkanlagen die auch für die Friedenswirt- schaft wichtigen Fertigungen von Kraftfahrzeu- gen, Motorrädern, Fahrrädern und Kugellagern aufrechtzuerhalten. In den Jahren 1944 und 1945 gingen durch Fliegerangriffe und sonstige Kriegsereignisse sowie durch Beschlagnahmen wesentliche Teile unserer Anlagen und Werkausweitungen in Steyr und Graz verloren. Trotz der großen Schäden, die das Unternehmen durch die Kriegseinwirkungen hatte, konnte durch die tatkräftige Hilfe von Besatzungsmächten nach Kriegsende sofort darangegangen werden, aus einer schwer kriegsbeschädigten Großindustrie wieder jene Produktionsstätten zu schaffen, die es ermöglichten, schon bald wieder die Serien- fabrikation von Friedenserzeugnissen aufzu- nehmen. Mit einigen hundert Arbeitern begannen nach Kriegsende die Aufräumungsarbeiten und P. ine bescheidene Produktion, die sich in Steyr vor allem auf die Karossierung von Fahrzeugen der Besatzungsmacht erstreckte. Den Ubergang zur eigentlichen Friedensproduktion bildete die Abstellung einer Anzahl von 3-t-Achtzylinder- Benzinlastwagen. Gleichzeitig wurden kon- struktiv und versuchsmäßig die Vorbereitungen für das heutige, vollkommen neue Nachkriegs- programm der Fahrzeugfabrik geschaffen, das auf dem Dieselmotor als Antriebsaggregat auf- baut. In Graz setzte bald nach dem Kriege die Fahrrad- und dann auch die Motorradfertigung wieder ein. Auf dem Motorradsektor entstan- 32 DIE STIMME ÖSTERREICHS den vollkommen neue Konstruktionen, die heute in der Welt an der Spitze der 125- und 250-ccm-Klasse stehen. 1946 erfolgte der Wiederanlauf der Kugel- lager- und Rollenlagerfabrik in Steyr. Die Wie- derbeschaffung des zum großen Teile verloren- gegangenen Maschinenparks bildete ein beson- deres Problem. Ein Dollarkredit von der Exim- bank in Washington, den das Unternehmen aus eigenen Mitteln zurückzahlt, ermöglichte es, durch Maschineneinkäufe in den USA die Ein- richtungen der Werke zu ergänzen. Im übrigen hat das Unternehmen in seiner Wiederaufbauarbeit keinerlei fremde Hilfe in Anspruch genommen und seinen Maschinen- park stetig erweitert, was eine fortwährende Vergrößerung des Produktionsumfanges, der Rationalisierung der Fertigung und eine dau- ernde Zunahme der Zahl der Beschäftigten zur Folge hatte. Bei der Durchführung des Wieder- aufbaues wurde besonderes Augenmerk darauf gerichtet, daß rationellste Erzeugungsmethoden zur Einführung gelangten, daher nur modernste, leistungsfähigste Maschinen, insbesondere aus den USA, angeschafft wurden, wodurch nicht nur höhere Ausbringungen, sondern auch ver- billigte Arbeitsmethoden in modernster Straßen- fertigung erzielt wurden. Hiedurch konnte außer der hinreichenden Versorgung des Inlandsmarktes allmählich auch der Export dauernd gesteigert werden. Wurde schon in den Jahren 1947/48 eine Export- quote von rund 140/o der Gesamtumsätze er- reicht, so stieg diese im Jahre 1949 auf 260/o, 1950 auf 34,50/o und hat sich im Jahre 1951, bezogen auf die gesamte Erzeugung des Unternehmens, noch weiterhin gesteigert. Das Produktionsprogramm der Werke in Steyr umfaßt folgende Hauptprodukte: 1-Zylinder-Diesel-Traktor, 15 PS, Type 80 und 80 a (Hackfruchtausführung). 2-Zylinder-Diesel-Traktor, 30 PS, Type 180. 4-Zylinder-Diesel-Schnell-Lastwagen, Type 380, 4 t, 90 PS. 4-Zylinder-Diesel-Omnibus, Type 380 a (25 Sitzplätze). 1-, 2- und 4-Zylinder-Einbau- und Stationär- Dieselmotoren. Zusatzgeräte und Sonderausrüstungen für Steyr-Diesel-Traktoren, wie Mähbalken, Kar- toffelroder, Seilwinden, Hydraulik, Gelenk- welle u. a. Ersatzteile für vorstehende Erzeugnisse: Steyr-Fiat-Assembling Personenkraftwagen verschiedener Typen (1100, 1400, 500 = Giar- diniera Belvedere).

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