Die Roten am Land

Die Sozialdemokratie war männlich. Das galt erst recht für die sozialdemokratische Bewegung in den ländlichen Gebieten. Wo hatten die Frauen da ihren Platz, wenn sie die Rede von Friedrich Engels ernst nahmen, wonach die Emanzipation der Frau der Gradmesser für die Emanzipation der ganzen Gesellschaft sei? 126 Andrea Mayr ,,Geh deine Bahn und laß die Leute sch-wätzen'' Leben und Politik der Tiroler Landtagsabgeordneten Maria Ducia (1875-1959)1 Eine Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Tirols wäre ohne eine Auseinandersetzung mit Maria Ducia unvollständig: Ducia stellte jahrzehntelang ihre Arbeit in den Dienst der Partei, kämpfte für die Befreiung der Proletarier/ innen und für eine menschlichere Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der die Frauen den Männern in allen Belangen gleichgestellt, die Klassengegensätze überwunden sind und Frieden statt Krieg herrscht. Für diese Ziele war sie bereit, ihre Kraft, ihre Intelligenz und ihren Willen einzusetzen. Maria Ducia sprach selten über ihre Kindheit und Jugend. Sie wurde am 25. April 1875 als Tochter des Schneidermeisters Peychär und seiner Frau Maria in Innsbruck geboren. Bis zu ihrem vierten Lebensjahr war sie bei Bauern in Sistrans in Pflege - damals war es üblich, Kinder aus der Stadt aufs Land zu geben - , wo sie nach eigenen Aussagen eine glückliche Zeit verbrachte. Nach dem Besuch der Volksschule war sie kurze Zeit als Verkäuferin tätig, bis sie 16jährig aufgrund familiärer Streitereien von zu Hause weglief, nach Südtirol. 1898 gebar sie in St. Gallen in der Schweiz ihr erstes Kind, einen Knaben, den sie bei Bauern in Pflege gab. Als alleinstehende Mutter war es ihr nicht möglich, das Kind bei sich zu behalten, da sie für ihren Lebensunterhalt sorgen mußte. Sie arbeitete in München als Tabakfabriksarbeiterin und belegte dort einen Abendkurs an der Kunstakademie. 1900 brachte sie in München ein Mädchen zur Welt, mit dem sie zurück nach Innsbruck ging.

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