Dieses interessant gestalte te Zierbeil mit Reiter entstand um 600 v. Chr. in Hallstatt und zeugt für kunsthandwerkliches Geschick und Formgefühl (VogeL Sonnenbarke) ausgedrückt Nun gelangt über die Nachbarvölker im Süden und Südosten die freiere griechische Auffassung in den Hallstattraum. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts begann die große griechische Kolonisation, die, wie wir wissen, keineswegs immer gewaltlos vor sich ging. Auf die europäische Kulturentwicklung übte sie einen kaum zu überschätzenden Impuls aus, es sei nur an die Verbreitung der Schrift erinnert Von den neuen Griechenstädten strömten nun auch Importgüter als Zeugnisse verfeinerter mediterraner Lebensart nach demNordenUm600 wurde Massilia, das heutige Marseille, gegründet Uber die rasch aufblühende Hafenstadt wickelte sichbaldderHandel mit denStämmen Binneneuropas ab.DemKontakt der griechischen Kolonisten und Handelsleute mit den Barbaren verdanken wir auch die ersten schriftlichen Notizen über den Hallstattraum. Hekataios von Milet berichtet um 500 v. Chr., daß Massilia in der Nähe des kel tischen Gebietes liege, und bei Herodot ist zu lesen, daß die Donau im Lande der Kelten entspringe. Dadurch wissen wir, daß der Westen des Hallstattraumes, Ostfrankreich und Südwestdeutschland, spätestens gegen 500 keltisch war. Diese wertvollen, wenn auch nur kurzen Nachrichten aus der Antike werden durch die Ausgrabungsbefunde auf das wirkungsvollste ergänzt ImWesten ist dem Hallstattadel ein glanzvoller Aufstieg gelungen Hier haben sich mächtige Dynastien gebildet die auf befestigten Fürstenhöfen residieren Die drei größten Zentren hallstättischer Fürstenmacht liegen auf der Heuneburg bei Sigmaringen, dem Asperg bei Stuttgart und dem Mont-Lassois bei Chätillon-sur,Seine. Daß dort die Angehörigen einflußreicher und begüterter Geschlechter lebten, weiß man in erster Linie aus den kostbar ausgestatteten Gräbern in der Umgebung dieser Zentren Die Toten waren mit einem Teil ihres Hausrates, ihremWagenund einer Fülle von rituell bestimmten Beigaben in einer Grabkammer unter einem Hügel bestattet Zu ihrem Prunkgewand, das man ihnen für die Fahrt ins Jenseits anlegte, gehörte ein goldener Halsreif, der uns in erster Linie als Abzeichen hoher Abstammung gilt Aus den Grabinhalten, aber auch aus den Siedlungsschichten wissen wir, daß diese Herren Einfuhrgüter griechischer oder etruskischer Herkunft sehr zu schätzen wußten Kunstvolle Möbel und kostbare Gefäße haben denWeg rhoneaufwärts undüber die Alpen gefunden Das berühmteste Importstück ist wohl der riesige Krater ausdemGrabvonVixbeimFürstensitz auf dem Mont-Lassois. Was sonst noch aus der Mittelmeerwelt kam, können wir nur Ei n Tongefäß mit eingeritzter Jagdszene gilt als kostbares Rehkt aus der Hallstattzei t (Sopran - Odenburg) ahnen Die Gräber waren fast durchwegs beraubt - das unterirdische Kapital war den Zeitgenossen nicht verborgen geblieben - und das organischeMaterial ist vergangen Im Westen, der so aufnahmebereit für diemediterraneLebensart war, bahnte sich auch das Ende der hallstättischen Epoche an Die Kelten des westlichenMitteleuropa stehen seit dem 5. Jahrhundert als neue, kulturell selbständige Gemeinschaft vor uns. Mit der gewaltsamenAusbreitung der Kelten im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. nimmt ihre Schöpfung, die Latenekultur, die bisher hallstättischen Räume ein
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2