Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

82 zelnen Corpsmitgliedcs fei. Um jedoch die Anschaffung bei den schwie- rigen Zeitverhältnissen möglichst zu erleichtern, streckte Herr Werndl das erforderliche Geld zum Ankäufe der zur Uniform gehörigen Bestandtheile und zur Deckung des Arbeitslohnes unverzinslich vor, bedang jedoch, dass jeder in das Corps Eintretende bis 7. April zehn Gulden bar erlege und den Rest in vierteljährigen Raten zu zwei Gulden abzahle. Den alten Mitgliedern des Corps, die ihre alte Uniform weglegen und sich die neue anschaffen mussten, bewilligte Herr Werndl die Begün­ stigung, dass sie sogleich nur fünf Gulden und vierteljährlich nur einen Gulden zu zahlen hatten. Zur Durchführung der Neuunisormiernng solle eine aus sieben Mitgliedern bestehende „Uniformierungs-Commission" gewählt werden, die Wahl sämmtlicher Chargen aber am Sonntag den 14. April Nachmittag 1 Uhr stattfinden. „Da es bei Erwägung der gegenwärtigen Lage des von uns allen vielgeliebten Vaterlandes", heißt es in dieser Bekanntmachung am Schlüsse, „namentlich dem denkenden Theile unserer Bewohner nicht gleichgiltig sein dürfte, ob wir ein wohlorganisiertes bewaffnetes Corps haben oder nicht, und da cs nur von dem guten Willen der Steyrer abhängt, ein solches in kurzer Zeit zu bekommen, so appelliere ich heute wiederholt an den Patriotismus meiner verehrten Mitbürger und lade die Geeigneten nochmals zum baldigen Beitritt ergebenst ein." Dieser neuerliche Appell zum Beitritte in das Corps blieb nicht ohne Erfolg, denn schon bei der Wahl der Chargen am 14. April hatten sich vor Eröffnung der Versammlung zwanzig neue Mitglieder ein­ schreiben lassen. In dieser Versammlung, die für das Bürgcrcorps von größter Wichtigkeit war, wurde ein Comite, aus 16 Mitgliedern be­ stehend, gewühlt, welches nach Einsicht der Standesliste die Vorschläge zur Wahl der Chargen zu erstatten hatte. Das Comite empfahl die Bei­ behaltung der alten Chargen, welcher Vorschlag nach kurzer Debatte an­ genommen wurde. Herr Werndl und Hanptmann Heindl, welche dem Wahlacte, um jede Beeinflussung zu vermeiden, nicht beiwohnten, erschienen nun, mit großem Beifalle empfangen, wieder in der Ver­ sammlung und Ersterer hielt folgende Ansprache: „Verehrungswürdige Mitbürger! Indem ich Ihnen meine Freude über die freundliche Aufnahme ausdrücke, die uns soeben zutheil ge­ worden ist, halte ich es für meine Pflicht, im Namen des alten Körpers für das Vertrauen zu danken, womit Sie uns durch Ihr Votum be­ züglich der Belastung der bisherigen Chargen beehrt haben. Zugleich erlaube ich mir zu bemerken, dass cs bei Erwägung der gegenwärtigen Zeitverhältnisse, namentlich zu einer Zeit, wo Steyr entblößt von

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