28 Ist es nach diesen Ausführungen nicht umso erstaunlicher, wenn wir sehen, daß es in unserem Gebiet eine große Anzahl von Höfen gibt, deren Namen die Stürme vieler Jahrhunderte überdauerten und von der ersten urkundlichen Nennung bis in die Gegenwart unverändert blieben ? Der Hofname spielt heute noch im täglichen Leben der bäuerlichen Bevölkerung eine große Rolle. So wird der Bauer von seinen Nachbarn nicht nach seinem Familiennamen, sondern nach dem Namen seines Hofes genannt, auch ist er in der näheren und weiteren Umgebung nur unter diesem Namen bekannt. Woher aber die Bezeichnung eines Hofes kommt, kann die einheimische Bevölkerung nur in den seltensten Fällen sagen. So ist man also bei der Frage nach der Herkunft des Hofnamens auf quellenmäßige Überlieferung angewiesen. Ein wirklicher Erfolg ist aber nur dort zu erwarten, wo von der Grundherr- schaft Urbare, Urkunden, Untertanenverzeichnisse und Grund- bücher überliefert sind. Mit diesen. schriftlichen Quellen kann man die Gesetze erfassen, nach denen sich die Namen gebildet und erhalten haben, sie sind aber auch unbedingt notwendig für die Kenntnis der jeweiligen Haus- und Hof- geschichte, In der Zeit der Anlage dieser Quellen bildeten die Hofnanen eine große Stütze für die Kanzlei der Grundherrschaft, weil man durch sie die einzelnen untertänigen und dienstbaren Güter verläßlich unterscheiden konnte; besonders wichtig waren diese Namen, wenn in einem Dorf mehrere Besitzer gleiche Vor- und Zunamen trugen, was gar nicht so selten der Fall war. Hat sich auch heute auf dem Lande in der Amtsphäre die Hausnumerierung durchgesetzt und der Bauer die praktische Seite dieser Einrichtung anerkannt, so wird er doch die Namen der Hofe nie aus seinem täglichen Leben missen wollen und immer den lebendigen Namen als echte bäuerliche Bildung der abstrakten Zahl vorziehen,. 28
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2