Hanns Haas Schubkraft der Utopien, SchvVerkraft der Verhältnisse Der Salzburger landwirtschaftliche Wanderlehrer Anton Losert zwischen Urchristentum, Sozialdemokratie und Anarchismus Die Sozialdemokratie hat Anfang der 1890er Jahre „einen bemerkenswerten und vielversprechenden Fang gemacht": den Salzburger landwirtschaftlichen Wanderlehrer Anton Losert, der seine Lehrtätigkeit landauf landab zu sozialdemokratischer Aufklärungsarbeit benützte, dafür aber ordentlich „geschurigelt" wurde - so berichtete der sozialdemokratische Parteiführer Victor Adler an Friedrich Engels. Die Sache machte ziemliches Aufsehen. Losert war vom Landesausschuß bestellter Wanderlehrer und zugleich Sekretär der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft. Er hatte seit 1889 die Bauern über bessere Anbaumethoden, Alpwirtschaft und Bodenqualitäten unterrichtet, als er im Sommer 1890 die gesellschaftlichen Wurzeln des Bauernelends erkannte. Die Agrarkrise der achtziger Jahre bereitete den Bauern schlaflose Nächte, als ungarisches, russisches und amerikanisches Getreide die Absatzpreise drückte. Die Salzburger Hörndlbauern wiederum verloren viele Arbeitskräfte an die weit entfernte Industrie und die Großstädte. Sie reduzierten daher Kulturflächen und Viehstand und bezahlten mürrisch aus den gleichfalls verminderten Erlösen der Viehverkäufe die steigenden Steuern. iD is zum Ende der 'JJ Ersten Republik 1934 fanden im ländlichen Österreich Intellektuelle nur selten den Weg zur Sozialdemokratie: Zu groß war der gesellschaftliche und politische Druck angesichts eines solchen Schritts. Zu den Ausnahmen zählt der Salzburger Landwirtschaftsfachmann Anton Losert, der in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen kurzen, aber kräftigen Erfolg bei der politischen Mobilisierung der Salzburger Arbeiter erzielte, mit seinen Idealvorstellungen aber persönlich scheiterte. 29
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