Der Kuckuck vom 17. Jänner 1932

Gandhi I n Indien isl es losgebrochen. Alles wie einsL Nein, viel ärger. Diesmal hal England die Offensive ergriffen. Hat einfach die Diktatur über Indien verhängt, Gandhi verhaftet, seine Nachfolger verhaftet, den Nationalkongreß ver– boten, jeder untergeordnete englische Verwal– tungsbeamte kann verhaften lassen, wen er will , wie oft er will. Kann einsperren. Kann schießen lasse□ und es isl nicht abzusehen, was noch kommen wird. Der Wanlsieg der Tories in England wirkt sicn aus. Eine Phalanx von 500 konservativen Stim– men hinter sich, kann der- Vizekönig, Lord Willington, ein kalter Bürokrat, praktisch tun, was er will. Die unheilbare Zerrissenheit Indiens, von der nebens'-ehendes Bild ein krasses Beispiel gibt, spielt den Engländern in die Hände. Nicht nur die Parias, die aucn ein Gandhi noch nicht er– lösen konnte, sind Figuren im Spiel der engli– schen Gewaltpolitik, nein, auch die indischen Mohammedaner, die jetzt nach dem ergebnis– losen Verlauf der Round-Table-Konferenz auf die Hindus erbitterter sind denn je, sind bedeut• same Hilfstruppen Englands, nicht zu vergessen die indischen Fürsten, die geschworene Gegner des Nationalkongresses bleiben. Vor den· Augen der Welt beginnt der wie• vielte Akt einer der größten geschicht– lichen Tragödien? Nicht abzusehen, wieviel Akte noch kommen werden . Wird die Politik des gewaltlosen Wider· standes, die Gandhi predigt, in einer Atmosphäre dauernder Provokation, die sich England angelegen sein läßt, durch– zuführen sein? Es ist sehr lra~lich. Werden nicht doch die Heißsporne in den Vordergrund treten, wenn sie die fortwährenden Vergewaltigungen In– diens ungehindert vor sich abspielen sehen? Und werden dann die anglo-indische Armee Tropentanks nicht das sprechen? eigens für die konstruierten letzte Wort ~~Tll~l!S~~L I ■ l ■ltlE■ Aga Khan, der Führer der indischen Mohammedaner, verbringt seine Tage als europäischer Lebemann. Daß die Forderungen der indischen Mohammedaner bei der „Round Table 0 nicht erfüllt wurden, ist für die englischen Scharfmacher eine starke Waffe Diejenigen, die am meisten Leid tragen werden, werden natürlich die Massen der unterernährten, analphabetischen Bauern sein, die Bauern, die kaum zu leben haben, die den Steuerstreik gegen England durchführen werden müssen, das unglückliche Kanonen· futter auch im Falle eines gewaltlosen Krieges, bei dem kein Schuß fällt. Eines Krieges, der nicht weniger schrecklich sein wird als der in der Mandschurei. 4 Wie die Parias, die „Unberührbaren", sich Gandhis Lehre vom gewaltlosen Widerstand zu eigen machten. Sie leg„ ten. sich vor den Kala Rama Tempel in Nasik und machten somit den Brahmanen da• Betreten des Gottes„ hauses unmöglich Nach einer Oantellunt in HLondon News" P. & A..Photo

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