Nach umfangreichen Vorplanungen und Durchfüh rung eines Architektenwettbewerbes beauftragte die Volkskreditbank die beiden Steyrer Architekten Ing. Carl Neudeck und Dipl.-Ing. Eberhard Neudeck im Juni 1969 mit der grundlegenden Adaptierung des Bummerlhauses. Schon im Planungsstadium wurde ein entsprechendes Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt hergestellt, um von vornherein eine genaue Beachtung der Denkmalschutzbestim mungen zu gewährleisten. Auf Grund des Umfanges und der Schwierigkeiten der Bauarbeiten entschloß man sich, diese in drei Etappen durchzuführen. Die mit Ende Oktober 1969 abgeschlossene erste Bauetappe umfaßte eine Sa nierung der großen Dachstuhlflächen, wobei 45 Kubikmeter Dachstuhlhölzer erneuert bzw. zur Ver stärkung eingebaut wurden. Da ein Großteil der Ziegeleindeckung schadhaft war, mußten Dach flächen im Ausmaß von etwa 1.200 Quadratmetern neu eingedeckt oder umgedeckt werden. Insbeson dere nahm man darauf Rücksicht, daß an den markantesten Dachflächen wieder altes Ziegelwerk Verwendung fand,so daß der historische Charakter des Gebäudes erhalten blieb. Ferner wurde im Zuge der Umbauarbeiten der ersten Bauetappe auch die Fassade des im Hof gelegenen Turmes in ihrer ursprünglichen Art restauriert und die verwitterten Sgraffiti erneuert. Die mächtigen, barocken und in Steyr einmaligen Kaminköpfe an der südwestlichen Seite des Ge bäudes sicherte man durch Stahlprofilunterzüge ab. Um den Bestand des Hauses zu sichern, mußten im rückwärtigen Gebäudeteil massive Decken anstatt der abgefaulten, einsturzgefährdeten Tramdecken eingebaut werden. Diese gotischen Tramdecken wurden jedoch restauriert und später wieder in den der Bevölkerung zugänglichen, vorderen Räumen eingebaut. Die wesentlichen Restaurierungsarbeiten der zwei ten Etappe bestanden in der Instandsetzung der Räumlichkeiten im hofseitigen Gebäudetrakt, dem Einbau zweier Bürogruppen, der Renovierung der Fassade an der Mayrstiege und dem Einbau einer Zentralheizungsanlage. Da das Erdgeschoß des rückwärtigen Gebäudes teilweise in den Felsen des Schloßberges eingebaut ist und entlang dieser Mauer die Feuchtigkeitsisolierung fehlte, mußten zur Sanierung dieser Außenmauern auch größere Erd bewegungen durchgeführt werden, um diese Isolie rung anbringen zu können. Kellerräume wurden zu Ausstellungsräumen adaptiert, ein neues Tor an der Mayrstiege bietet Interessenten einen ungestörten Zugang in den reizvollen Hof. Besonderes Augen merk legte man auf die Restaurierung der gotischen Hauskapelle, die lange Zeit als Küche Verwendung fand. Durch Entfernen der eingezogenen Tram decken kommen das gotische Rippengewölbe und die vier Kleeblattfenster wieder zur Geltung. Das Altarbild „Himmelfahrt Christi", ein prachtvolles Werk des berühmten Malers Johann Martin Schmidt, genannt „Kremser Schmidt", hat nun in der Hauskapelle wieder einen würdigen Platz gefunden. Die dritte Bauetappe beinhaltete eine grundlegende Restaurierung des stadtplatzseitig gelegenen Haupttraktes und dessen Adaptierung zu zeit gemäßen Bankräumlichkeiten. In statischen Untersuchungen stellte sich heraus, daß die berühmte Fassade des Bummerlhauses nicht, wie früher vermutet, eine Einheit mit dem Gebäude darstellt, sondern dem Gebäude vor gesetzt ist und keine ausreichende Verbindung zu den Quermauern aufweist. Bedingt durch die Erschütterungen des vorbeifließenden Verkehrs waren Setzungsrisse entstanden. Es erwies sich daher als erforderlich, den gesamten Trakt zur statischen Sicherung mit einem Stahlbetonkorsett zu festigen, um die großen Schubkräfte der Ge wölbe im Erdgeschoß aufzunehmen. Während die ser Stahlbetonarbeiten mußte die Stadtplatzfassade mit riesigen Stämmen abgestützt werden, um nicht auch nur einen einzigen Stein dieser sicherlich wertvollsten gotischen Profanfassade zu zerstören. Diese Vorgangsweise zeigt, mit welcher Sorgfalt die Bank bei der Restaurierung und Erhaltung des Bummerlhauses vorgegangen ist. Bei den Umbauarbeiten entdeckte man eine etwa 100 Quadratmeter große gotische Holzbalkendecke,
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