Das Steyrer Kripperl

Das Steyrer Kripperl. 36 wird aufgerichtet und auf diese stellt man Häuser aus Pappendeckel, Buden von Krämern, Handwerkern und Wirten, Züge von Kaufleuten, Tiere jeder Gattung, die man zu Markt bringt: einen Buchhändler mit Neuigkeitskrämern, Prozessionen, Begräbnisse, Ehepaare, die zur Kirche gehen (vgl. unsere Taufszene), Leute, welch e raufen, Bauern, die tanzen, Hirten mit Dudelsack, Spitzb u b e n, Schulknaben; k u r z, w a s m a n n u r i n d e r S t a d t u n d a u f d e m L an d e s e h e n k a n n, ist auf diesem kleinen Raume versammelt." Für diese Auffassung, daß die Idee von dem Volkszählungsjahrmarkt in Bethlehem ihrerseits fördernd auf die Hereinziehung der Volksszenen und Sittenbilder mitgewirkt hat, spricht, wie uns scheint, außer dieser Nachricht des P. La p a t ja doch auch die Tatsache, daß die Stadt in den Weihnachtskrippen doch ursprünglich die Stadt Bethlehem darstellen sollte (wenn sie auch z. B. in unserem Steyrer Kripperl ganz das Steyrer Gewand erhielt) und die in Flandern und Schlesien nachweisbare Bezeichnung solcher Krippen als „Bethlehem". Soviel über das Allgemeine der Krippen und der Krippenspiele. Wir können daraus zusammenfassend sagen: Das Steyr e r Kr i p p e ns p i e 1 i s t k e i n e E i n z e l e r s c h e i n u n g, s o n d e r n e s g e h t u n z w e i d e u t i g a u f d i e s c h o n i m 14. J a h r h u n d e r t nachweisbaren Marionetten - Krippen spie 1e zur ü c k. Seine Einrichtung und szenische Belebung aber gründet auf die in der Renaissance aufgekommenen reichlich ausgestatteten Schaukrippen und auf die in der Barock- und Rokokozeit hinzugetretenenVolksszenen. In seiner jetzigen Form ist das Steyrer Krippe! z w e i f e l l o s e in Kin d d e s 18. J a h r h u n d e r t s, d a s z a h 1r eiche Einzelzüge aus späterer Zeit hinzugefügt hat, in seinen Wurzeln aber in viel frühere Zeiten zurückgreift. ' Es handelt sich jetzt noch darum, nach Analogien in den Einzelerscheinungen des Steyrer Kripperls zu suchen. Und auch da finden wir wieder bei Hager reiche Auskunft. - Ich greil'e da zunächst die für das Steyrer Kripperl in Betracht kommenden Stellen aus einer Schilderung heraus, die Frh. v. Rein s b er g - D ü r in g s f a 1d für die Ti r o 1er Krippen des 19. Jahrhunderts gibt1). Dort heißt es u. a.: ,,Sobald der Sinte Klas (St. Nikolaus) umgeht.. . werden die einzelnen Gegenstän__de der Krippe zusammengesucht ... Am Christabend wird die Krippe aufgemacht. In dunkler Grotte ruht das Kind, die Gottesmutter kniet 1 ) Frh. v. Reinsberg-Düringsfeld, Das festliche Jahr (1863), S. 3_85 f. bei Hager, a. a. 0., S. 45 f; man vergleiche auch die Schilderung einer großen Tiroler Krippe im Museum für österreichische Volkskunde, M. Haberlandt, Katalog der Sammlungen des Museums für österreichische Volkskunde, Wien 1897, S. 161 ff. Abbildung in der Leipziger Illustrier ten Zeitung 1897, Bd. 108, S. 561. 3*

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