Das Bummerlhaus in Steyr

Prolog über das Bummerlhaus Veronika Handlgruber-Rothmayer Wiedergeschenkt uns,Juwel Du profaner Baukimst der Gotik! — Kaum wohl Deinesgleichen zufinden in deutschen Landen.— Wiedergeschenkt uns,gerettet,und dem Verfalle entrissen, schmückst seit Jahrhunderten Du,und prächtiger heute denn je,die „linke obere Zeill" des herrlichen Platzes unsrer vielgerühmten,geliebten,ehrwürd'gen Eisenstadt Steyr. Onbekannt sind Bauherr und Meister geblieben,die einst Dich schufen,rund um den eckigen Turm,den ältesten Bauteil, stolzer Patriziersitz vermögender Bürger voll Kunstsinn, weltoffner Handelsleute und Salzherrn und Eisengewerke. Doch seit mehr als fünfhundert Jahren vermerken getreulich die Annalen der Stadt des Hauses Besitzer und Widmung. Vorher jedoch warst Du heimlicher Treffpunkt Verfemter, Schulhaus einst der Waldenser,von denen die Chronik berichtet, daß sie als Ketzer verfolgt,gerichtet,verbranntzu Scharen. Lutherische hastDu dann später beherbergt,fromme Andacht gewährend ihnen in Deiner schönen Kapelle, wie kein anderes Haus auf dem Platze je eine besessen. Kästnern botest alsdann Du,Rentmeistern Wohnung und Bleibe. Reiche Bürger und Ratsherrn,tüchtige Kaufleute waren's, die Dich erstanden.Söhnen vererbten.Dein heutiges Antlitz prunkvoll gestalten ließen als neue Fassade. Die Jahrzahl Tausendvierhundertsiebenundneunzig bestätigt es sichtbar, daß ein halbes Jahrtausend fast vergangen seit damals. IVlaximilian,der Kaiser,war Gast hier des „reichen Prandtstetters", dem er im Wappen verlieh den geflügelten,speienden Drachen, während der Markuslöwe am Grabstein des würdigen Ratsherrn Zeugnis ablegt vom regen Handel Venedigs mit Steyr. Bürgermeistern warst Du,auch Adeligen,zu eigen, stolze Zierde der Gotik,noch heute bewundert wie ehdem. „Gieffing'sches Haus"stehtzu lesen in den „annales styrenses", „Frizler'sche Behausung" weiß der Chronist Dich zu nennen. Eigentümer und Pächter kamen und gingen im Lauf der Zeiten,Käufer und Schuldner traten durch Deine Tore.

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