Die Roten am Land

Erwerbsarbeit von Frauen ist grundsätzlich Teilzeitarbeit: acht Stunden lang. Die nächsten acht Stunden gehören der Familie. Verhältnisse, die sich weniger wandeln als vielmehr verbreiten. Und die schon längst nicht mehr das Charakteristikum bestimmter Milieus sind, seien sie städtisch oder ländlich. 182 Hildegard Fraueneder Arbeite, Frau, die Freude kon1n1t von selbst! Frauenalltag von 1945 bis heute Geschichten über die als „frauenspezifisch" verstandenen Bereiche des Lebens gibt es viele; sie sind facettenreich und viel-ansichtig. Daß historische Fakten selbstredend wären, ist eine Mär. Frauen erzählen aus ihrem Leben. Nachkriegsalltag - Frauen organisieren das Überleben; sie besorgen Nahrungsmittel und Heizmaterial, stehen Schlange beim Abholen der Lebensmittelkarten, auf die nur jene Anspruch haben, die auch einen Beschäftigungsnachweis erbringen können. Für die anderen bleibt das städtische Wirtschaftsamt, das Sammeln von Beeren und Pilzen, der Tausch- und der Schwarzhandel. Bekleidung, Heizmaterial und Strom sind rationiert: Sechs Kilowattstunden für zwei Familien bedeuten eine halbe Kochstunde täglich. In Salzburg sind nur drei Prozent der benötigten Kochund Heizherde vorhanden. Die Ofenröhren wurden längst anderwertig gebraucht. Über dem Notwendigsten steht eine kapitulierende Verwaltung - parallel zu ihr stehen Schleich und Handel. Im Schleich kostet ein Kilogramm Zucker soviel, daß eine Hilfsarbeiterin in der Papierfabrik Hallein dafür zwei Tage lang arbeiten muß. Später wird das Bild des Wirtschaftswunders, der stolze Blick zurück auf den gelungenen Wiederaufbau, Zeitungen und Publikationen füllen. Der Blick zurück ist männlich: Haben die Frauen ihre Leistungen etwa schon vergessen? Sicher nicht vergessen, aber anders gesehen. Als Ersatz.

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