Das Bummerlhaus in Steyr

In der Folgezeit war das Gebäude, nach den Steuerbüchern der Jahre 1567 und 1596, Wolf Händl von Ramingdorf eigen. Er kam 1558 aus Weyer, war schon 1561 Ratsbürger, kaufte 1567 den Edelsitz Ramingdorf und war langjähriger Bürgermeister von Steyr. Wahrscheinlich erwarb er das Bummerl haus bereits anläßlich seiner Übersiedlung nach Steyr. Wolf Händl verschied am 7. Dezember 1595. Laut Testament vom Jahre 1589 fiel das Haus an seine Gattin Potentiana, geb. Pfefferl, und in wei terer Folge an die Kinder. Von den Erben des Wolf Händl erstand das Ge bäude am 15. Juni 1617 Nicolaus Frizler von Oberund Unterhuthofen, der sich im Jänner dieses Jahres mit der jungen Witwe Martha Giefing vermähit hatte. Diese war mit dem reichen Ratsbürger, Stadthauptmann und Handelsherrn Andreas Giefing verheiratet gewesen, dem um 1597/98 das Haus Stadtplatz 42 gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts aber wohnte er Im Bummerl haus, das deshalb Preuenhueber, der um diese Zeit in der Stadtkanzlei tätig war und das Material für seine Annalen sammelte, als das Giefingische Haus bezeichnet. Als Abgesandter der Stadt reiste Giefing zum Preßburger Landtag im Jahre 1608. Mit großem Prunk feierte er im Jänner 1615 Hoch zeit mit Martha Edlinger aus St. Peter. Er starb gegen Ende des Jahres 1615. Das Bummerihaus hatte er vermutlich von den Erben Wolf Händls nur gepachtet, da ja Frizler es von diesen kaufte. Nicolaus Frizler starb am 26. September 1643. Sein Vermögen wurde auf 3.264 Gulden, davon das Haus auf 2.000 Gulden geschätzt. Die Schulden betrugen laut Verlassenschaftsinventar 2.380 Gulden, doch kamen „je länger je mehr Kreditores" zum Vor schein. Im Jahre 1644 bat die Witwe Martha Frizler den Rat, „Ihr alles aus der obrigkeitlichen Spör" (=Nachlaß) ihres Gatten zu geben, ausgenommen Kleider, Bücher und Rüstung, da er „nicht das Geringste" in die Ehe mitgebracht habe. Im Jahre 1646 verfügte der Magistrat die „Bstandt Verlassung" (pachtweise Überlassung) der „Frizlerischen Behausung" an Wolf Heinrich Händl zu Ramingdorf. Als dieser am 13. Juni 1651 das Pachtverhältnis löste, lasteten auf dem Hause an obrigkeitlichen Gefällen noch 275 Gulden. Der Rat erließ der „armen Wittib" Martha Frizler die Hälfte dieses Betrages. Das damals „ziemlich baufällige Haus" kaufte im Spätsommer 1651 Stefan Grafhaider (Graffhaider) um 600 Gulden. Am 11. September ratifizierte der Stadtrat den Kauf und verlangte die Bezahlung der ausständigen Gefälle bis Ende des Jahres beim Stadtsteueramt.„Martha Frizlerin Wittib vnd Stephan Graffhaider producieren einen beiderseits unter schriebenen Khauffs Gontract Krafft dessen Graff haider die Frizlerische Behausung Pr 600 fl. vnd hierig nach geuolgter (nachgefolgter) Ratification Alsobalden 300 fl., die übrigen 300 fl. Aber Inner Jahr vnd tag bezahlten solle, geschlossen haben." Grafhaider, der sich am 3. Februar 1641 in zweiter Ehe mit Anna Maria Gsellhofer vermählt hatte, gehörte zu den wohlhabendsten Persönlichkeiten der Stadt. Er war Bäcker, Gastwirt, Inhaber der Salzkammer und Besitzer eines Brauhauses und einer Musketenrohrschmiede. Am 26. April 1663 starb er im Alter von 60 Jahren. Noch im gleichen Jahre, am 22. Oktober, verehelichte sich die Witwe Anna Maria mit Hans Albert Kleinhans (Khleinhannß). Dieser erwarb im November 1663 das Bürgerrecht und übernahm, die Bäckerei ausge nommen, sämtliche Betriebe Grafhaiders. Nach seinem Ableben im Oktober 1686 und nach dem Tode seiner Frau im Jänner 1687 verkauften die Erben das Bummerlhaus und ein Haus am Laich berg am 21. Jänner dieses Jahres dem „klein hansischen Kellner" Daniel Edtinger, der das Ge bäude über ein halbes Jahrhundert bis 1748 besaß. Waren bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges einflußreiche Rats- und Kaufherren, die vorwiegend mit Eisen und Stahl, aber auch mit Getreide und Venediger Waren handelten, Eigentümer des Bum merlhauses, so verblieb seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, jedenfalls auch durch die vom Kaiser geforderte „Gewerbsabteilung", auf dem

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2