Die Stimme Österreichs - Heft 50 - 1952 - Steyr

1306 1482 1578 1601 1788 18 DIE STIMME ÖSTERREICHS Einiges aus der Geschichte Von Dr. Erlefried Krobath Die Gründung der Stadt ist in Dunkel gehüllt. Wit wissen nicht, wer sich hier, am Zusammenflusse der smaragdgrünen Enns und der klaren Steyr, zuerst eine Heimat erwählte. Nur Frau Sage erzählt uns einmal von zwei Brüdern, die, auf der Jagd befindlich, in diese Gegend kamen und hier eine Burg zu erbauen beschlossen. Ein ander- mal berichtet sie, daß Pitterolf, König von Toledo, das reiche Steyer- land zur Belohnung für seine Tapferkeit als Gefolgsmann des Hunnen- königs Attila erhalten habe. Nachrichten über Steyr fließen bis ins 13. Jahrhundert sehr spär- lich. Wiederholt wird zwar die Burg genannt; von einer Ansiedlung berichten die Quellen jedoch erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahr- hunderts. Die erste urkundlich bestätigte Nachricht der Existenz Steyrs ist die aus dem Jahre 977- stammende anläßlich der Mistel- bacher Synode verfaßte Zehentaufführung, in der die „Styrapurch"" als nach Sierning zinspflichtig erwähnt wird. Es ist jedoch keinesfalls zu bezweifeln, daß zwischen der Enns und der Burg schon eine An- siedlung bestand. Die Burg wurde vermutlich von den Grafen des Traungaues e rbaut. Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes war di e Sladl Silz und Dingstätte der wahrscheinlich aus dem Chiemgau stammenden Ottokare. Die Ottokare liebten eine prachtvolle Hof- hallung, si e pfleg ten den Minnesang und die schönen Künste . In der heuligen Berggasse, von Merian „ein lange breyte Gasse am Berg'" genannl, war der Silz der Ministerialen und Herrschaftsbediensteten, an deren südlichen Te il sich die zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts erbauten Benefiziatenhäuser der zahlreichen bürger- lichen Stiftungen anschlossen. Der berühmte Geschichtsschreiber der Stadt, Valentin Preuenhuber, berichtet, daß „anfänglich die Häuser vom Schloß um den Berg herum" gebaut wurden. Im Jahre 1287 war jedenfalls der Stadtplatz bereits umbaut und zahlreiche im Eisen- handel tätige Familien hatten sich hier niedergelassen. Der letzte Ottokar erhielt 1180 von Kaiser Friedrich die Herzogs- würde verliehen. Sechs Jahre später wurde in St. Georgenberg bei Enns ein Vertrag geschlossen, wonach im Falle seines Todes Leo- pold V. von Babenberg zum Erben der Steiermark und des dazu- gehörigen Teiles der Enns eingesetzt wurde. Da Ottokar 1192 ver- starb, kamen Stadt und Burg Steyr gemäß des vorerwähnten Ver- trages unter die Babenberger und damit zu Osterreich. 1252 bemächtigte sich Przemysl Ottokar der Burg und legte in diese eine böhmische Besatzung. Er traf mit Dietmar von Steyr, der die Stadt nach dem Tode Friedrich des Streitbaren in seine Gewalt gebracht hatte, einen Vergleich, demzufolge Dietmar das Burglehen belassen wurde. So wurde Steyr erst 1282 endgültig habsburgisch. Herzog Albrecht I. verlieh der Stadt 1287 ein großes Privileg, wel- ches besonders in wirtschaftlicher Hinsicht für die Weiterentwick- lung der gewerblichen Tätigkeit von besonderer Bedeutung war. Es enthielt vor allem das Stapelrecht für alles Eisen und Holz, das aus dem Innerberg (Erzberg) kam, wonach jedermann, der diese Waren in die Stadt brachte, diese durch drei Tage zu den gewöhnlichen Preisen anbieten mußte. Dieses Privileg wurde fasf von allen nachfolgenden Herrschern erweitert, so daß Steyr schon im 14. Jahrhundert die „landesfürst- lich privilegierte Niederlagsstadt'", das heißt, der alleinige Stapel- platz für das Eisenerzer Eisen war. Die Stadt selbst nannte sich „Eisengschmeidhandlungs- und Handwerkstadt".. Die Produkte ihres Gewerbefleißes wurden nach Deutschland, Polen, Rußland, Ungarn, die Türkei und nach Venedig exportiert. Maximilian I. unterstrich die Bedeutung Steyrs durch Gewährung der Erlaubnis, einen eigenen Bürgermeister zu wählen. Der Ratsherr Caspar Flädarn trat 1500 als erster gewählter Bürgermeister sein Amt an.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2