Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

56 Die Negierung hat in Anerkennung dieser patriotischen Gesin­ nungen zum Behufe von Schießübungen, und nöthigenfalls der Landes- vertheidigung, im Jahre 1768 der Bürgerwehre zu Steyr 6 Kanonen übergeben, die noch heutigen Tags das aus 60 Mann bestehende Artillerie-Corps als sprechende Zeugen einer bedeutungsvollen Borzeit treu bewahrte. Der Stand ihrer Mitglieder war je nach den Zeitverhältnissen verschieden; bei der Reorganisation tut Jahre 1808 bildeten sich 4 Compagnien mit mehr als 600 Mann, welche in den späteren Friedensjahren bei den Grundsätzen eines freiwilligen Eintrittes auf 2 Compagnien mit ungefähr 300 Mann herabsanken, sich aber bei der ausgesprochenen Pflichtigkcit zur Nationalgarde durch die Wahl des Eintritts zu der ursprünglichen Anzahl erheben dürften. — Diese Erinnerungen haben seine Glieder, die Bürger dieser Stadt bis in die neue Zeit getragen und zu bedeutenden Geld- und anderen Opfern vermocht, welche mit den zeitweiligen Reorganisationen unzertrennlich waren. Es kann sich darum nicht überzeugen, dass diese nun ans einmal alle umsonst gebracht und es nichts nütze sein solle, weil es seinen Ursprung nicht aus dem 13. März 1848, sondern seit Jahr­ hunderten und einer thatenreichen Vergangenheit herleitet. Eine solche Geringschätzung kann nur böses Blut erzeugen und Zwietracht zwischen Bürger säen. Bürgercorps sind Bürger-, sind Volkswehren, und daher nach dem Wortlaute der eingangs bezogenen Verordnung integrierende Theile der Nationalgarde. So wenig der Bestand des Militärs dadurch in Frage geht, weil es Pioniere, Infanterie re. enthält, so wenig soll dies bei der Nationalgarde der Fall sein, wenn sie auch nicht aus einem Gusse besteht, sondern neben der akademischen Legion, wahrhaft nicht zur Unehre, die alt verdienstlichen, bisher sogenannten Bürgercorps, als Bestandtheile sich beigezählt sieht. Abgesehen davon, dass im widrigen hiedurch ein arger Eingriff in das Vermögen der Glieder der Letzteren statt fände, so geschähe auch ein solcher in die Freiheit — in das Vermögen, denn es haben sämmtliche Glieder des hiesigen Bürger­ corps sich und ihre Musikeapclle erst jüngst mit großen Kosten reformiert, darunter Männer, denen die Anschaffung der Uniform eine pecuniäre Bürde auferlegte, wozu sie sich nur aus Liebe zum guten Zwecke und echtem Gemeinsinn entschlossen. Der Bestand dieses Körpers hat niemals das Gcmeindevcrmögen belastet, noch von der hohen Staatsverwaltung, dessen Schutz derselbe stets genoss, Unter- stützungsgelder erhalten. Diese Geldopfer können nicht umsonst gebracht

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