Franziska Schneeberger ,,Der Druck kun1t von b ' ' o en ... Eine „Dienstbotenkarriere" im Salzburger Pinzgau Matthias L. wird am 16. Februar 1908 in Maishofen im Pinzgau als lediges Kind geboren. Seine Mutter bringt ihn in der ehemaligen Bahnhofsrestauration von Maishofen zur Welt. Die dort wohnende Eisenbahnerfamilie gewährt der Frau für die Geburt Quartier. Die Mutter dient selbst bei verschiedenen Bauern. Sie kann deshalb ihren Sohn nicht bei sich behalten. L. wächst in den ersten Lebensjahren bei Zieheltern auf. Dann wird er von einem Bauern zum anderen „herumgestiftet", wie Herr L. es selbst bezeichnet. Als er zwölf Jahre alt ist, kommt Matthias L. auf Vorschlag seines Vormundes zur Familie Neumayer, einem Großbauern in Maishofen. ,,Doa hoat 's ghoaßn, i muaß oawigehn noach Schloß Kammer, bitt ' schen soagn ums Oannehman".1 Herr L. beendet zunächst die Schule und wird danach „Schickbub". Damit beginnt sein Leben als Dienstbote auf Schloß Kammer. Der landwirtschaftliche Besitz von Schloß Kammer - der Name deutet auf seine ehemals adelige Besitzerschaft hin - umfaßte am Anfang dieses Jahrhunderts eine Fläche von über 1000 Hektar. Damit gehörte er zu den bäuerlichen Großbetrieben des Pinzgaues. Wiesen und Almen machten den Großteil der Fläche aus. Lebensgrundlage bildete die Viehzucht - mit rund 100 Stück Hornvieh und circa 20 Pferden. Schloß Kammer umfaßte neben dem landwirtschaftlichen Betrieb auch ein Sägewerk. Holzgewinnung und Holztransport nahmen zu bestimmten Zeiten zahlreiche Arbeitskräfte des Hofes und der Umgebung in Anspruch. Außerdem betrieb die Familie Neumayer seit jeher ein Gasthaus. D ie Hierarchie der Dienstboten auf dem Bauernhof war ausgeprägt. Das Gesinde entwickelte sich zu keiner eigenen politischen Kraft - zu groß war die Macht der Tradition und der persönlichen Abhängigkeiten. Versuche des Ausbruchs, kleine Fluchten: ein Bericht. 75
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