Interessante bauliche Details Wenn wir In R. W. Litschels Buch „Kunststätten in Oberösterreich" über Steyr lesen, daß „wohl keine Stadt, auch Nürnberg, Rothenburg, Dinkelsbühl, Nördlingen oder Hildesheim nicht, eine solche lange,stolze Reihe gotischer Baudenkmäler kennt", so denken wir, soweit es die profane Baukunst betrifft, sicherlich in erster Linie an das Bummerl haus. Dieser wohl schönste gotische Profanbau Österreichs, der vom Stadtplatz bis zur Berggasse reicht, wurde von der Oberösterreichischen Volks kreditbank in allen Gebäudeteilen restauriert, so daß er, befreit von alten Mörtelschichten und Vermauerungen,wieder herrlich in Erscheinung tritt. Die prachtvolle Fassade, obwohl erst vor etwa zwei Jahrzehnten gründlich renoviert, mußte abermals adaptiert werden. Nun kommen im Erdgeschoß, einst bemalt mit Weinranken und Bacchanten, die damals freigelegten, breiten, gotischen Schaufen ster wieder voll zur Geltung. Kaum ein mittelalter liches Gebäude Österreichs dürfte solche „Aus lagen" aufzuweisen haben. Den vorkragenden ersten Stock, in dem die Jahres zahl 1497 zum Vorschein gekommen war, schmückt ein unter den fünf unsymmetrisch angeordneten Fenstern sich hinziehender, reicher Fries, ein Vier paß-Maßwerk. Über dem schmalen Dach der Vorkragung erhebt sich die aus Ziegeln aufgeführte, früher bemalte Giebelmauer mit Blendarkaden und Steildach. In den hohen Bogennischen befinden sich niedere Fenster, und unterhalb des Giebeldaches, über einem zierlichen Spitzbogenfenster, ist eine reiz volle Engelskonsole angebracht, die ehemals farbig gefaßt war. Aus dem Dach des Gebäudes streben zwei in Steyr einmalige, barocke Kaminköpfe empor. Anläßlich der Restaurierung mußten sie durch Stahlprofil unterzüge vor dem Einsturz gerettet werden. Geschmackvoll sind die Schalterräume im Vorder haus gestaltet. Besonders bemerkenswert ist die den Tresorraum abschließende, beschlagene Holz türe. Schwere Eisenbänder begrenzen Rauten bleche, ornamental angeordnete Ziernägel mit flachen und halbrunden Köpfen ergänzen und festigen den Beschlag. Das Kernstück der Ver zierung bildet das Schloßfeld mit dem „Schlüssel fänger" oder der sogenannten „Hinleiten". Im Zuge der Neugestaltung erfolgte die Übertra gung einer seltenen Holzdecke aus dem hinteren Gebäude in das obere Stockwerk dieses Traktes. Sie zieren einfache Pflanzen- und Sonnenmotive. Eine zwar einfache, aber älteste und daher wert vollste Holztramdecke, die ein eingezogener Pla fond verhüllte, schmückt nun wie früher den an grenzenden Saal, der zu den schönsten Räumen des Bummerlhauses zählt. Ein Prunkstück in diesem Gebäude ist die gotische, bereits von Valentin Preuenhueber in seinen Steyrer Annalen gerühmte Hauskapelle. Sie liegt im Ober geschoß, da nach mittelalterlicher Gepflogenheit in Patrizierhäusern über Privatkapellen keine weiteren Wohnräume erbaut werden durften. „Der Besitz einer schönen Hauskapelle", schreibt August Hinterleitner-Graf, „war der Stolz reicher Bürger, sie scheuten auch die hohen Kosten für schöne Paramente, Meßgewänder und -geräte, Reliquien und Meßbücher nicht, womit eine solche Kapelle mit allem Drum und Dran einen bedeutenden Vermö genswert darstellte." In mühevoller Arbeit mußten die vier schmalen spätgotischen Fenster dieser Kapelle, die frühere Besitzer zu einer Küche umgebaut hatten, frei gelegt werden. Wie einstmals spenden sie dem stimmungsvollen Raum wieder Licht, Ihn zieren das in satten Farben gehaltene Altarbild „Himmelfahrt Christi", ein prachtvolles Werk des berühmten Malers Johann Martin Schmidt(„Kremser Schmidt", 1718-1801). Auch das mit fünf Dreipaßmotiven über dem Krag sturz geschmückte, profilierte Türgewände der Hauskapelle bildet eine Sehenswürdigkeit. Die Verbindung zum mittleren und hinteren Trakt der Liegenschaft vermitteln zwei Gänge. Während der eine mit einem Gitter und einer Maßwerk brüstung abgesichert ist, besitzt der zweite, ein Laubengang,gedrehte Säulen. Bemerkenswert sind die mit breiten Sohlbänken versehenen, hübschen Fenstergewände des auf
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