Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

67 Die Tapferen, welche fern von uns in fremder Erde begraben liegen — sind nicht umsonst gefallen! Ihre Lcichenhügel auf entfernten Schlachtfeldern sind die dauerhaftesten Brustwehren und Wälle vaterländischer Sicherheit. Un­ sterblich, wie die Geister, sind auch die Früchte ihrer Tugenden. Ehren Sie ihr Andenken! nicht mit todten Worten, nicht mit Marmorsäulen und In­ schriften ! Das Wort Verhallt, der Stein verwittert. Es leben die Mütter, Witwen, Waisen und Geschwister der Tapfern, die für das Vaterland gefallen sind. Dem Blute, welches in den Adern ihrer Angehörigen und Theuren rollt, seien die Ehrenbezeigungen gebracht! Sie selbst haben vollendet ihren Kampf, haben bei Gott die Krone des ewigen Lebens. Ihr Staub schlummere sanft auch in fremder Erde, bis der sic ruft, der aus Liebe zu uns allen sein Leben hingegeben hat. Doch sind diese, welche mit dem letzten irdischen Laut, der an ihr Ohr schlug, den Siegesrnf ihrer kämpfenden",Brüder vernahmen, nicht zu beneiden, im Vergleiche mit jenen, die heute noch lebe» und verstümmelt vom Schlacht- felde zurückkehrten? Sollte nicht jeder Vatcrlandsfreund die Lage solcher Un­ glücklichen zu erleichtern suchen? Hiezu jedoch aufzumuntern habe ich bei den Bewohnern dieser Stadt nicht Ursache, da sie in so namhaften Beiträgen für jene Verunglückten das Ihrige gethan haben. Wenn wir heute diese Feier unseren tapferen Kriegern weihen, sollten Sie, meine Herren, nicht stolz darauf fein, zu den Männern der Bürgcrwehre eines Staates zu gehören, der solche Krieger auszuweisen hat! Männer eines Institutes zu sein, das altdeutschen Ursprungs und ein so wirksames Bollwerk der Ordnung, Sicherheit und des Rechtes ist? Tragen Sie darum, meine. Herren, die blanken Waffen in Ihren Händen — in Ihren Herzen aber den heiligen Glauben, die Frömmigkeit Ihrer Väter und den Wahlspruch: „Für- Gott, Kaiser und Vaterland!" Dann senkt sich der Strahl der Hoffnung tief in unsere Brust, dass Österreich — so wie die Eiche im Sturme erstarkt — stärker und kräftiger werde, als es je gewesen ist. Wenn dann die Friedenspalme über alle seine Provinzen weht, wenn Religion und Gesetz, ohne welche kein Staat glücklich sein kann, nicht geschmäht, sondern geachtet werden: o dann können wir der Morgenröthe einer besseren Zukunft entgegensehen, die im rosig milden Glanze über unser Vaterland herauf steigen wird. Darum halten wir tren und fest vertrauend an unser Erlauchtes Kaiser­ haus, das durch sechshundert Jahre freudige und traurige Tage mit seinen Völkern getheilt hat. Könige aus Habsburgs Stamme haben so viel im Ver­ laufe dieser Jahrhunderte für das Heil ihrer Völker gethan. Deshalb wollen wir auch alle, wie Ein Mann, an der geheiligten Person unseres jugendlichen Kaisers hängen und zum König der Könige flehen, dass er Ihn schütze und segne zum Wohle seiner Völker, und dem Herrn der Heerschaaren danken, dass er die Waffen der Tapferen gesegnet hat, denen zu Ehren kein schöneres Fest glänzen kann, als wenn Völker Frcndenthränen weinen." Anfangs November dieses Jahres hatte die Nationalgarde vielfach Gelegenheit, den vom Kriegsschauplätze zurückkehrenden Kriegern Dienste zu leisten. Am 5. November marschierte dav 1. Bataillon Kaiser-Jäger hier durch und hielt in Steyr Rasttag. Da die drei

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2