Die Roten am Land

Die Sozialdemokratie war ab den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Partei des industriellen Fortschritts - agrarpolitische Vorstellungen und Strategien gediehen da eher im Schatten. Dennoch: Es gab sozialdemokratische Bauernpolitik und Bauernpolitiker, pragmatisch, auf die Alltagsbedürfnisse der ,,einfachen Leute" abgestimmt, mit langem Atem, unspektakulär. 84 Johann Mayr ,, ... die schvVieligen Arbeitshände zun1 Bunde gereicht'' Leopold Reiter - Karl Spielbüchler: Sozialdemokratische Politik für Bauern und Arbeiter Am Montag, den 14. Jänner 1946 meldete das Parteiorgan der oberösterreichischen Sozialisten „Tagblatt" über die erste Landeskonferenz der oberösterreichischen „Freien Arbeitsbauern" in der Zweiten Republik: ,,Bauern und Arbeiter, die sich solange nicht verstanden haben, haben sich nun gefunden und sich die schwieligen Arbeitshände zum Bunde gereicht." Was in Wirklichkeit im großen ein Wunsch bleiben sollte, war hinsichtlich zweier Organisationen bereits erfüllt: Die sozialdemokratischen Freien Arbeitsbauern standen schon lange im engsten Bündnis mit der Gewerkschaft der Land- und Forstarbeiter, ja noch mehr, diese Bauernorganisation war aus der Gewerkschaft hervorgegangen. Denn die dort vereinigten Bauern waren großteils Taglöhner oder Lohnarbeiter mit einem Stück Land, und andererseits hatten auch viele Landarbeiter ein Fleckchen Eigengrund; beide waren jedoch abhängig von Kapital, Großgrundbesitz und ihrer Hände Arbeit. So auch zwei Männer, die sich bei dieser Landeskonferenz am 13. Jänner 1946 in Linz das erste und wahrscheinlich zugleich das letzte Mal trafen und die für den inneren Zusammenhang von sozialistischer Bauernorganisation und Landarbeitergewerkschaft typisch sind: der Arbeitsbauer Leopold Reiter und der Gewerkschafter Karl Spielbüchler1 .

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