Die Roten am Land

Artilleriefeuer genommen werde, sollte nur der gerings te Widerstand spürbar sein. Außerdem hätten sich sämtliche Schutzbündler zu stellen und die Waffen abzuliefern. Im Laufe des Nachmittags werden etwa hundert Arbeiter, Schutzbundangehörige und Betriebsräte festgenommen und in den Garderoben und im Keller des Turnsaals in der Bürgerschule gefangengehalten. Am Freitag, dem 16. Februar, deutet alles auf eine bevorstehende Exekution eines Teils der Arbeiter hin, da sich mehrere Männer an der Außenwand des Turnsaals aufstellen müssen und einige besonders fanatische Heimwehrmänner deren Erschießung fordern. Oberstleutnant Kattauer beläßt es jedoch, nicht zuletzt auch aufgrund der Intervention des Führers der Vaterländischen Front, Josef Mittendorfer, bei einer mahnenden Ansprache. Da kein Blut geflossen sei, stimme er der Enthaftung der Arbeiter zu, die Anführer würden sich jedoch vor einem Gericht zu verantworten haben. Die Ebenseer Heimwehr läßt es sich in den folgenden Tagen nicht nehmen, Eigentum der Arbeiterbewegung, etwa das unter großen Entbehrungen errichtete Arbeiterheim, zu plündern. Bücher aus der Arbeiterbibliothek werden nach „fachgerechter Sichtung" in den See geworfen, sämtliche sozialdemokratischen Vereine aufgelöst und enteignet, sogar die Naturfreundehütten werden beschlagnahmt. Darüber hinaus verlieren zahlreiche Arbeiter ihren Posten; auch Bürgermeister Zieger wird in Haft genommen und ohne rechtlichen Anspruch auf eine Pension seines Amtes enthoben. In den folgenden Gerichtsverhandlungen gegen Ebenseer Schutzbundangehörige werden Haftstrafen bis zu einem Jahr ausgesprochen. Anmerkungen ' Siehe Baron, Ge rhard: Der Beginn. Die Anfä nge der Arbeiterbildungsverei ne in Oberösterreich. Linz 1971. Hummer, Hubert: Region und Widerstand, in: Hummer, H ./ Kannoni er, R./ Kepplinger, B. (Hg.): Die Pflicht zum Widerstand. Fes tschrift Peter Kammerstätter zum 75. Geburtstag, Wi en-Linz-Zürich 1986, S. 118. 3 Ahammer, Friedrich: Februar 1934 im Salzkammergut. Seminararbeit Uni v. Salzburg 1975, S. 24. ' Vgl. auch Botz, Gerhard: Gewalt in der Politik. München 1983, S. 354. Vgl. ,,Sa lzkammergutzeitu ng", 22.9.1929 und 13.10.1929; Gemei ndeausschußprotokolle Ebensee 1929/ 1930. 6 Brief von Bürgermeister Zieger an Landeshauptmann Dr. Schlegel vo rn 11.2.1 934, Archiv Widerstandsmuseum Ebensee. Freitag, 16. Februar 1934: gefangene Schutzbündler an der Wand des Turnsaals der Bürgerschule Ebensee. 147

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