Donnerstag, 13. Mai 19.00 Uhr Samstag, 15. Mai 19.30 Uhr Sonntag, 16. Mai 9.00 Uhr Donnerstag, 20. Mai 18.00 Uhr 19 .30 Uhr Freitag, 21. Mai 19 .00 Uhr anschließend 20.00 Uhr Samstag, 22. Mai 14.00 - 18.00 Uhr Sonntag, 23. Mai: 9.00 Uhr Festprogramm Eröffnung der Ausstellung „550 Jahre Stadtpfarrkirche Steyr" in der VKB Steyr, Stadtplatz (läuft bis 29 . Mai) Konzert des Kammerorchesters Haidershofen im Dominikanersaal Erstkommunionfeier CHRISTI HIMMELFAHRT ,,Geschichte der Stadt Steyr - Mittelalter, Reformation, Gegenreformation". Ein Film von Prof. Günther Mödlagl , im Pfarrheim Marienfeier in der Stadtpfarrkirche mit Lichterprozession über den Brucknerplatz und um die Stadtpfarrkirche Vesper vom Kirchweihfest in der Stadtpfarrkirche Totengedenken auf dem ehemaligen Friedhof um die Kirche Festakademie in der Margaretenkapelle bzw. Pfarrkirche Festvortrag: em. Univ.-Prof. DDr. Josef Lenzenweger Pfarrfest rings um die Stadtpfarrkirche Benefizführung durch Prof. Adolf Bodingbauer Turmführungen mit Helmut Mulle Kinder- und Jugendspiele Speise und Trank vor dem Pfarrheim KIRCHWEIHFEST Festmesse in der Stadtpfarrkirche mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, DDr. Donato Squicciarini 2
Grußwort zum Abschluß der Außenrenovierung Die Stadtpfarre Steyr hat Grund zum Feiern. Die umfangreichen Arbeiten der Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche sind abgeschlossen. Das Gotteshaus erstrahlt in altem Glanz. Nicht nur die finanziellen Aufwendungen waren groß, sondern auch die konkreten Arbeitsleistungen so vieler aus Eurer Pfarre. Ich danke den Seelsorgern und allen Mitchristen aufrichtig und gratuliere zum Abschluß der Arbeiten. Die Gotteshäuser, die unsere Vorfahren erbaut haben, und die Generationen bis in unsere Tage mitgetragen und mitgestaltet haben, prägen unsere Städte und Dörfer und geben ihnen ein unverwechselbares Gesicht. Diese Gotteshäuser sind aber auch ein in Stein gehauenes Zeugnis unseres lebendigen Glaubens an Gott, dem tragenden und bergenden Grund allen Lebens. Denn in den Kirchen versammeln wir uns zu Gebet und Gottesdienst , feiern wir die schönsten Stunden unseres Lebens und suchen wir Kraft für die schwersten Stunden. Unsere Kirchen sind Plätze für das Schöne, Wahre und Gute. Sie sind Orte der Stille und der Besinnung, und Zufluchtsstätten für den gehetzten Menschen . ,,Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da b in ich mitten unter ihnen" (Mt 18,20), verheißt uns der Herr. Möge auch 550 Jahre nach ihrem Baubeginn die neurenovierte Stadtpfarrkirche in Steyr ein Ort sein, an dem Gottes Nähe besonders spürbar wird. Gottes Segen begleite uns, damit wir uns gegenseitig im Glauben stärken und miteinander lebendige christliche Gemeinde sind. Bischof von Linz 3
Zum Geleit Unter den unvergleichlichen Kostbarkeiten der Architektur, welche das historische Erscheinungsbild der Stadt Steyr in einer Vielfalt prägen, die anderswo selten erreicht werden, nimmt die Stadtpfarrkirche zu Ehren des hl. Ägid und des hl. Koloman eine ganz besondere Stellung ein . Die Dächer der Stadt hoch überragend, bildet sie gemeinsam mit dem stolz erhobenen Chorhaupt und dem ehemaligen Friedhof, dem sechsseitigenTürmchen der St.-Margareten-Kapelle und dem zweigiebeligen Pfarrhof neben dem besonders reizvollenMesnerhaus eine eigene Einheit. Über die Pfarrstiege emporsteigend, fühlt sich der Pilger gleichsam in eine in sich geschlossene Welt mittelalterlicher Städtebaukunst versetzt. Man betritt damit auch eine Stätte geistiger und religiöser Besinnung, welche nicht nur den Kirchenraum sondern auch die gesamte Umgebung erfaßt . Die Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche stellt somit neben der Erhaltung der historisch gewachsenen Kulturlandschaft in Steyr auch ein Symbol der Pflege und hohenWertung einer religiös - weltanschaulichen Gesinnung dar, die sich weithin sichtbar verkündet. Durch das vorbildliche Engagement und den Einsatz des Stadtpfarramtes Steyr und der gesamten Pfarrgemeinde ist es gelungen, eines der hervorragendsten Zeugnisse des christlichen Glaubens in Oberösterreich zu neuer Blüte zu führen. 4 Dr. Josef Ratzenböck Landeshauptmann
Zum Geleit Das Jubiläum „550 Jahre Stadtpfarrkirche Steyr" unterstreicht einmal mehr die historische Bedeutung unserer Eisenstadt. Die Grundsteinlegung für die Errichtung der spätgotischen Kirche ist auf den berühmten Wiener Dombaumeister Puxbaum zurückzuführen. Über Jahrhunderte wurde ständig an diesem Gotteshaus gebaut, wobei nach einem verheerenden Brand im vergangenen Jahrhundert das Münster im neugotischen Stil eingerichtet wurde. Neben der ehemaligen Styra-Burg und dem heutigen Schloß Lamberg nahm seit jeher die Stadtpfarrkirche die herausragende Stellung im Erscheinungsbild unserer Stadt ein. Die Bedeutung dieses Bauwerkes für jeden Steyrer ist daran zu messen, daß die Stadt Millionen für die Restauration dieses Kulturgutes in der Vergangenheit aufgewendet hat. Neben den sakralen Kunstschätzen wie Michaeler Kirche, Kloster Gleink oder Dominikaner Kirche und der Kirche zu Christkindl wird seitens der Stadt alles daran gesetzt, diese Kulturgüter der Nachwelt zu erhalten . Es freut mich, daß im Zusammenwirken aller konstruktiven Kräfte auf Bundes-, Landesund Gemeindeebene bis dato in vorbildlicher Weise diese Verpflichtung wahrgenommen haben. Als Bürgermeister der Stadt Steyr hoffe ich, daß auch in Zukunft dieses neugotische Baujuwel so eindrucksvoll wie bisher erhalten bleiben wird. In diesem Sinne wünsche ich dem Festkomitee viel Erfolg und allen Teilnehmern eine besinnliche Zeit in der Betrachtung dieses für Steyr so bedeutsamen Bauwerkes . 5 Hermann Leithenmayr Bürgermeister
Liebe Pfarrangehörige! Liebe Mitarbeiter und Freunde der Stadtpfarre Steyr! Nach fast zehn Jahren kann die Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche abgeschlossen werden . Eine langwierige, aufwendige, aber notwendige Arbeit! Gott sei Dank, daß dieses Werk gelungen ist. Bei all den großen Leistungen, die vollbracht worden sind, denke ich daran, daß in der Sorge um unsere Stadtpfarrkirche noch manche Arbeit auf uns wartet. Und deshalb bitte ich auch für die Zukunft um weitere Mithilfe . Kirchenbau bleibt eine ständige Aufgabe: in der Erhaltung eines so großen und schönen Gebäudes wie der Steyrer Stadtpfarrkirche genau so wie im beständigen Aufbau der lebendigen Kirche, deren Bausteine wir Menschen sind. Die lebendige Kirche braucht den Raum, wo sie sich um den Herrn versammelt. Der Kirchenraum aber ist ein Spiegel der Lebendigkeit der Gemeinde, die sich dort versammelt. Wir blicken 1993 zurück auf den Baubeginn des gotischen Münsters imJahre 1443 .Welch gewaltige Veränderungen hat es in diesen 550 Jahren in Steyr, in der Welt, aber auch in der Kirche gegeben! Und diese Veränderungen haben alle in einer gewissen Weise ihre Spuren am Steyrer Münster hinterlassen. Wohlhabenheit der Bürger und Armut der Bevölkerung, Krieg und Frieden, Blütezeiten und Niedergang, Reformation und Gegenreformation, Freude und Leid der Menschen haben unsere Kirche in Steyr geprägt und prägen sie weiter. Denn vor allem die Gemeinschaft und Versammlung der Gläubigen zu den Festen und Feiern der Kirche, aber auch Pilger und einzelne Beter verleihen dem Bauwerk der Kirche, aber auch Pilger und einzelne Beter verleihen dem Bauwerk das Leben. Jede Generation muß am Bauwerk arbeiten, um sie den Nachkommen zu erhalten und weiterzugeben. Gebe Gott, daß auch unsere Generation nicht nur das 550 Jahre alte Münster pflegt und erhält, sondern vor allem als lebendige Kirche das kostbare Gut des Glaubens erhält und weitergibt zum Wohl und zum Frieden der Menschen in unserer Stadt und unserem Land. 6 Mag. Roland Bachleitner Pfarrer
Geschätzte Pfarrbevölkerung! Verehrte Freunde der Stadtpfarrkirche Steyr! Mit der Errichtung der Stadtpfarrkirche Steyr und dem Aufbau der Pfarre vor 550 Jahren wurde für die Innere Stadt und das Ennsdorf die Möglichkeit eines pfarrlichen Zusammenlebens geschaffen . Die finanziellen Mittel für den Bau der Kirche und des Pfarrhofes sowie für die laufenden Erhaltungsmaßnahmen bis zum heutigen Tag, konnten nur durch den opferbereiten Einsatz der Pfarrmitglieder und deren Gruppen, aufgebracht werden. Die Aktivitäten bestanden nicht nur in Abhalten von Veranstaltungen und Sammlungen, sondern auch in direkter Mitarbeit. Hier sei besonders hervorgehoben der Kirchenbauverein, die Frauen- und Männerbewegung sowie die Jugendgruppen der Pfarre. Ihnen sei ein herzliches Vergelts Gott gesagt. Der Pfarre allein wäre es trotz großer Opferbereitschaft nicht möglich gewesen , die letzte Außenrenovierung durchzuführen, wenn nicht das Bundesdenkmalamt, die Landesregierung, die Stadtgemeinde Steyr und die Diözese bereit gewesen wären, der Pfarre mit Rat und Tat sowie großen finanziellen Mitteln beizustehen. Ein aufrichtiges Dankeschön für die Investitionen. Danken möchte ich aber auch allen Verantwortlichen der Gewerbebetriebe und deren Mitarbeiter für die gute Zusammenarbeit bei der Restaurierung, wodurch die Erhaltung wertvollen Kulturgutes gesichert wurde. Ich freue mich mit der Pfarrgemeinde über die wohlgelungene Außenrenovierung und wünsche, daß durch Gottes Segen auch weiterhin Hoffnung, Zuversicht und Geborgenheit von der Pfarre ausgehen möge. 7 Herbert Schwarz Obmann des Pfarrgemeinderates
Zehn Jahre Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche Nach zehn Jahren geht nun die Außenrenovierung der Steyrer Stadtpfarrkirche zu Ende. Zwanzig Millionen Schilling kostete das „Facelifting" des 550 Jahre alten Gotteshauses. Die Kosten übernahmen zu je einem Fünftel die Pfarre, die Diözese, die Stadt Steyr, das Land Oberösterreich und der Bund. Nachdemman schonJahre zuvor sorgenvoll die Einwirkung von Verwitterung und Luftverschmutzung auf die Stadtpfarrkirche beobachtet hatte, schlugen Pfarrer Johann Steinbock und Mitglieder des Pfarrkirchenrates im Mai 1982 Alarm. Der Zustand des aus Sandstein erbauten Turmes, die Konglomeratquader und das Tuffgestein der Fassaden hatten sich derart verschlechtert , daß Passanten durch herabfallende Teile gefährdet waren . In enger Zusammenarbeit mit dem Baureferat der Diözese, dem Bundesdenkmalamt und dem Stadtbauamt wurden ein Jahr darauf die Arbeiten in Angriff genommen. Zuerst wurde das mächtige Dach an der Westseite mit neuen Latten versehen und schließlich mit neuen Tonbiberschwanzziegeln eingedeckt. Ein Jahr darauf folgte die Nordseite. Nach einem Jahr Pause wurde 1986 und 1987 das Mauerwerk der Kirchenfassade und des Turmes ergänzt und gefestigt. Bei dieser Gelegenheit wurde die Turmuhr saniert und die Blitzschutzanlage erneuert. Wegen seiner alles überragenden Höhe zieht der Steyrer Stadtpfarrturm 8 immer wieder Blitze auf sich . In diesen beiden Jahren wurde das Kirchendach östlich des Turmes und über der Apsis erneuert. 1989 und 1990 wurde das Renovierungswerk an der Südseite der Kirche fortgesetzt. Einen zeitlichen und finanziellen Rückschlag erlitten die Arbeiten durch heftige Stürme . Zwei Orkane verursachten einen Schaden von 600.000 Schilling, indem große Flächen des Daches abgedeckt wurden. Die Ziegel flogen bis in die Hinterhöfe am Grünmarkt. Zu einem einzigartigen Einsatz kam es im Herbst 1990. Freiwillige Helfer befreiten den Dachboden der Stadtpfarrkirche von Schutt und Schmutz, der sich in mehreren Jahrhunderten dort angesammelt hatte. Schaufel um Schaufel und Schubkarre um Schubkarre wurden dabei 81 Tonnen Schutt aus den Gewölbebogen wegbefördert. Für den Abtransport dieser ,,Jahrhundert-Last"waren 23 Lastwagenfuhren nötig. Schließlich wurden die riesigen Glasfenster restauriert und mit einer Doppelverglasung versehen. Der letzte Abschnitt war die Sanierung der Außenanlagen rund um die Kirche. Weil es sich dabei um den ehemaligen Pfarrfriedhof handelt, mußten die Arbeiten mit besonderer Sorgfalt und Pietät vorgenommen werden. Es galt, die alten Grabsteine wieder zur Geltung zu bringen, von denen einige noch restauriert werden müssen.
Größere Arbeiten sind am Nordportal geplant , das zwar der schönste der vier Kircheneingänge ist , aber wenig zur Geltung kommt. Die Mauer neben der Marienstatue wird zurückgesetzt , und die Stufen werden bis zur Pfarrgasse vorgezogen. Der anschließende Mesnergarten wird eine öffentliche Grünfläche. Die Wappen der Familie Lamberg und Werndl im Votivbild für den Industriellen Josef Werndl. 9
Kurze Geschichte der Kirche 1110 „cella" erwähnt (Datum jedoch gefälscht ) 1192 Kapelle erwähnt (Vorläuferbau der Kirche) 1275 Pfarrkirche erstmals urkundlich erwähnt 1302 Kirche abgebrannt , daraufhin erneuert 1305 Kirchliche Rechte des Abtes von Garsten über Stadtpfarrkirche bestätigt 1372 „Eiserne Kapelle" der Familie Teurwanger erwähnt 1410 Nischenfiguren im Nordportal (angeblich vom Meister von Großlobming; 1900 restauriert von Franz Christoph Erler) 1443 Neubau der Kirche nach Plänen von Hans Puchsbaum (Bauleiter bis ca. 1454, anschließend Martin Kranschach bis 1482, Wolfgang Tenk bis 1513 und Hans Schwettichauer bis ca . 1525) 1450 Sakramentshäuschen (nach Plänen Puchsbaums) 1470 Sakristeitür mit Nürnberger Wappen, Reichsadler und gekrönten Löwen 1478 Orgel von Hans Laun (oder Hannes Laus) aus Deggendorf errichtet 1479 Brand des beinahe vollendeten Turms 1493 erste erhaltene Ansicht der Kirche (Weltchronik des Hartmann Schedel) 1513 Grabstein des Kirchenbaumeisters Wolfgang Tenk 1522 Stadtbrand zerstört Gewölbe des Langhauses und fast der gesamten Einrichtung 1523 Glasfenster über dem Kreuzaltar (Krönung Mariens , die Heiligen Wolfgang und Berthold und der Stifter Wolfgang Pichler mit Wappen) 1526 Bogenfeldrelief „Tod und Krönung Mariens" am Nordportal mit 53 Figuren (1900 erneuert) 1527 Epitaph des Handelsherrn Laurenz Guetprodt in der nördl. Torhalle 1544 neue Orgel errichtet (von Jacob Kunigsschwerd aus Zwettl) 1554 Durchgangshalle und Doppelportal errichtet 1569 Taufbecken mit 14 Zinnreliefs aufgestellt 1586 Orgel repariert (von Georg Hackher aus Steyr) 1591 Epitaph des Bürgers Sebald Händl in der Vorhalle des östl. Südportals 1599 protestantischer Hochaltar abgetragen 1621 Hochaltar aus dem Stift Garsten aufgestellt 1628 Wiederaufbau der Kirche 1630 Einwölbung des Langhauses 1636 Kirche vollendet und geweiht (von Abt Anton II. aus Garsten) 1637 Orgel erneuert (von Leopold Rottenburger aus Salzburg) 1652-1655 Kirchenstühle aufgestellt (von Andreas Klein aus Steyr) 1688 Hochaltarbild von Karl von Reslfeld aus Garsten gemalt (Anbetung Jesu durch die drei Weisen) 10
L 1692 Hochaltar geweiht 1693 Monstranz gespendet von Johann Ludwig Mittermayr von Waffenberg 1756 barocke Turmkuppel gebaut (nach Plänen von Gotthard Hayberger aus Steyr) 1774-1779 Orgel von Franz Xaver Chrismann aus Laibach 1846 St.-Gilgentor (Stadtbefestigung) abgebrochen 1854-1857 Regotisierung 1858 Weihe des neuen Hochaltars (von Fidelis Schönlaub aus München) 1861 Weihe der Kanzel (von Engelbert Westreicher aus Linz) 1863 Nebenaltäre aufgestellt 1866 Weihe des Kreuzwegs (von N . Untersberger aus Gmunden) i876 Turm abgebrannt 1885-1889 Turmbau nach Plänen des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt 1891 westl. Südportal erneuert 1892 Restaurierung der Kirche 1893-1895 Registerzahl der Orgel vermehrt und neugotisches Gehäuse angefertigt (auf Wunsch Anton Bruckners von Josef Mauracher aus St. Florian) 1897 Boden neu gepflastert 1910-1913 Restaurierung der Nordfront 1917 Glocken entfernt 1922 neue Glocken angeschafft 1932 Innenrestaurierung der Kirche 1933 Kriegerdenkmal von Arch. Koppelhuber (Bronzefigur Erzengel Michael von Josef Riedl aus Wien) 1942 Glocken entfernt 1950-1957 neue Glocken angeschafft 1953-1955 Restaurierung des Taufbeckens 1962 Neubau der Orgel mit vierzig Registern, davon 17 von Chrismann und 2820 Pfeifen (durch J. Pirchner aus Steinach am Brenner) 1965 zur Liturgiereform Neugestaltung des Volksaltares (mit dem ehemaligen Unterbau der Krippe) 1979 Teilrenovierung des Inneren 1982 Kriegerdenkmal erweitert und Gedenkstätte für die Opfer der Kriege geschaffen (ein auf die Spitze gestellter Granitwürfel) 1983-1990 Außenrenovierung 11
St. Ägidius und St. Koloman Die beiden Kirchenpatrone Die Stadtpfarrkirche ist den beiden Heiligen Ägidius und Koloman geweiht, die als große Statuen auf dem Hochaltar links und rechts der Kreuzgruppe verewigt sind. Ägidius (früher St. Gilgen genannt) wird in der Gewandung eines Benediktinerabtes mit Pfeil und Hirschkuh dargestellt, Koloman im Pilgerkleid mit Hut , Stab und Strick. Ägidius war ein Einsiedler, der im Frühmittelalter im Gebiet der Rhonemündung im heutigen Südfrankreich 17Kilometer westlich von Arles lebte. Die Legende berichtet, daß ihn eine Hirschkuh nährte, die eines Tages von den Söhnen des Herrschers der Westgoten, Wambo, verwundet wurde. Daraufhin geschah ein Wunder: Die Hunde der Jäger weigerten sich, die verendende Hirschkuh anzugreifen und knieten vor ihr nieder. Als Wambo davon erfuhr, eilte er zu Ägidius und gab ihm Geld zur Errichtung einer prächtigen Abtei an der Stelle der Einsiedelei, die den Namen des Heiligen, Saint-Gilles, erhielt. Der Ort mit dem Grab des Heiligen an der Pilgerstraße nach Santiago de Compostela wurde bald zum Ziel vieler Pilger und die Verehrung des Heiligen breitete sich im Hochmittelalter über viele Länder aus . Durch die Benediktiner wurde dies besonders vorangetrieben. Der Heilige galt einst als Patron der Stadt Graz (Patrozinium der damaligen Pfarrkirche, des heutigen Domes) und des Landes Steiermark, womit auch ein Bezug zu 12 Steyr als ehemalige Residenzstadt der steirischen Markgrafen hergestellt ist. Als einziger Nicht-Märtyrer zählt St. Ägidius zur Gruppe der Vierzehn Nothelfer (er ist also auch auf dem Hochaltargemälde der Margaretenkapelle zu sehen). Der Hauptteil seiner Reliquien wurde 1562 von Saint-Gilles nach Toulouse in die Kirche Saint-Sernin gebracht. Sein Fest wird am 1. September gefeiert. St. Ägidius ist der Patron der stillenden Mütter, der Hirten, Bettler und Aussätzigen sowie des Viehs. Er soll helfen gegen Fallsucht , Geisteskrankheiten, Unfruchtbarkeit bei Mensch und Vieh, Trockenheit, Sturm, Feuergefahren, m geistiger Not und Verlassenheit. Koloman, der zweite Patron Steyrs, war nach der Überlieferung ein irischer Pilger, der auf seiner Reise in das Heilige Land wegen seiner fremdländischen Kleidung als böhmischer oder ungarischer Spion gehalten und nahe Stockerau ermordet wurde. Nachdem man ihm die Beine abgeschnitten hatte, erhängte man ihn an einem dürren Baum. Das soll im Jahre 1012 geschehen sein. Wunderbarerweise blieb aber der Leichnam unverwest und der dürre Baum begann zii grünen. Nachdem man den abgeschnittenen Leichnam in einem Kirchlein in der Au bestattet hatte, blieb das Grab bei einem großen Hochwasser
unversehrt. Auf Veranlassung des Markgrafen Heinrich I. wurde 1014 der Leichnam nach Melk gebracht, wo er im Sarkophag am Kolomanialtar der Stiftskirche beigesetzt wurde. Eine offizielle Heiligsprechung Kolomans, der früher Landespatron Österreichs war, gab es bis heute nicht , auch war er kein „richtiger" Märtyrer, weil er ja nicht für sein Glaubensbekenntnis starb, aber er wurde trotzdem stark verehrt. Man trug den geschriebenen „Kolomanisegen"als Amulett um den Hals und rief ihn an um Schutz vor Gewitter und Feuersnot , vor Dieben und Hexen, gegen Fuß- und Kopfschmerzen, Ratten- und Mäuseplage. Koloman war nicht nur ein Viehpatron (in Bayern und Österreich gab es Pferdeumritte), sondern er wurde auch als Heiratsvermittler angerufen. Die Mädchen beteten: Heiliger Sankt Koloman, bitte, schenk mir einen Mann! Der Volkskundler Gustav Gugitz nannte Koloman „eine merkwürdige Heiligenfigur, die manches älteste Erbgut deutschen Brauchtums mit sich führt, was sie fast in das Dämonische bringt." Rudolf der Stifter ließ einen Teil jenes Steines, auf dem Koloman die Füße abgesägt worden sein sollen, als besondere Reliquie am Bischofstor des Wiener Stephansdomes anbringen. Mit seiner Berührung war ein großer Ablaß verbunden, weshalb der Stein ganz abgeschliffen ist. Auch der Kolomanistein bei Eisgarn im nördlichsten Niederösterreich war einst eine Stätte großer Verehrung. Es ist ein 13 großer Granitblock inmitten weiter Felder. Dreizehn Stufen führen auf die Kuppe des Felsens, in die eine Wanne mit 2,5 Meter Länge, 1,5 Meter Breite und 0,5 Meter Tiefe eingelassen ist. Über diese Wanne, die immer mit Regenwasser gefüllt ist, wurde 1713 eine Kapelle erbaut, in der die Statue des Heiligen steht. Der soll nämlich dort gerastet und seine Füße im Wasser gebadet haben, weshalb seither das Wasser bei Fußleiden heilsam sein soll. Ebenfalls eine Rast soll der Heilige auf dem Kolomansberg bei Mondsee eingelegt haben. Auf dem Gipfel des 1111 Meter hohen Berges steht eine Kapelle, neben der eine Quelle zutage tritt. Das Wasser des „Kolomansbründls" stand im Ruf, bei Augen-und Fußleiden zu helfen. Eine dem St. Koloman geweihte Kapelle gibt es auch an der Straße von Gundertshausen nach St. Georgen im Innviertel, die anstelle einer im 18 . Jahrhundert verschwundenen Kolomanikirche steht und eine lange Wallfahrtstradition hat.
Wallfahrtsbildnisse: Der Steyrer Herrgott und die weinende Pieta Auf dem Kreuzaltar im rechten Seitenschiff der Stadtpfarrkirche befindet sich ein spätgotisches, aber stark übermaltes Kruzifixusgemälde, das „Steyrer Herrgott" genannt wird. Sehr realistisch ist das Blutvergießen des Gekreuzigten dargestellt. Das Bild stammt aus der Zeit um 1400 und gelangte bald in den Rang eines Kultgegenstandes, zu dem Wallfahrten unternommen wurden, weil angeblich Bitten um Heilung erhört wurden. Das Gemälde gehört zur Art der Teufelskruzifixe, weil damit eine Legende verbunden ist , die mit dem Dämon zu tun hat. Es heißt , daß der Teufel persönlich den Steyrer Bürgern diese schreckliche Leidensgestalt des Gekreuzigten gemalt hätte, um sie vom echten Glauben abzubringen. Dies soll sich zur Zeit der Reformation zugetragen haben, als die Lehre Luthers in Steyr zu keimen begann. Aufgrund des Alters des Bildes kann es sich bei dieser Legende nur um eine nachträgliche Interpretation des Bildmotivs gehandelt haben. Auch bei der Pieta vom linken Seitenaltar der Kirche, die früher an der Mauer des Kapuzinerklosters (jetzt befindet sich dort das Bundesgymnasium Wemdlpark) stand, ging es nicht mit rechten Dingen zu. Die Statue der Schmerzhaften Muttergottes soll 1797, als Napoleonmit seinen Truppen bis Leoben vordrang, Tränen vergossen haben. 14 Die Gläubigen zogen in langen Prozessionen zum Standort der Statue, bis man sie von dort entfernte und sie in der Kirche aufstellte. Die Steingußarbeit ist eine künstlerisch bemerkenswerte Plastik aus der Zeit um 1420. Die Gottesmutter zeigt einen innigen Gesichtsausdruck. Ganz charakteristisch ist der weiche Faltenwurf ihres Gewandes.
Sagen: Der Sturz vom Stadtpfarrturm Vom berühmten Baumeister Hans Puchsbaum, der mit der Erbauung der Stadtpfarrkirche betraut war, fehlen genaue Geburts- und Sterbedaten. Die Kunstgeschichte gibt 1454 als sein Todesjahr an, was aber eher folgender Sage zuzuschreiben ist , die in dieser Zeit angesiedelt ist. Als der Bau des Kirchturmes infolge politischer Wirren unter der Regierung Friedrich III. ins Stocken geriet und Puchsbaum darüber untröstlich war, machte ihm der Teufel den Vorschlag, ihm beim Bau zu helfen, wenn er ihm seine Seele verschriebe . Da jedoch der Meister auf diesen höllischen Vorschlag nicht einging, brachte der Satan das Baugerüst in derartiges Schwanken, daß Bretter und Pfosten und mit diesen Hans Puchsbaum in die Tiefe stürzten. Am nächsten Morgen fanden ihn dort die Kirchenbesucher, die sich jenes schauerlichen Gepolters erinnerten, unter welchem der Satan den Baumeister vernichtet hatte . Nach einer anderen Sage soll Puchsbaum in finsterer Nacht von seinem neiderfüllten Polier in die Tiefe gestürzt worden sein. Eine andere besagt , daß Puchsbaum, als er des Nachts das Gerüst bestieg, von diesem abglitt und in die Tiefe stürzte. Die Ägidius-Glocke Nach dem Stadtbrand von 1522, der auch die Kirche verwüstete, wurde die Ägidius-Glocke, die größte des Geläutes auf dem Stadtpfarrturm, neu gegossen. Sie soll einen volltönenen, wunderbaren Klang gehabt haben. Angeblich hatte sie ein frommer Wohltäter gestiftet. Von dieser Glocke erzählt die Sage: Einst verreiste der Stifter dieser Glocke und ließ lange nichts von sich hören . Man glaubte schon, er komme überhaupt nicht mehr zurück. Als er eines Tages ganz unerwartet zurückkam und durch das Schnallentor in die Stadt zog, fing 15 die große Glocke von selbst zu läuten an . Die alte Ägidius-Glocke existiert schon lange nicht mehr. 1849 wurde sie umgegossen und hing dann bis zum Ersten Weltkrieg im achtzig Meter hohen Turm, bis sie für die Metallsammlung hergegeben werden mußte . Eine neue ÄgidiusGlocke fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Wieder eine neue, 2789 Kilogramm schwere Ägidius-Glocke, hergestellt in der Glockengießerei in St. Florian, aus der auch die berühmte Pummerin des Wiener Stephansdomes stammt, wurde im Jahre 1956 aufgezogen.
Glasgemälde erzählen Geschichte Die meisten Glasgemälde der Stadtpfarrkirche stammen aus dem 19. Jahrhundert. Ausgenommen sind das Renaissancefenster (über dem Kreuzaltar) und das Laxenburger Fenster, das hinterste in der Südfront, das äußerst wertvoll ist. Die Scheiben waren im vergangenen Jahrhundert im Schloß Laxenburg deponiert und wurden der Steyrer Stadtpfarrkirche als Ersatz für jene Glasgemäldezugewiesen, die zur Zeit Kaiser Franz II . nach Laxenburg abgegeben werden mußten . „Spitzenleistungen österreichischer Glasmalerei" sind die Darstellung des auferstandenen Heilands, des Markgrafen Leopold III . mit dem Kirchenmodell , das die Klosterneuburger Stiftskirche darstellen soll, und die Markgräfin Agnes, die die Bezeichnung „fundatrix nostra" trägt. Diese Scheiben, die Klosterneuburger Provenienz zugeschrieben werden, dürften in der Zeit von 1321 bis 1331 aus der „Capella speciosa" des Augustiner Chorherrenstiftes entfernt worden sein. Das aus 1523 stammende Renaissancefenster, darstellend Tod und Krönung Mariens, die Heiligen Wolfgang und Berthold, den Stifter Wolfgang Pichler (bei einer Renovierung fälschlich auf Püiller verändert) und zwei Wappen, ist nach demFachmann F. Kieslinger „die bedeutendste größere Komposition" der Renaissance-Glasmalerei in Österreich. Der Salzburger Bürger Wolfgang Pichler hatte 1512 die Schwester des Steyrer Bürgermeisters Hans Prandstetter geheiratet. 16 1892 wurde in der Stadtpfarrkirche über dem Dreikönigaltar das von Dr. Georg Ritter von Aichinger und Marie Gräfin Ueberacker zur Erinnerung an ihren Vater gestiftete Glasgemäldefenster eingebaut. Bald darauf wurde gegenüber diesem das von Baronin Imhof und Gräfin Lamberg, den Töchtern des Generaldirektors Josef Werndl, zum Andenken an ihren Vater gewidmete Glasgemäldefenster eingesetzt. Das Fenster - es ist das vierte an der Südfront - trägt den Text: ,,Zur Ehre Gottes und zur immerwährenden Erinnerung als Zeichen ihrer großen Liebe und Verehrung für ihre verstorbenen Eltern Josef und Karoline Werndl stifteten dieses Fenster ihre dankbaren Kinder Baronin Karoline Imhof und Anna Gräfin Lamberg a. d. 1892". In den zwei untersten, mittleren Glasscheiben sieht man folgende Wappen: Jenes der Grafen Lamberg (fünfteilig, 1. und 4. Viertel ist gespalten und vorn von Blau und Silber deimal geteilt , hinten rot; 2. und 3 . Viertel: in Gold eine aufspringende schwarze Bracke mit goldenem Halsband; Mittelschild: eine von zwei ·Hunden flankierte Leiter) und der Familie Werndl (hinter roter Zinnenmauer ein blau gewandeter Mann mit beidhändig über dem Kopf erhobenem Schwert. Über dem Ritterhelm zwei gelbe, eine rote und eine blaue Schwinge und darüber wieder der Mann). Rechts davon sieht man das Wappen der Familie Imhof (goldener Löwenkopf mit Adlerklauen und Fischschwanz in rotem
Feld) und wieder das Werndlwappen. Darüber sind Bilder mit Szenen der Nächstenliebe in neugotischen Verzierungen dargestellt. Im Zentrum ist die Szene vom Tod Josefs, des Nährvaters Christi abgebildet. Rundherum sieht man die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit als Sinnbild für den sozialen Sinn des drei Jahre vorher verstorbenen Vaters, der gegenüber der Kirche trotz freigebiger Hand und empfangener letzter Ölung ein gestörtes Verhältnis hatte . Die Bilder wurden nach Josef Ritter von Führichs Zeichnungen gestaltet. Das von Carl Geylings Erben (Wien) verfertigte Glasgemälde kostete die Stifter 5.500 fl . Das Maßwerk schuf Mathias Woldrich unter Verwendung von MargaretenStein um 1.200 fl. Werndl selbst ist auf dem vordersten Glasfenster der Südfront abgebildet , das vom lokalen Bürgertum gestiftet wurde und folgende Inschrift trägt: ,,Gewidmet von der Bürgerschaft Stey rs zur Erinnerung an die durch die Anwesenheit Sr. k.k. Apostolischen Majestät Franz Josef I. verherrlichte Jubiläumsfeier im August 1880 des 900jährigen Bestandes der Stadt und des 500jährigen des uniformierten Bürgercorps in Steyr." Das Fenster wurde von 25. bis zum 28. Oktober 1893 eingesetzt und am 30. Ok17 tober feierlich enthüll t. Es zeigt zunächst die Patrone der Stadt und des Kronlandes: größer dargestellt sind Michael und Ägidius , Patrone von Steyrs beiden Hauptkirchen; kleiner Florian, Severin, Maximilian, Koloman, Berthold und Leopold. Das Hauptbild des Fensters zeigt den hl. Dominikus, wie er aus der Hand Mariens den Rosenkranz erhält. Unterhalb der sehr farbigen Stadtansicht sind die prominentesten Steyrer aus dem Jubil äumsjah r abgebilde t, welche damals den Beschluß faßten, ein Fenster zu widmen: 1. Franz Nothhaft (gest. 1933), Kaufmann und später Vizebürgermeister, 2. Alois Vierhofer, Messerschmiedemeister, Stadtplatz 21, 3. Franz Emmerich Graf von Lamberg (1832-1901), Herrschaftsbesitzer in Steyr u. a ., 4. Franz Tomitz (1835-1904), Möbelhändler und Ehrenbürger, 5 . Josef Werndl (1831-1889), 6. Georg Arminger (1822-1884), Stadtpfarrer von 1868 bis 1883, 7. FranzPichl er, Gastwirt, Gu tsbesitzer in Stein bei Steyr und Bürgerkorpskommandant , 8. Georg Pointner (1819-1900) , Schulgehilfe, Gemeindesekretär in Gleink und dann Gemeinderat in Steyr. Das Fenster, hergestellt von Carl Geylings Erben in Wien, koste te 5.000 fl. Pointner ermöglichte 1895 durch ein Geschenk von 100 fl. die gänzliche Abzahlung des Fens ters.
Grabdenkmale Steyrer Bürger Innerhalb und außerhalb der Kirche befindet sich eine große Zahl an Grabdenkmalen Steyrer Bürger. Laut einemManuskript aus 1876, in dem diese Grabplatten genau beschrieben sind, wurden damals 106 Epitaphien gezählt. Die meisten Grabplatten lagenbis zur Renovierung der Kirche 1876 als Bodenbelag im Inneren, wie auch fast alle Toten, für die diese Grabmale geschaffen wurden, in der Gruft der Kirche oder entlang der Wände bestattet waren . Damals wurden diese Platten gehoben und a ufgestellt. Einer der schönsten Steine ist jener für den Baumeister Wolfgang Tenck, der am 20. September 1513 starb. Er ist aus rotem, weißgeädertem Marmor und zeigt in seinem oberen Teil ein auf einem Felsstück aufgerichtetes Kreuz, vor dem links Baumeister Tenck mit der Kopfbedeckung in der Hand kniet. Rechts vom Kreuz steht ein Steinmetzgeselle im Schurzfell und hält vor sich einen Schild, der folgendes Wappen zeigt: aus dem oberen Schildrand ragt aus einer Wolke ein rechtwinkelig abgebogener Arm, der in der Faust einenMauerhammer hält. Es ist das Wappen Tencks oder der Steinmetzinnung von Steyr. Zu Füßen des Kreuzes liegt ein kleiner Schild mit dem Meisterzeichen Tencks. Von den Händen des Baumeisters geht ein Spruchband aus, die Schrift in gotischer Minuskel : ,,Amor meus crucifixus est" (=der Gekreuzigte ist meine Liebe). 18 Die Figur des Meisters darf wohl als Porträt angesprochen werden. Beiderseits des Gekreuzigten finden wir die nur ganz selten dargestellten Heiligen, die sogenannten ,Vier Gekrönten" (Sempronianus, Klaudius, Nikostratus und Kastor) mit den Emblemen des Steinmetzhandwerkes als Patrone der Bauhütte. Die fünfzeilige Inschrift in stark vertiefter gotischer Minuskel auf dem unteren Teil des Steines lautet: Hie leit begraben der erbar Maister Wolfgang tenc schtainmez der paumeister ist gebesen hie pei diser chirichen dem got genadig sei der gestorben ist an erchtag nach des heilige chreiz tag erhebum Anno domini 1.5 .13. Tenk war von 1482 bis 1513 als Baumeister an der Kirche tätig, vorher gehörte er der Bruderschaft der Steinmetze von Admont an. Ein weiterer schöner Grabstein befindet sich links vorne in der Kirche. Er ist Daniel Knäbel von Mannheimb gewidmet, der Stadtrichter und Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft war und 1673 starb. Das Grabdenkmal ist aus grauem Marmor und hat eine Arabeskeneinfassung. In der Taufkapelle sieht man den Grabstein des Michael Pfeffer! zu Piberbach (gest. 1559) und seiner Gattin Lucrezia, geborene Egger von Neuhaus (gest. 1556)
sowie deren Sohnes Wolf Pfeffer! (gest. 1597). Das Denkmal aus Kehlheimerstein trägt Gesimse, Lisenen und Pilaster aus rotem Marmor. Das mittlere Feld zeigt die beiden Wappen Pfeffer! (auf Dreiberg drei Bäume) und Egger (drei Wecken). Unweit davon ist das Grabmal der Maria Cleophe Schröffel von Mannsberg, geborene Neidlinger, des Gottlieb Schröffel von Mannsberg dritte Gemahlin, die 1655 starb. Er ist aus grauem Marmor. Gottlieb Schröffel war Bürgermeister von Steyr und Obervorgeher bei der Innerberger Hauptgewerkschaft. Das Denkmal für Franz Leopold Wolfgang Maximilian Händl von und zu Ramingdorf (gest . 1766) ist aus rotbraunem Marmor mit einer eingesetzten Tafel aus schwarzem Marmor und einem bemalten Wappen im Aufsatz (auf einem Dreiberg ein Hahn). Leopold Händl war kinderlos und vermachte sein Gut Ramingdorf bei Steyr seinen Untertanen. Aus der Familie Händl gibt es noch drei weitere Epitaphien. Das schönste befindet sich in der südlichen Torhalle und ist dem Ratsbürger Sebald Händl und seiner Frau Barbara, geb. Haider, sowie ihrer sieben Kinder gewidmet , von welchen Susanne und Anna früh verstarben, während Wolf, Sebald, Barbara , Susanne und Anna noch lebten, als das Grabmal 1591 errichtet wurde. Es ist aus grauem Sandstein und rotem Marmor. Der obere Teil zeigt in einer Marmortafel die Auferstehung des Heilandes, darunter kniet links Händl in der damaligen 19 Tracht der Ratsbürger mit zwei Söhnen , rechts die Frau mit fünf Töchtern. An der Innenwand beim Südportal steht der Grabstein von Johann Leonhard von Vogtberg, Stadtschreiber zu Steyr und Syndikus der sieben landesfürstlichen oberösterreichischen Städte (gest. 1671). Der Grabstein aus dunkelbraunem Marmor zeigt neben dem Wappen Vogtbergs (Adler, Greif und Löwe) auch das seiner Gattin unbekannten Namens. Der Grabstein der Katharina Attaler, geborene Schwab (gest. 1572) an der Außenwand der Kirche ist aus rotem Marmor und zeigt die Auferstehung Christi. Im unteren Teil stehen zwischen zwei Säulen die Wappen Händl und Schwab (Frau mit Spinnrocken ). Außen am Chor ist das Denkmal des Georg Rattaller (Rottaler) und seiner Frau Margaretha (gest. 1519) sowie ihres Sohnes Kaspar (gest. 1519) zu sehen, das aus rotem Marmor ist. Im oberen Teil ist Jesus am Ölberg dargestellt. Prächtig ist auch das Grabmal des Bürgers Laurenz Guetprot (gest. 1527) , seiner ersten Frau Ursula (gest. 1508), ihrer vier Kinder und seiner zweiten Frau Barbara ausgeführt , das sich in der Halle beim Nordportal befindet. Es besteht aus zwei roten Marmortafeln und zeigt mehrere Bilder, zum Beispiel die Kreuzigung und die Auferstehung des Heilands sowie Guetprot und seine Familie. Das über der Tür befindliche Relief (Mariens Tod und Krönung) wurde 1525 von Guetprot gestiftet.
Interessantes und Unbekanntes • Die Maße der Stadtpfarrkirche sind enorm: Außenlänge 62 Meter, Innenlänge 55 Meter, Breite des Mittelschiffes 10 Meter, Breite der Seitenschiffe je 6,5 Meter, Höhe des Mittelschiffes 23,7 Meter. Der Turm hat eine Höhe von 86 Meter. In vieler Hinsicht zeigt die Kirche eine Übereinstimmung mit dem Stephansdom in Wien (Größenverhältnis 2:3). 20 • Das Gitter des Sakramentshäuschen ist eine vorzügliche Arbeit aus der Spätgotik. Es ist durch Bänder in sechs Felder geteilt, die mit verschiedenartigen „Wirbelmustern" geschmückt sind. Es besteht aus zwei übereinander liegenden Stahlplatten, von denen die eine im Kerbschnitt, die andere in Stanzarbeit ausgeführt ist. Bei einer der Franzoseninvasionen wurde das Gitter von einem Soldaten gestohlen und an einen Trödler verkauft. Von ihm erwarb es später ein Färber, der es als Funkenfänger in seinen Kamin hängte, dann ein Schlosser. Bei der Regotisierung der Kirche erinnerte man sich des schönen Stücks und holte es zurück. • Das Taufbecken in der Turmkapelle ist eine kostbare Arbeit aus der Renaissance (1569 aufgestellt) . Das kelchförmige Becken besteht aus einem Holzkern, der mit Zinnplatten mit Szenen aus der Heiligen Schrift verziert ist (Erschaffung Evas, Arche Noe, Zug durch das Rote Meer, Taufe Christi, Christus der göttliche Kinderfreund u. a.) . Der trichterförmige Deckel wird oben mit einem geschnitzten Akanthus (Ende des 17. Jahrhunderts) abgeschlossen . • Die Gruft birgt noch viele Geheimnisse. Die westliche Gruft ist durch einen Beichtstuhl neben dem Aufgang zur Orgelempore zu betreten. Die Grabstellen sind alle vermauert. Nur an wenigen Stellen ist ein Name
an die Mauer gemalt, deren Träger im 17. Jahrhundert lebten. Die Gruft ist vermutlich älter als die Kirche und dürfte vom Vorgängerbau stammen. Die zweite Gruft, die nur durch Aufheben einer Fußbodenplatte vor dem Presbyterium zugänglich ist, ist überhaupt nicht erforscht. e Der Dachboden der Kirche ist viergeschossig und beinahe ebenso hoch wie das Hauptschiff. Mächtige Balken stützen das Ziegeldach. Querdurch läuft ein Gestänge, das die Uhr gegenüber dem Pfarrhofportal antreibt. Auf den Dachboden führen drei Wendeltreppen, nämlich jene im Kirchturm, die bis zur Türmerstube 266 Stufen hat und in Dachbodenhöhe eine Verbindungstür aufweist, außerdem eine Treppe neben dem östlichen Südportal und eine von der Orgelempore aus, die in einem Türmchen an der Nordfassade eingebaut ist. Über dem Turmhelm ist unter der Kreuzblume ein Spruchband mit der einzigen vom alten Bau erhalten gebliebenen Jahreszahl 1509 zu sehen. • Das Nordportal besteht aus einer netzrippengewölbten fünfseitigen Halle, in deren Baldachinnische vorzüglich gearbeitete ausdrucksstarke Sandsteinfiguren aus der Zeit um 1410 stehen, und zwar die Heiligen Agnes, Jakob der Ältere und Dorothea. Sie werden dem Meister von Großlobming (Steiermark) zugeschrieben . Die Statue des hl. Johannes Ev. ist neugotisch . Über dem !in21 ken Tor sieht man das aus dem Jahre 1526 stammende figurenreiche Bogenfeldrelief „Tod und Krönung Mariae", doch sind hier Hände und Köpfe der Figuren, Gott Vater und Christus ausgenommen, um 1900 durch den Wiener Bildhauer Erler erneuert worden. Das Gitter, das die Vorhalle abschließt, wurde 1903 vom Kunstschlosser Johann Gruber nach einer Zeichnung von Dombaumeister Hermann angefertigt. e Die Orgel auf der Empore über der Durchgangshalle wurde von 1774 bis 1779 vom bedeutendsten österreichischen Orgelbauer der Spätbarockzeit, Franz Xaver Chrismann, errichtet._Sie hatte 24 Register, die sich auf zwei·Manuale und ein Pedal verteilten . Von 1893 bis 1895 wurde die Orgel über Empfehlung des Komponisten Anton Bruckner, der das Instrument überaus schätzte, umgebaut und mit pneumatischen Windladen und einer Röhrenpneumatik ausgestattet. Die Registerzahl wurde von 24 auf 29 erweitert, das alte Gehäuse durch ein neugotisches ersetzt. 1903 erhielt die umgebaute Orgel ein elektrisches Gebläse . 1932 wurde die Orgel durch die Firma Gebrüder Mauracher aus Linz repariert. Unter Beibehaltung des Pfeifenbestandes der Chrismann-Orgel wurde sie 1962 durch Hans Pirchner aus Steinach am Brenner erneuert. Das Werk wurde auf 40 Register mit 2820 Pfeifen erweitert.
Die Pfarrer von Steyr Die Frage, wann Steyr von der Stiftspfarre Garsten abgespa lten und zu einer eigenen Pfarre erklärt wurde, läßt sich nicht eindeutig beantworten. Angeblich geschah dies gegen 1300 . Der Historiograph und Verfasser der „Annales Styrenses", Valentin Preuenhueber, berichtet , daß „1305 die Ritter, der Richter, Rath und Gemeinde zu Steyer", AbtUlrich zu Garsten bestätigten, ihn und seine Nachfolger als Pfarrer anzuerkennen. Trotzdem taucht kurz darauf in den Urkunden „plebanus Lipkerus" auf, der kurioserweise gleichzeitig Pfarrer von Gaflenz und Steyr gewesen sein soll. Auch sein Nachfolger Hermann der Teurwanger, in den Urkunden a ls „discretus & devo tus Plebanus" bezeichnet , hatte um 1312 beide Pfarren inne. Diese Tradition wurde mit dem nächsten Pfarrherrn Erhard (oder Eberhard) durchbrochen, der ab 1352 bis zu seinem Tod 1365 Abt von Garsten war. Die Liste der weiteren Pfarrer: Friedrich Thungaßinger, um 1360 und 1373 Friedrich Tumbsinger, um 1379 Johannes, um 1434 Friedrich, bis 1442 (dann Abt in Garsten) Friedrich Truent , um 1469 Albert, um 1478 Ludwig, um 1485 Wolfgang Wagner, um 1495 und 1497 Sigismund Raydl, um 1514 Michael Forster, 1527-1528 Wolf Peter Hellmasser, um 1530 Wolfgang Granfuß (Kronfueß), bis 1537 (dann Abt in Garsten) Albrecht , um 1544 22 Wolfgang Waldner, 1545-1548, prot . Pfarrer Lorenz Twenger (t 1562), 1548-1562 Wolfgang Prenner, 1562-1576 Wolfgang Lämpel, 1576-1598 Augustin Schwarzhanns, provisorisch 1599 Johann Widersperger, kath. Weltpriester, 1600-1619 Dr. theol. Achaz Schrott, 1620-1653 Aemilian Raitenberger, 1653-1685 Dr. jur. Roman Wall , 1685-1700 (1627-1700 Professor der Philosophie in Salzburg) Dr. jur. Johann Baptist Ebberth (tl738) , 1713-1738 (vorher Professor für Kirchenrecht in Salzburg) Leopold Till (1688-1757), 1739-1747, dann Abt in Garsten Dr. theol. Romann Christmann (t 1765), 1747-1765 (vorher Professor in Freising) Dr. phil. et jur. Anselm Egger (t 1779), 1765-1779 Dr. jur. Andreas Maislinger, 1779-1801 Johann Nepomuk Math, Weltpriester 1801-1815 Maximilian Haas (t 1823) , 1815-1823 Franz Xaver Oeppinger (1769-1836), 1824-1836 Joseph Plersch (1781-1855), 1836-1855 Alois Zwey thurm (1810-1868), 1855-1868 Georg Arminger (t 1884), 1868-1883 Johann Ev. Aichinger (1832-1895), 1883-1895 Johann Ev. Strobl (1851-1931) , 1896-1931 Josef Bamberger (1882-1950), 1931-1950 Johann Steinbock (geb. 1909) , 1951-1986 Mag. Roland Bachleitner (geb. 1940), ab 1986
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