Die Roten am Land

Erika Thurner Von1 proletarischen InselDasein zun1 Leben in1 ,,Roten Salzburg'' Salzburger Impressionen nach dem Zweiten Weltkrieg Stadt und Land Salzburg wecken Assoziationen von einer bürgerlich-konservativen Gesellschaft. Diese Bilder entstehen vor dem aktuellen Hintergrund einer Hochkultur- und Fremdenverkehrsatmosphäre. Sie beruhen historisch auf bürgerlichen Geschichtsdarstellungen - Darstellungen, die das andere Salzburg, die Geschichte der arbeitenden Menschen, ihres Alltages und ihrer Lebensräume weitgehend ausklammern oder verklären. So mag es überraschen, daß die Sozialdemokratie in Salzburg schon in der Ersten Republik zweitstärkste Wählerpartei wurde. Etwa ein Drittel der wahlberechtigten Salzburgerinnen und Salzburger gab damals die Stimme den Roten. Dennoch war die Sozialdemokratie in einer katholisch-konservativen beziehungsweise deutsch-nationalen Öffentlichkeit schwach vertreten. Den Entwicklungsmöglichkeiten der Sozialdemokratie waren durch die Wirtschafts- und Sozialstruktur enge Grenzen gesetzt. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg dominierte die Landwirtschaft. Das Land blieb von der Industrialisierung nahezu unberührt. Der Wirtschaftsaufschwung verlief in hohem Ausmaß über den Fremdenverkehr. Es gab nicht einmal ein Dutzend Großbetriebe im ganzen Land. D aß die Sozialdemokratie im westlichen Österreich kaum irgendwo die „Absolute" machen würde, das war bald nach 1945 klar. Wenn es schon nicht um die Macht ging, um was ging's dann? Antworten aus Salzburg. 173

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