Die Roten am Land

Aufgabe an, Nazi-Terrorakte zu verhindern und die Kriegsgefangenen des nahegelegen Lagers vor Unbill zu beschützen. Diese Tätigkeit war schon deswegen nicht ungefährlich, da in den letzten Kriegstagen auch immer wieder nazitreue Gruppierungen - zum Beispiel eine SS-Einheitin das Gebirge verschlagen wurden, die mit letzter Brutalität gegen solche 11 verräterische" Aktivitäten vorgingen. Die SS-Einheit wollte in Spital am Pyhrn noch im April 1945 drei Personen wegen Verrats liquidieren; zwei davon konnten, rechtzeitig gewarnt, fliehen, einer jedoch ließ sein Leben. Auch Leopold Reiter kam durch Denunziation nochmals in höchste Gefahr. Reiters besonderes Anliegen war nun die Reaktivierung des 11 Verbandes der freien Arbeitsbauern" in Oberösterreich und seiner Bezirks- und Ortsorganisation. Bereits im April 1946 wurde in Spital am Pyhrn wieder mit aktiver Werbung für sozialistische Bauernpolitik begonnen. Am Ende von Reiters Leben stand ein Neubeginn seines wichtigsten politischen Anliegens: indem er zum zweiten Mal die oberösterreichische Landesorganisation des "Verbandes der freien Arbeitsbauern Österreichs" mitbegründete. Leopold Reiter verstarb am 25. März 1947 in seinem ,,Dombauerngut" an den Folgen eines Schlaganfalles. Landarbeit im Wandel Die eigentliche politische Karriere Karl Spielbüchlers begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 1945 wurde er zum Bürgermeister von Gosau bestellt, zum Jahresende in den Nationalrat gewählt, außerdem war er Bezirks- und Ortsparteiobmann der SPÖ Gmunden beziehungsweise Gosau. Sein vorrangiges Wirkungsfeld blieben aber die Land- und Forstarbeiter. Als Zentralbetriebsratsobmann der Forstarbeiter in den Bundesforsten war er führend beim Kampf um das Land- und Forstarbeitergesetz im Nationalrat und 11draußen" in den Betrieben. Karl Spielbüchler war ein kämpferischer Vertreter der Land- und Forstarbeiter. Das bewies seine Rolle beim großen Forstarbeiterstreik 1950 im Gefolge des 4. Lohn- und Preisabkommens: Konnten sich die Landarbeiter in Oberösterreich nach kürzeren Streiks im Juli 1950 einen annehmbaren Kollektivvertrag erkämpfen, so gelang das bei den Forstarbeitern nicht so einfach, und es kam zu einem Generalstreik von mehr als 20.000 Forstarbeitern in ganz Österreich; Spielbüchler stand bei seinen Salzkammergutem an der Spitze. Vertreter der Arbeitgeber und der Behörden versuchten an seine öffentlichen Funktionen zu appellieren, als Aussperrungsandrohungen bei den Arbeitern nichts gefruchtet hatten. Sie wiesen auf die Vorkommnisse in der Folge der Industriearbeiterstreiks hin, bemühten die kommunistische Gefahr, vergeblich. Spielbüchler blieb mit den Streikenden unbeugsam, bis am 31. Oktober 1950 ein zufriedenstellendes Ergebnis gefunden werden konnte. Von Vorteil war natürlich, daß die Streikenden die Zentrale der Gewerkschaft der Land- und Forstarbeiter hinter sich wußten. Dieser Streik war der am längsten andauernde Arbeitskampf der Zweiten Republik. Die weitere Arbeit Spielbüchlers bestand nun darin, die Auswirkungen der technischen Umwälzungen für die Landarbeiter erträglich zu machen. Für viele bedeutete das einen Wechsel des Berufes auch in fortgeschrittenen Jahren. Und es galt, das Funktionieren der Land- und Forstarbeiter-Gewerkschaft als schlagkräftiger Organisation trotz des natürlichen Mitgliederschwundes zu sichern. 1971 trat Spielbüchler als Nationalratsabgeordneter wie auch als Zentralbetriebsrat der Forstarbeiter in den Ruhestand. Die Mühen der Land- und Forstarbeit scheinen heute durch den Einsatz modernster Geräte Vergangenheit, genauso wie die Kämpfe und Anstrengungen der Generationen der Reiters und Spielbüchlers. Die Motive ihres Engagements sind freilich selbst unter sehr veränderten Bedingungen nicht überholt: auch schwierige Verhältnisse freier, solidarischer und lebenswerter zu gestalten. Anmerkung ' Que!Jen: Zu Leopold Reiter: 1. Nachlaß von Leopold Reiter 2. Interviews mit Anna Reiter (Schwiegertochter), Spital am Pyhrn, 20. und 28.3.1989. 3. Interviews mit David Neuleitner (Zeitzeuge), Spital am Pyhrn, 20.3. und 17.4.1989. 4. ,,Der Kleinbauer und Pächter (später: Der Arbeitsbauer). Organ der freien Arbeitsbauern Oberösterreichs" 1926-1930. Zu Karl Spielbüchler: 1. Interviews mit Karl Spielbüchler, Linz, 14.3., 28.3. und 19.4.1989. 2. Uhlirs, Julius: 50 Jahre Gewerkschaft der Land- und Forstarbeiter (= Landarbeiter-Archjv, 11. Jg. , Sondernummer, Heft 5/6). Wien 1956. 3. ,,Der Landbote. Fachblatt der Gewerkschaft der Arbeiter in der Land- und Forstwirtschaft". 4. ,,Salzkammergut-Zei tung", Linz 1948 ff. 87

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