Das Bummerlhaus in Steyr

Chronik Das in der westlichen Häuserzeile des eindrucks vollen Steyrer Stadtplatzes liegende Bummerlhaus wurde in drei Bauabschnitten errichtet. Die neue sten Forschungen lassen die Baugeschichte dieses Kleinods spätgotischer Baukunst bis ins 13. Jahr hundert zurückverfolgen. Einzelne Trakte, die im Erdgeschoß einen fast quadratischen Turm um schließen, mögen noch in dieser Zeit entstanden sein. Wenn auch die Namen des Bauherrn und des Baumeisters nicht bekannt sind, so kann man doch schließen, daß ein vermögender Bürger der Stadt das dekorative Wohnhaus errichten ließ. Die Besitzer dieses kunsthistorisch so bedeutenden Bürgerhauses sind seit dem 15. Jahrhundert nach weisbar. Um 1450 besaß das Gebäude Mert Pandorffer, der von 1432 bis 1450 als Kastner und Rentmeister der Herrschaft Steyr tätig war. Nach dessen Tod im Jahre 1456 gehörte es seinem Sohn Woifgang Pandorffer, der es 1473 dem begüterten Handelsherrn Georg Prandtstetter um 1.000 Gulden verkaufte. Zeugnis hieven geben die Annales Styrenses. „Es ist auch in diesem Jahr (1490) gestorben Georg Prandtstetter, Bürger zu Steyer. Ein gar reicher Mann, welcher Anno 1473 die Behaußung in der Stadt an der oberen Zeil, (jetzo die Gieffingische) samt der Kapellen und Ornat, um tausend Gulden von Wolffgangen Pandorffer erkaufft." Die hier erwähnte Kapelle läßt mit Sicher heit erkennen, daß es sich hier um das Bummerl haus handelt. Das Vorhandensein einer Haus kapelle wird nämlich in den Archivalien bei keinem anderen Gebäude der westlichen Häuserzeile des Stadtplatzes erwähnt. Somit sind es heuer genau 500 Jahre, daß Georg Prandstetter das Gebäude erworben und mit dem Bau in dem Stil begonnen hat, in dem das Haus heute erhalten ist. Den Patrizierbesitz erbte sodann Hanns Prandt stetter im Jahre 1490, genannt der „reiche Prandt stetter". Dieser ließ wahrscheinlich, wie die im ersten Stockwerk des Hauses sichtbare Jahreszahl 1497 vermuten läßt, gegen Ende des 15. Jahr hunderts das Vorderhaus in seiner heutigen Gestalt aufführen. Sein Wappen,das ihm Kaiser Maximilian 1508 verliehen hatte, zeigt einen geflügelten, feuer speienden Drachen, sein im Heimathaus Steyr befindlicher Grabstein auch den Markus-Löwen, der auf Handelsbeziehungen mit Venedig hinweist. Aber auch Deutschland, Böhmen und Ungarn ge hörten zu Absatzgebieten dieses Kaufherrn, von dessen Freundschaft mit Kaiser Maximilian die Annales Styrenses berichten: „Man hat von alten glaubwürdigen Leuten, die es auch von ihren Eltern gehört, wie daß auf eine Zeit Kayser Maximilian, bey seiner Anwesenheit in Steyr, zu gedachten Prandtstetter in sein Haus kommen und an ihn begehrt, seinen Schatz sehen zu lassen. Welches geschehen, und hat der Kayser alsdann gefragt: Was er Ihme dann aus demselben wohl schenken oder verehren werde? Prandtstetter aber geant wortet: Es gehöre solcher Schatz und alle das seine, ohnediß Ihre Majestät zu. So habe der Kayser nicht mehr dann nur einen Ducaten zu sich genommen, und gemeldet: Er wolle solchen zur Gedächtniß sein, des Prandtstetters, behalten." Hanns Prandtstetter, der 1514 auch das Bürger meisteramt versah, starb im Jahre 1521. Das Bum merlhaus erhielt sein gleichnamiger Sohn, der jedoch das väterliche Erbe nicht umsichtig verwal tete. Im Steuerbuch der Stadt Steyr aus dem Jahre 1543 waren als Eigentümer des Bummerlhauses „Prandtstetters Erben" angegeben.

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