Die Roten am Land

D ie neuen Großbauten ließen auch die Existenz der Bauern nicht unberührt. Viele verdingten sich als Saisonarbeiter und wanderten zu diesem Zweck oft über Monate hinweg aus ihrer engeren Heimat aus. Die Erfahrungen dieser prekären Doppelexistenz als Bauer und Arbeiter prägten um die Jahrhundertwende auch das Denken eines Mannes aus Kitzbühel, der als ,,roter Bauerphilosoph" nicht nur lokalen Ruf erlangte. 22 Wolfgang Meixner ,, .. .daß es keine dün1n1ere Phrase gibt, als zu sagen, es vVar in1n1er so'' Johann Filzer - Sozialistische Bauernagitation in Tirol und Vorarlberg um 19001 Johann Maximilian Filzer wurde am 16. Oktober 1858 in Griesenau bei Kitzbühel als Sohn des Kleinbauern Johann Filzer und der Maria Filzer, uneheliche Tochter der Maria Obergarleitner, geboren. Sein Geburtsjahr fiel in eine Zeit grundlegender struktureller Veränderungen der Tiroler Wirtschaft. Die Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie des Landes - zwischen Innsbruck und Kufstein - im Jahre 1858 brachte den Niedergang des Fuhrgewerbes und der davon abhängigen Zulieferhandwerke. Die auf regionalen Märkten gehandelten heimischen landwirtschaftlichen Produkte erhielten Konkurrenz von Waren, die nun mit dem neuen Transportmittel billiger ins Land kamen. Von all dem spürte Johann Filzer in seinen ersten Lebensjahren wenig. Wie im ländlichen Raum üblich, behandelte ihn sein Vater als zukünftigen Hoferben und wollte ihn zum „echten Bauern heranwachsen sehen.... so mußte der junge Hans mit fünf bis sechs Jahren Ziegenhirt, Wasserträger usw. sein".2 Nach sechseinhalb Jahren Schule arbeitete er als Gehilfe auf dem Hof seines Vaters, allerdings nur bis der nächstälteste Bruder herangewachsen war und Hans mit 17 Jahren eine Lehre als Zimmermann beginnen konnte. Ab 1878 unterbrach der Militärdienst, den er in Bosnien abdiente, seinen beruflichen Werdegang.

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