Die Roten am Land

Wahlmöglichkeit dieser Frauen auf dem Arbeitsmarkt auf ein Minimum reduziert ... Der Frauen vordergründigstes Merkmal ist das Funktionieren als Ausgleich- ihr Einsatz auf dem Arbeitsmarkt richtet sich nach der wirtschaftlichen Lage allgemein und nach der des Privathaushaltes; ihre - unbezahlte und unsichtbare - Instandhaltungsarbeit, wie Hausarbeit, Konsumarbeit, Beziehungsarbeit, dient darüber hinaus als Puffer für Krisen: Verdient der Mann weniger oder wird er arbeitslos, so muß dies im Haus aufgefangen werden; gibt es weniger Kinderbetreuungsstellen, so müssen die Frauen es ausgleichen; wird das Leben teurer, so müssen sie rationeller wirtschaften. Man redet nicht darüber. Es heißt, es würde auch nichts ändern. Man muß fertig werden damit, ohnedies, es ist nun einmal die Wirklichkeit. Anpassung an ein Verhältnis. Über allem spannt sich ein unsichtbares Netz -genannt: die Frauenfrage. Und wo, so frägt man sich, bleibt die Frau ... 1 Frauen berichten aus ihrem Leben2 Der Tagesablauf ... Frau B.: ,, \ nach 4 Uhr aufstehen; mein Mann schnell heraus aus dem Bett; um 5 Uhr fährt er weg; schnell geh' weiter, ich muß ihm das Tor aufmachen. Er kommt aus dem Bett nicht heraus, er hat nämlich Zucker und weiß Gott noch alles. Da muß ich ihm schon alles herrichten, die Diät und dann die Jause, kumm, kumm, geh weiter ... Um \ nach 5 Uhr gehe ich weg von zu Hause, um 6 Uhr fährt mein Bus. Dann komme ich an, dann geht's eh schon los ... Dann bis um 1/? 3 Uhr, dann gemma ham. Dann geht's noch zu Hause -weiter. Einkaufen - meistens schon auf dem Heimweg, dös liegt am Weg, das geht schneller, dann für den Mann kochen, G'schirr abwaschen, zusammenräumen, dann ist es 8 Uhr abends, und dann sitzt man sich auch mal nieder, und jede Frau weiß, daß man müd' ist und daß man dann nicht so leicht aufsteht." Frau F.: ,,Also ich stehe um 6 Uhr früh auf, dann wecke ich meine Kinder. Die gehen dann zur Schule. Vor ein paar Jahren hab ' ich noch einen dritten gehabt, der ist dann in die Lehre gegangen ... Mein Arbeitstag in der Fabrik fängt erst um 2 Uhr nachmittags an. Den hab ich mir deshalb gewählt, damit ich vormittags meinen Haushalt machen kann, und wenn ich abends heimkomme, dann wasche ich mich und gehe ins Bett ... Aber am Vormittag ist der ganze Haushalt herzurichten, einkaufen. Ich bin zwar allein, ohne Mann, aber die Kinder gehen in die Schule; kochen, abwaschen. Wenn meine Kinder nach Hause kommen, nehmen sie sich das selbst. Ich räume, soweit es geht, die Wohnung auf ... " Frau T.: ,,Ich steh' morgens um ½ 6 Uhr auf. Wenn ich Überstunden mache, stehe ich um ein bis zwei Stunden früher auf. Ich arbeite halbtags, aus dem Grund, damit ich nachmittags beim Kind sein kann. Wenn ich Überstunden mache, fange ich um ¾ 6 Uhr an, manchmal schon um 3 1.i 5 Uhr, sonst um ¾ 7 Uhr, und arbeite bis 12 Uhr. Dann hole ich mein Kind von der Schule ab und bringe es heim .. . Mittagessen vorbereiten, gemeinsam Mittagessen, dann setzt sich das Kind zur Aufgabe. Ich wasche ab, räum' die Sachen weg, die in der Früh liegengeblieben sind, in der Früh versorgt's nämlich mein Mann. Der fangt erst um 7 Uhr an. Mit der Kleidung ist mein Mann nicht so in der Höh ', wie und was, da haben wir schon öfters Schwierigkeiten gehabt, da hilft deswegen auch die Oma .. . Bei uns ist dies überhaupt so in der Familie, daß das ganze aufs Kind konzentriert ist. Bin ich am Nachmittag einmal nicht unterwegs, dann koche ich, weil um ½ 5 Uhr mein Gatte heimkommt. Dann können wir gemeinsam Mittagessen. Und anschließend, wenn wir gemeinsam gegessen haben, geh' ich einkaufen für den nächsten Tag oder für die nächsten zwei Tage, je nachdem. Dann wasche ich das Geschirr ab, wobei mir mein Mann oft hilft, das ist sehr lieb. Er hilft mir auch wegräumen, oder er kontrolliert die Hausaufgaben vorn Kind. Wenn ich dann den Haushalt fertig habe, mache ich Schneiderarbeiten. Ich mache die komplette Garderobe für meine Tochter und auch für mich, weil ich auch nur halbtags arbeite, und mein Mann auch nicht viel verdient, weil er Staatsangestellter ist, und der Staat zahlt sehr wenig. Ich meine, da verdienen manche Frauen mehr als mein Mann, obwohl er einen sehr verantwortungsreichen Beruf hat ... Meistens um 9 bis 10 Uhr am Abend geh ' ich ins Bett. Wenn ich früher aufstehe, wenn ich um ¾5 Uhr anfang', dann ist das Fernsehen gestrichen, weil ich da sowieso früher ins Bett gehe, denn man ist dann nervös und überbelastet. Und wer leidet darunter ? - die Familie! Man schimpft gleich mit dem Kind, wenn irgend etwas ist, beim Mann ist es dasselbe. Er sagt dann, es wäre besser, wenn ich daheimbleiben könnt', aber ich meine, es ist halt, weil man einen gewissen Lebensstandard hat, den man auch halten will, und da muß halt die Frau Geld verdienen." Frau E.: ,, ... Ja, eben, dann denkst dir, ja warum immer ich. Eine Frau muß doch genauso arbeiten, und Schichtarbeit ist sehr belastend. Er kommt heim, hat seine Zeitung und sein Hascherl Bier auf dem Tisch. Ich kann das aber ein ganzes Jahr nicht tun, daß ich mich hinsetz' zum Tisch und Zeitung lese! Bei Schicht ist das ein furchtbar langer Tag. Wenn ich Frühschicht habe, steh ich um \ nach 4 Uhr auf: am Abend komme ich dann aber auch nicht um das früher ins Bett. 185

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