Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

68 1850 1851 letzten Bataillons direct vom Kriegsschauplätze kamen, so wurden sie beim Einmärsche von der Nationalgarde und der ganzen Bevölkerung aufs feierlichste und herzlichste, unter dem Donner der Kanonen, mit klingendem Spiele empfangen und auf den Stadtplatz geleitet. Zn Ehren des Majors und des Officiercorps wurde beim „goldenen Pflug" ein glänzender Ball gegeben und die Mannschaft gastlich verpflegt. Das Regiment sah durch die Strapazen des Feldzuges elend und herab­ gekommen ans, die vier Compagnien waren von 900 Mann auf 453 Mann zusammengeschmolzen, und als das Regiment am 10. November Steyr verließ, blieben 18 Mann am Typhus schwer krank zurück. Der Tod eines derselben veranlasste am Sonntag den 11. November einen von der Nationalgarde und einer ungeheuren Menschenmenge begleiteten glänzenden Leichenzug. Die Übrigen waren als Reconvalescenten bei der Bürgerschaft einquartiert und nachdem sie völlig genesen waren, traten sie, begleitet von de» besten Wünschen und beschenkt mit Geld, ihre Heimreise an. In gleicher herzlicher Weise wurde am 20. December das Landwehrbataillon des Regimentes Großherzog von Baden auf seinem Durchmärsche nach Salzburg empfangen, dem Officiercorps ein Tanzkränzchen gegeben, und auch dieses Bataillon ließ 19 Kranke zurück, die sich der gleichen Pflege wie die Kaiserjäger erfreuten. Zwei von den Landwehrmännern starben, wurden ehrenhaft begraben, wobei die Nationalgardc-Jnfanterie den Ehrendienst zu verrichten hatte. Das Jahr 1850 war für das Bürgercorps kein besonders ereignis­ reiches. Bei der Einführung des k. k. Landesgerichtes und dessen Einzug in das Amtsgebände (Exjesuitengebündc) am 1. Juli hielt die Bürger­ wehre eine feierliche Parade unter dem Donner der Geschütze ab. Desto ereignisvoller gestaltete sich das Jahr 1851. Bei der am ersten Juni durch den Herrn Statthalter von Oberösterreich, Eduard Bach, vorgenommenen Beeidigung des ersten freigewählten con- stitutionellen Bürgermeisters von Steyr, Anton Gaffl, hielt die Bürgerwehre — Infanterie, Schützen, Cavallerie und Artillerie mit 6 Kanonen — vor dem Rathhansc eine Parade ab, und verherr­ lichte diese Feier durch Abgabe von 3 Salven und den Donner der Kanonen. Nach der Feierlichkeit defilierte die Bürgcrwehre vor dem Statthalter und seiner Suite. Es mehrten sich die Zeichen, dass mit der Bürgerwehre eine Änderung eintreten werde. Die Officicre des im Jahre 1848 errichteten Nationalgarde-Schützencorps hatten bis jetzt noch immer die dreifarbigen (schwarz-roth-goldenen) Feldbindeu getragen, und bei einer Berathung erklärt, dass sie selbe bis zur hochortigen definitiven Regelung der

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