Das Steyrer Kripperl

34 Geramb und Zack. Gruppen besaß, wie wir solche in den Handwerkerszenen des Steyre1· Kripperls wiederfinden. Es ist also gewiß, daß der größere Teil des Steyrer Kripperls, die weltlichen Szenen und die Handwerkerszenen keinesfalls vor das 18. Jahrhundert zurückgehen. Allein wenn auch nicht der höhere Altertumswert, so liegt doch gerade in diesen Szenen der hauptsächliche v o l k s k u n d1 ich e Wert des Steyrer Kripperls. Sehr schön schreibt H a g e überden Gemütswert, der gerade in diesem Hinzutreten weltlich volkstümlicher Züge in das Kripperl begründet ist1): ,,Kann sich die Krippe weiter ausdehnen, so treten Szenen aus dem Volksleben hinzu, in erster Linie ländliche Szenen aus dem Kr-eise der Hirten und Bauern, dann aber auch Szenen aus dem Treiben der Bürger. Das Christkind ist ja inmitten dei· Menschen auf die Welt gekommen, mit seiner Geburt ist Heil und Freude widerfahren allen, die eines guten Willens ind. . . D e r G e d a n k e, d aß an jedem Weihnachtsfeste das Christkind zum V o 1 k e k o m m t u n d d a s V o 1 k w i e d e r u m z u m C h r i s tk in d, hat in den geistlichen Schauspielen, im kirchlichen Weihnachtsspiel, seine Ausgestaltung erfahren, er hat in der Kunst der Plastik und Malerei seine Spuren eingezeichnet, und er hat vor allem in der Krippe zu ausgedehnten Darstellungen aus dem Volksleben, zu reichen Sittenbildern geführt. - Das Sittenbild in der Krippe! Wenn wir die Nachrichten überblicken, die wir über diß Krippendarstellungen seit dem Mittelalter finden, und wenn wir die Krippen JUUStern, die aus alter Zeit auf uns gekommen sind, so werden wir gerade in der innigen Verbindung der Krippe mit dem Volksleben, mit dem Sittenbild, das gemütvolle Moment erblicken, das diesem Kunstzweige einen so eigenartigen Reiz verleiht. Was ist das aber anderes als die Art, in der die alte niederländische und die altdeutsche Kunst, ja auch die alten italienischen Meister die Geschichte der Geburt Christi dargestellt haben ? Übersetzung der heiligen Vorgänge in die eigene Zeit und in das eigene Volk - das ist das Geheimnis, auf dem der volkstümliche Charakter der Kunst beruht." So einleuchtend und so schön dieser Gedanke hier behandelt ist, so hat aber vielleicht bei diesem Hereinziehen der Volksszenen und der Sittenbilder doch noch ein zweites Moment mitgewirkt, das aus eine1· ebenfalls bei Hager2 ) angeführten Stelle in einer Reisebeschreibung des Jahre<: 1730 ausdrücklich, allerdings nur für eine römische Krippendarstellung genannt wird. Der Dominikanerpater L a p a t schreibt dort nämlich3 ) über eine von ihm selbst gesehene K:rippendarstellung in Rom: „Es herrscht dabei die Idee, daß in Bethlehem zur Zeit der Geburt des Herrn ein großer Jahrn1arkt war, wo es von Duden aller Art, von Kaufleuten, Gewürzkrämern und Handwerkern wimmelte. Eine große Bühne ') Hager, Heimatkunst ... , S.184f. 2 ) H a g er, a. a. 0., S. 95 f. 3 ) P. L a p a t „Voyages en Espagne et en Italie", Paris 1730, IIT., S. 292.

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