Das Steyrer Kripperl

32 Geramb und Zack. also ihrerseits auf jene Spiele zurückgehen, erst der erst e Schritt zur Gestaltung plastischer, unbeweglicher Weihnachtskrippen waren, die sich tatsächlich erst im 16. Jahrhundert nachweisen lassen. In jener Zeit zeigt sich auch in der Tat noch ihr deutlicher Zusammenhang mit dem Spiel. So finden wir 1550 für Köln eine figürliche Krippe erwähnt, vor der gesungen und sogar getanzt wurde. Dieser Rückblick ist für uns sehr wichtig. Er läßt uns nun mit einem Schlage erkennen, daß sich im Steyrer Kripperl bis auf unsere Tage noch jene a l t e r t ü m 1 i c h e Form der Krippendarstellung erhalten hat, in der das Spiel und die Figurenkrippe noch e i n es waren. Und der Kern der Steyr'er Kripperls, die g -e i s t l i c h e n Szenen zu Beginn des Spieles, geht also seinem W c s e n und seiner G a t t u n g nach zweifellos auf jene frühen Krippen-Figurenspiele des 14. und 15. Jahrhunderts zurück. - Das g a n z e Spiel des Steyrer Kripperls aber ist viel jünger. Denn es ist - ein sehr interessanter entwicklungsgeschichtlicher Vorgang - wie sich gleich zeigen wird, seinerseits wieder von der Entwicklung beeinflußt, die nun -die plastische, unbewegliche Figurenweihnachtskrippe genommen hat . Diese wurde nämlich, sobald sie sich einmal bis zu einem gewissen Grade vom Spiel unabhängig und selbständig gemacht hatte, namentl,ich durch das Wirklichkeitsbedürfnis der Renaissance in ganz ungeahnter Weise gefördert. Es war das ja überhaupt die Zeit der großa-rtigen und kunstvollen Doken- und Puppenhäuser, Meierhöfe, Stadtmodelle, Falknereien, B e r g w e r k e u. dgl., kurzum eine Zeit voll Lust an getreuen Modelldarstellungen der Welt und Menschen mit aUen Einzelheiten und Kleinigkeiten. Und das ist nun auch die Entwicklungsstufe, auf der zahllose unserer kleinbürgerlichen und bäuerlichen Weihnachtskrippen bis zum heutigen Tage noch stehen und auf der letzten Endes auch die ganze E i n r i c h t u n g und Anordnung der S c h a u b ü h n e d e s S t e y r e r Kr i p p er 1 s beruht. Denn diese Schaubühne ist schließlich selbst nichts anderes als eine große Weihnachtskrippe. Man sieht eben auch hierin wieder deutlich, daß eine völlige Trennung des Spieles und der Krippe gar nicht möglich ist. Das zeigt sich auch in der nun folgenden Zeit. Die Prachtkrippen, die namentlich in Italien eine ganz ungeheuerliche Höhe künstlerischer und räumlicher Art erlangten, wurden vor allem durch die Jesuiten auch in Deutschland mehr und mehr bekannt. Aber gerade diese deutschen Jesuitenkrippen zeigen auch ihrerseits wieder noch deutlich den alten Zu9ammenhang mit dem Spiel: Im Jahre 1607 errichteten die Jesuiten z. B. in der Renaissancekirche in München eine solche Prachtkrippe, die v o n A d v e n t b i s L i c h t m e ß aufgestellt war und acht aus w e c h s e 1 bare Figuren b i 1 der besaß, die man „Vorstellung1m" nannte. Es ist vollkommen dasselbe, wenn wir im Steyrer Kripperl sechs solcher auswechselbarer Figurenbilder von Advent bis Lichtmeß dargestellt finden; d. h. also: Ihrem W e s e n und ihrer G a t t u n g nach gehen die geistlichen Szenen des Steyrer Kripperls auf die Krippen-

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