27 Siedlungsweise abhängig ist. 1 Die Hofnamen, die keine Entwicklung durchmachen, sondern in ihrer Urform erhalten bleiben, leben trotz ihrer Natürlichkeit stärker im Bewußtsein des Volkes und des Einzelnen fort als die bürgerlichen Hausnamen. Das hängt erstens mit ihrem Einfluß auf die Bildung der bäuerlichen Geschlechtsnamen zusammen und zweitens mit ihrem festen Beharren in der Tradition; sie leben nicht nur in der Familie weiter, sondern vererben sich von Besitzer zu Besitzer und werden somit zum echten Erbgut des Volkes. Wie bereits festgestellt wurde, gibt es Vulgärbezeichnungen, die sich durch Jahrhunderte auf Höfen hielten und trotz Besitzerwechsels unverändert blieben. Doch kam es auch vor, daß ein Anwesen im Laufe der Jahrhunderte seinen Namen mehrmals wechselte. Die Gründe für diese Veränderungen sind sehr verschieden. Wenn ein Hof einer anderen Grund- herrschaft unterstellt wurde, änderte sich damit auch manchmal die Vulgärbezeichnung. Auch die Anlegung neuer Urbare durch die jeweilige Grundherrschaft oder die Teilung großer Herrschafts- und Bauernhöfe brachte häufig einen Wechsel des Hofnamens mit sich. Zu Änderungen des Vulgär- namens kam es oft bei einem Anwesen, das nach dem Gründer oder dessen Eigenschaft benannt wurde, der aber mit der Zeit in der Erinnerung der Bevölkerung verblaßte und der neue Besitzer sich einer größeren Beliebtheit erfreute. Dies mußte natürlich zur Umbenennung führen. Daß sich die Namen alter, großer Höfe besser hielten als die von Kleinbesitzen ist zu verstehen; die kleineren bäuerlichen Anwesen entstanden doch meist viel später und wurden zum Großteil in weniger fruchtbaren Gegenden angelegt,. ____________________________________________________ 1) vgl. Grohne E., Die Hausnamen und Hauszeichen, ihre Geschichte, Verbreitung und Einwirkung auf die Bildung der Familien- und Gassennamen, Göttingen 1912, S.109 27
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