Die Stimme Österreichs - Heft 50 - 1952 - Steyr
verkehrs- und richtungsmäßig bestimmt, verdich- tete sich in den letzten Jahren zusehends. Bei Belas- sung der wichtigsten Verkehrswege durch Baumaß- nahmen am Leitnerberg, Sepp-Stöger-Straße, Haratz- müller-Straße, Eisenstraße, Duckartsstraße, Leopold- Werndl-Straße und anderen Straßenteilen wurden die Verkehrsverhältnisse verbessert und durch die Neuanlage von 9 km Straßen neue Baugebiete auf- geschlossen und das Verkehrsnetz verdichtet. Die Stadt verfügt heute über rund 120 km Straßen und Wege, bei einer annähernden Straßenerhaltungsfläche von 600.000 m 2 • Von den 54 km Straßen sind rund 90.000 m 2 gepflastert oder mit staubfreien Belägen versehen. In den Nachkriegsjahren wurden mehr als 20.000 m 2 Straßen- und Gehwegpflasterungen hergestellt und beinahe 30.000 m 2 staubfreie Fahr- bahnen als Einstreudecken oder Rauhbeläge zur Verbesserung der Straßenoberflächen und Vermin- derung der Staubentwicklung geschaffen. Eine wesentliche Personenverkehrsentlastung erbrachte der Neubau der Taborstiege, die im Jahre 1951 erbaut wurde und die Schlüsselhofgasse unmittelbar mit dem Hochplateau des Taborgeländes verbindet. Das Verkehrsproblem der Stadt harrt noch seiner Lösung. Im Stadtgebiet befinden sich derzeit 45 Brücken als Geh- und Fahrbrücken der verschiedensten Kon- struktion. VielC' von ihnen weisen noch die solide ,lllC' 1 lolzkonstruklion d r vergangen n Z it n auf uncl fi '1g<'11 si!'h kc1um stiirC'ncl in cli< UmgPbung ein. l!s iHI v<'1Slt111dli!'h, cl,d\ gN,Hlc' in StPyr bPi clc r grof\pn Zt1hl cl<•r l lolzlHi'lc-kc•n um cli<' WcnclC' clC's rn. Jt1h1 hundc•rls ctus lin,1nzic•IIC'n, <'rhc11Lungsmdßi- g<'n und vC'rkchrstechnischen Gründen das Bestre- ben bestand, die Holzbrücken zu dezimieren und sie durch bessere und haltbarere Brückenkonstruktio- nen zu ersetzen. Um diese Zeit mußte so mancher in das Stadtbild Steyr passende Ubergang einer mas- siven und dauerhafteren Brücke weichen. Im Jahre 1892 wurden die drei letzten Holzbrücken, die Enns- brücke in Zwischenbrücken, die Neutorbrücke und die Steyrbrücke, entlang der Hauptverkehrsbänder abgetragen und durch eine Gitterkonstruktion er- setzt. Die Gemeinde konnte sich bei der Sitzung am 19. März 1891, vermutlich aus finanziellen Gründen, für eine günstigere Ausführung nicht entschließen. Eine der größten Brücken in Steyr ist die Enns- brücke mit einer Stützweite von je zweimal 45 Meter und einem Eigengewicht von 260 Tonnen. Als Neuheit auf dem Gebiete des Brückenbaues ist die Schwimmschulbrücke über das Mittcrwasser anzus<'hen. Diese Dr<'igelcnkshog<'nbrück<' aus Eis<'ll und Stein mit 42 MclC'r SlülzwC'ilC' und 2,85 Met<'r HogC'nhölw wurcl<' nc1ch Planen cl<'s bPrühm- 1 <'ll 131 li!'k P11hauc'1 s M<•lc1n in ckn J dhr<'n 1897 bis 1BD!l ('I bd t11. DiC' V<•rkehrsvNdichtung der letzten Jahre konnl<' von den llolzbrücken nichl mehr aufgenom- men wcrd n. Es kam bereits in den Kriegsjahren zur Erneuerung der Kruglbrücke, Kalkofenbrücke und Annabrücke im Verkehrsbereich der Stadtteile Steyrdorf und Eysnfeld. Mit der Neuaufschließung des Baugebietes Münichholz ergab sich die Not- wendigkeit, die im Zuge der Haratzmüllerstraße liegende überdachte Holzbrücke über den Raming- bach als verkehrshindernd 1942 abzutragen und durch eine Steinbrücke zu ersetzen. Zur Verbesse- rung des innerstädtischen Verkehrs erfolgten in den Nachkriegsjahren die Brückenneubauten der gro- ßen Fallenbrücke, des Fahrsteges über den Raming- bach, der äußeren Reiterbrücke, der Schwarzen Brücke und der Fahrbahnerneuerung des Konsum- steges. 10 DIE STIMME ÖSTERR ETCHS Die Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg be- gann 1864 am Kohlanger mit dem Bau des Gas- werkes, das 1867 in Betrieb genommen wurde. Um diese Zeit erhielt die Stadt auch die erste Straßen- beleuchtung. Bis zum Jahre 1896 hatte das Gaswerk das alleinige Vorrecht, die öffentlichen Straßen, Gassen und Plätze zu beleuchten. Erst mit der Grün- dung der Aktiengesellschaft der Elektrizitätswerke Steyr um die gleiche Zeit wurde das Beleuchtungs- vorrecht des Gaswerkes eingeschränkt und endete im Jahre 1917. Damals verschwanden die letzten Gaskandelaber und Gaslaternen, die der Laternen- wärter allabendlich anzuzünden und morgens zu löschen hatte. Durch die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung entstand jedoch ein großes Netz von Drähten, das keineswegs zur Zierde der Stadt beitrug. Mit der Verkabelung, die in den letz- ten Jahren einsetzte, verschwanden allmählich diese Unschönheiten. Das öffentliche Beleuchtungsnetz der Stadt nahm so seinen Anfang und entwickelte sich im Laufe der Jahre als eigene, von der übrigen Elektrizitätsver- sorgung unabhängige Betriebsanlage, die im Jahre 1945 vierhundertfünfzig Lichtquellen besaß. In der darauffolgenden Zeit bemühte sich die Gemeinde, nicht nur die Verkabelung mit einer Neulage von 6000 m 2 fortzusetzen, sondern auch die Beleuch- tungsanlagen in der Stadt auf 800 Lampen zu er- höhen. Die Ein- und Ausschaltung der Straßen- bel uchlung sowie auch die Regelung der ganz- und halbnächlig brennenden Lampen erfolgt durch die g<'bielsweis angeordneten Schallstationen mit den eingebauten astronomischen Uhren. Orienlierungsmäßig ist die Stadl in zwei Kon- skriptionsnummerngebiete, und zwar in ein Gebiet rechts und ein Gebiet links der Steyr, eingeteilt. Die Ursache dieser Gebietsteilung mag wohl mit der Teilung der Herrschaft im Stadtgebiete Steyr zu- sammenhängen. Bei der Anlage der Grundbücher im Jahre 1880 wurde auch diese Teilung beibehalten. Vor der Einführung der Steuerkarten und der Kon- skriptions- und Hausnummern war die Orientierung mehr oder weniger auf Flur- und Ortsnamen auf- gebaut. In der Chronik der Stadt finden wir um diese Zeit einen Ringhof, Waschhof, Kleehof und viele andere Bezeichnungen. Manche dieser Haus- namen haben sich bis zum heutigen Tage erhalten; so verzeichnet die Stadt noch heute einen Englhof, Posthof, Quenghof. Bis zum Jahre 1945 bestanden links der Steyr 1103 Gebäude an 112 Straßen, rechts der Steyr 2167 Gebäude an 215 Straßen. Da durch die Kriegseinwirkung sehr wertvoller Wohnraum verlorenging und darüber hinaus die Bevölkerungszunahme den Wohnungsmarkt immer schwerer belastete, muß es wohl als ein Verdienst der Gemeinde angesehen werden, wenn seit dem Jahre 1945 im Stadtgebiete 237 Neubauten mit 800 Wohneinheiten durch Neu-, Zu- und Wieder- aufbauten entstanden sind. Die Gemeinde selbst ist mit fast fünfzig Wohneinheiten, nicht eingerechnet Wohn- und Werkstättenbauten für die Gablonzer Heimindustrie, beteiligt. Auf dem Gebiete des Schulbaues leistete die Ge- meinde in den Nachkriegsjahren eine vorbildliche Arbeit. Mit der bedeutenden Vermehrung der Schülerzahl ergab sich ein fast nicht mehr über- brückbarer Schulraummangel, dem nur durch den Bau von Schulräumen abgeholfen werden konnte. Unter den schwierigsten bauwirtschaftlichen Ver- hältnissen erfolgte 1946 der Wiederaufbau des bombenzerstörten Hoftrakts der Realschule. Dieser Trakt wurde moderner, größer und geräumiger ge-
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