Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

65 hörig) bei der Wachsbleiche, und kam, als er das Pferdegetrappe hörte, unter die Gartenthür, um zu sehen, was das wäre, schlug sie aber, als er von einem der vorbeireitenden Husaren mit die Straße nach Steher- mark gefragt wurde, ohne Bescheid zu geben, erschrocken wieder zu. Die Nationalgarde und deren Oberconunando hatten die Husaren in der Nacht erwartet und war zur Zeit des Durchzuges zu ihren bürgerlichen Geschäften zurückgekehrt. Um 1 Uhr nachmittags desselben Tages kamen, noch später als die Nationalgarde, von Linz her 248 Mann von „Großfürst Constantin Infanterie", 32 Mann von „König von Baiern Dragoner", 17 Mann Artillerie mit 2 Kanonen (Sechspfünder) und 6 Officiere, die Artillerie mit brennenden Lunten, die Cavallerie mit gespannten Carabinern, hier an, besetzten die Plätze jenseits der unteren und oberen Ennsbrücke, trugen einen Theil derselben ab (die Husaren waren mittler­ weile in Weyer angelangt), errichteten Barrikaden und die Kanonen waren auf die (abgetragenen) Brücken gerichtet. Abends marschierte die Cavallerie und Artillerie zu einem Streifzuge gegen Losensteinleiten ab, kam aber am nächsten Tage wieder zurück. Auch das Schnalleuthor (durch welches die desertierten Husaren geritten waren) ward mit 24 Mann Infanterie besetzt. Die Nationalgarde musste mit scharfgeladenen Gewehren bei den Besetzungen und den Streifpatrouillen stundenweit auf- unb ab­ wärts der Enns mitwirken. Am 7. um 1 Uhr nachts kamen zu diesen Truppen noch die 33 Mann „Kaiser-Cheveauxlegers", welche bisher in Sieruinghofen gelegen hatten, dazu. Bürger, Soldaten und Pferde bivouakierten bei den Brücken und am Schnalleuthorc ganz im Freien und mussten dort verpflegt werden. Dies dauerte sieben Tage laug — bis 11. Juni — allein es kamen keine Husaren mehr. Diese Husarengcschichte hatte der Stadt Steyr in der öffentlichen Meinung unendlich geschadet und die Regierung, besonders aber die Militärbehörden, gegen sich aufgebracht. Am 1. Juli kam die Ministerial- Entscheidung, dass die Nationalgarde-Commandauten, nämlich der Ober- commandant Franz von Schoenthan und der Major der Schützen- Abtheilung, Kreiswundarzt Friedrich W. Arming, das Vertrauen der Regierung und auch der Garden verloren, überdies bei der Husareu- Desertiou ihre gänzliche Unfähigkeit zur Leitung militärischer Körper klar an den Tag gelegt haben, daher abgesetzt seien, und der Major der Infanterie (Bürgereorps) Anton Haller einstweilen das Obcr- commando zu übernehmen habe. Es traten nun die radicalcn Elemente größtentheils aus der Garde und das Bürgercorps wieder mehr in den Vordergrund. b

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