13 Nach dem Abzug der Römer war aber das Land nicht ent- völkert, denn die einheimische Bevölkerung blieb in ihrer Heimat, sie hatte keinen Anlaß, dem fremden Herrn zu folgen. Das Fortleben der früheren Namen und der römischen Über- lieferung schließt eine vollständige Räumung des Landes aus. Wir finden zwar im Westen Österreichs romanische Namengebung, das Herzstück Oberösterreichs aber weist keine Namen romanisch-lateinischen Ursprungs auf. Das ist der Beweis gegen die weitverbreitete Ansicht, ganz Norikum wäre zur Zeit des Zusammenbruches der römischen Herrschaft romanisiert gewesen. Freilich gab es in den Städten Norikums Staatsbeamte und Kaufleute, die nur der lateinischen Sprache mächtig waren und weder keltisch noch illyrisch beherrschten; sie zogen aber nach Italien, wie uns die Lebensgeschichte Severins berichtet. Auch die römischen Quadra-Fluren beweisen nicht die anhaltende sprachliche Romanität, sondern zeugen nur vom römischen Verwaltungswesen in der bäuerlichen Acker- vermessung. So kommen wir also zu der wichtigen namenkundlichen Feststellung, daß in unserem Gebiet keine romanischen Namen fortlebten, sondern vorrömisches Namengut stets unmittelbar ins Deutsche übersetzt wurde und romanische Zwischenformen dabei völlig übergangen wurden. Wesentlich ist aber auch, daß die Zentrallandschaft Oberösterreichs nicht nur von romanischen, sondern auch von slawischen Einflüssen frei blieb. Denn die Awaren und Slawen haben die Umgebung von Wels nicht erreicht. So ist also die Mitte von Oberösterreich die einzige Landschaft Österreichs, die rein deutsches Namengut aufweist, wenn man von vorrömischen Rückständen absieht. Zu dieser unvermischten deutschen Zone gehören das Hausruckviertel, das Traunviertel ohne Enns- und Steyrgebiet und ohne das südliche Salzkammergut, der größere Teil des Innviertels und das Donautal 1. ____________________________________________________ 1) vgl.Kranzmayer E., a.a.0., S.61 13
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