Die Roten am Land

Wolfgang Quatember Generalstreik i111 Dorf Der Aufstand des Republikanischen Schutzbundes im Februar 1934 in Ebensee Ebensee ist eine stark industrialisierte, trotzdem ländlich geprägte Gemeinde im oberösterreichischen Salzkammergut, am Südufer des Traunsees. Zu Land ist der Ort nur durch die Bahn und eine Straße erschlossen, deren Trassen zum Teil in stark abfallende Berghänge eingeschnitten sind. Regionale politische und kulturelle Bedingungen, etwa die lange Tradition der Arbeiterbewegung im Salzkammergut1 , und die besondere industrielle Infrastruktur Ebensees mit drei Großbetrieben - Solvay, Saline, Weberei und Spinnerei - machten die Sozialdemokratie zur vorherrschenden Kraft im gesellschaftlichen Leben des Ortes. Ebensee muß neben Steyrermühl und Laakirchen als „ proletarisches Zentrum"2 des Salzkammergutes bezeichnet werden. So konnten die Ebenseer Sozialdemokraten bei der letzten oberösterreichischen Landtagswahl der Ersten Republik am 19. April 1931 56 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen und stellten mit Max Zieger den Bürgermeister. Natürlich stand die Ebenseer Arbeiterschaft auch unter dem Einfluß der eklatanten Wirtschaftskrise. Zu Beginn des Jahres 1934 sind bei einer Gesamteinwohnerzahl von rund 9000 Personen etwa 1000 ohne Arbeit3 , viele davon schon jahrelang ausgesteuert, also ohne jede Unterstützung. A ktuell ging die militärische Auseinandersetzung für die Sozialdemokratie im Februar 1934 in Wien und Linz verloren. Doch verloren hat die Sozialdemokratie in Wirklichkeit auf dem Land: weil es dem Republikanischen Schutzbund nicht gelang, Heimwehr und Militär zu binden und damit vom Marsch auf Wien abzuhalten. Eine Ausnahme: Ebensee. 145

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