Das Steyrer Kripperl

3S Geramb und Zack. nicht nur für die Weihnachtskrippe, sondern schlechthin für jedes Marionetten- und Puppenspiel gebraucht wird1 ). Bekanntlich ist ja auch in ganz Deutschösterreich die Bezeichnung „Kripperlgspiel" (volksethymologisch auch zu „Krüppelgspiel" umgeformt) für jedes kindlich naive und kleinliche Spiel, aber im weiteren Sinne verächtlich für etwas minderwertiges überhaupt, geläufig. Wenn wir das alles zusammenfassen, so sehen wir, daß das Sti'yrer Kripperl auf einem Boden entstand, auf dem es geradezu entstehen mußte. Im Westen (Bayern) und im Norden (Böhmen, Schlesien, Sachsen, Thüringen) herrschte die Sitte der Krippen-Puppenspiele und die Beziehungen der alten Eisenstadt mußten sie mit dieser Sitte bekannt machen. Es scheint übrigens, daß das Steyrer Kripperl nicht · das einzige seiner Art in Oberösterreich gewesen ist . Pailler2 ) spricht geradezu von einem „obderennsischen Krippel" als Typus, der durchaus nicht mit der üblichen plastischen Figurenweihnachtskrippe verwechselt werden darf. Er beschreibt aus seiner Kinderzeit3 ), also wohl aus Linz ein solches oberösterreichisches „Krippel", das derartig schlagende Übereinstimmungen mit dem Steyrer Kripperl aufweist, daß man geradezu irre werden und es für das ,Steyrer Spiel selbst halten könnte. Wie bei dem letzteren war auch hier die Bühne durch ein Holzgitterehen abgeschlossen, war ferner auch hier der Vordergrund durch die eigentliche Krippendarstellung mit „schuhhohen" Figuren belebt, beherbergte auch hier die zweite Stufe eine lange Reihe netter Häuschen, in denen je ein Handwerker bei seiner Arbeit, Maschine und sonstigem Geräte saß oder stand. Es gab da Schmiede, Schreiner, Gärber, Müller, Binder, Drescher, Zimmerleute, Drechsler, Spinnstube, Schuster, Schneider usw. - ,,Der oberste Raum stellte einen von drei Seiten geschlossenen, nach vorne offenen Stadtplatz vor ,,.die Stadt Bethlehem, wie wir behaupteten, wobei uns allerlei moderne Gebäude nicht beirrten." Freilich erwähnt dann Pailler u. a. ein „Kaffeehaus", ein „Schulhaus", ein „Mautamt von Bethlehem", eine „schöne zweitürmige Kirche", also Dinge die wenigstens in der heutigen Form des Steyrer Kripperls nicht mehr vorhanden sind. Auch fällt es auf, daß das Spiel , welches Pailler sah, durch eine Hirtin „Zenzerl" eröffnet wurde. Vollkommen übereinstimmend mit dem Steyrerspiel sind dann aber die Handwerkerszenen und die Erscheinung des Berggeistes geschildert4 ), ebenso die Szene „Der Müller weckt sein' Hanserl auf"5 ), dagegen fehlen die von 1 ) Hager, a. a. 0., S. 88. 2 ) Pailler W., ,,Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Oberösterreich und Tirol", Innsbruck 1881, l:ld. 1., S. XIV ff. 3 ) Wilhelm Pailler, Chorherr des Stiftes St. Florfan ist, wie uns der Stiftsarchivar P. Müller über liebenswürdige· Vermittlung des Herrn Prof. Goldbacher mitteilte, am 23. März 1838 in Linz geboren. •) Pailler, a. a. 0., S. XVI. •) Pailler , a. a. 0., S. XVII.

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