Das Steyrer Kripperl

Das Steyrer Kripperl. 33 Puppenspiele des 14. und 15. Jahrhunderts zurück, ihrer I n d i v i d u a:- 1 i t ä t nach aber beruhen sie (mit Ausnahme der beweglich gespi()ltcn Hirte:nszene) auf der späteren · Darstellungsart der festen aber auswechselbaren geistlichen Figuren b i 1 d e r, di!:\ freiJich selbst wieder in _den Spielen wur~eln. Man sieht deutlich, es ist eine sich ünmer wieder dur<:ihdringende, berühre;nde1 lösende u;n d wiedei;- findende Entwrcklungskette.. , . Auch die spätere Entwicklungszeit der Weihnachtskrippe hat de4l „Steyrer Kripperl" noch vieles abgegeben. War der Wirklichkeitssinn qer B.enaissance . der mannigfaltigen Kle~nmalerei in den Krippendarstellu_[_l.ge:n besondor_s gµnstig, so a_r.ingt im frohen Barock und Rokpko die Li_ebe zur Natur, die Schäferidylle und der Frohsinn in das Kripperl ein. l\fit all dem wuchs aber •die nun schon weit über die KJoster'Jfjrche hina]..lsg~h.e'.r),de Verbreitu:ng und Volkstümlichkeit der Krippe, die schon im 17. Jahrhundert auch in zahlreichen P;rivathäusern nachweisbar ist. U_nd .gerade in diesen weltlichen Kreisen lebte nun dif} alte Sitte, vor de_n Krippen zu spielen, aufs neue fort. Aber es kam jetzt ein neuer Umstand •hin.zu, der für unser Steyrer Kripperl von ganz besonderer Wichtigkeit wer1en ·sollte. Mit der Volkstümlichkeit und nlit dem Eindringen ip:~ Weltleben wuchs das Einschleichen weltlicher Szenen in das Krippenspiel_. ,, Je mehr sich die Krippen in den Privathäusern verbreiteten, desto volks- -t4inlich€ir wurde ihre Ausstattung. Wie in den Weihnachtsspielen -µn\i •Hirtenl_iederri das komische Element in naiver Weise zum Durchbrucl1 .kap:i, so a11cl~ in den Krippen. Komische G,e n r e f i -g ur e p. sc.hlichen_ sich ein. Letzte-ros _wurde. durch • das S p i e l d e r ~1 a r i o n e t t e n k r i p p e n b e g ü n s t i g t . ; ., ·das sich jetzt außerhalb des geweihten Ortes bei den Puppenspieler11 und vielfaph auch bei sonstigen Liebhabern fort und fort erhielt1)." Und da komrp.t nun noch ein für das Steyrer Kripporl wichtiger Umstand, ctie E_inführung .M.r ._m e c h a n i s .c h b e w e g 1 i c h e n Figuren hinzu . Beson,ders _lehl'.:. reich ist U)).S hiefür eine Stelle, die H a g e r aus des P a u 1 v o n S t e t-t' e. n ,,iKunst-, Gewerbe":' und Handwerksgeschichte d~r Reichsstadt Augsburg" (1779), und zwar aus dem Abschnitte des Buches anführt, in welchen „von der Kunst, sich selbst bewegende Bilder zu verfertigen' '; gehandelt wird_. ~s heißt da.: ,,Zu der dritten Art von sogenannten Anrichtungen -kann man ~ie sogenannten lebep.digen Krippen rechnen, die zur 'Weihnachtszeit aufgestellet werden: Sie gehören eben nicht unter die wichtigsten mechanischen Erfindungen. Die meisten worden gezogen und mit Händen und F·üßen regiert, d o c h i s t w o h 1 a 11 e z e i t e i n i g e r M c c h a n i s m u s da b e y. Indessen gehört auch hiczu ein sinnreicher Kopf, dem es 11ichL an_ guten Erfindungen mangelt." - Man sieht, es ist kein Z1"eifel, daß man auch schon im 18. J ahrhundcrt in Süddeutschland Krippen nicht nur wie früher mit Puppen, sondern auch bereits mit m e c h a n i s c h e n 1 ) Hager, a. a. 0., S. 35. Wiener Zeitschrift fil:' Volkskunde. XXV. 3

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