Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

36 1831 wählt, und diese Wahl ist nebst der des Oberlieutenants Staffelmayr und des Lieutenants Hawlitschek den 30. Juni 1830 kreisämtlich und den 27. Juli magistratlich bestätiget worden. An dem Wahlacte hatten sich 98 Mann betheiligt. Das Corps bestand aus 132 Mann. In diesen! Jahre brach die Cholera aus, und die Behörden ordneten Maßregeln dagegen an, die für die Bewohner der Stadt sehr lästig waren. So musste die Bürgergarde alle Brücken bewachen, die äußersten Posten gegen Steiermark und Unteröstcrreich besetzen, und fremden Personen, welche aus Gegenden, wo die Cholera herrschte, kamen, den Eintritt in die Stadt verweigern. Besonders unzufrieden waren die Frauen und sie machten in corpore eine ziemlich lärmende Demonstration ans dem Rathhause, dass ihre Männer unnützer Weise dem Erwerbe entzogen würden. Dieses wurde aber von Seite der hohen Behörde sehr übel vermerkt, und die k. k. Behörden fürchteten einen Aufruhr (?), zu dessen Fernhaltnng von Linz eine Compagnie Militär acquiriert wurde, welche auch hier eintraf und durch Einquartierung die Bürgerschaft belästigte. — Das Bürgercorps wurde vom Kreishaupt­ manne beauftragt, das Militär in Parade zu empfangen. Diesem Auf­ träge entsprach das Corps und zog dem Militär auf der Straße nach Gleink entgegen. Ungefähr dem Posthofe gegenüber wurde die Annäherung des Militärs bemerkt, Halt gemacht, was auch das Militär that, doch nicht ohne zuvor auf Befehl scharf zu laden, weil man das Bürgercorps als Revoltanten ansah. Bürgermajor Alois Kaindl, als Commandant der Bürgergarde, ritt mit seinem Adjutanten Joachim Gschaider dem k k. Militär, bestehend ans zwei Compagnien Infanterie und Artillerie mit zwei Kanonen, unter dem Commando des Hauptmannes Airoldi, entgegen, begrüßte den commandierenden Hauptmann und wollte das k. k. Militär voraus marschieren lassen, was aber abgelehnt wurde. (Wahrscheinlich befürchtete man vom Corps einen Überfall int Rücken). Das k. k. Militär besetzte nun die Brücken, übernahm die Wachen, weil es aber fast lauter Czechen waren, so mussten zur Verständigung als Nebenwachen Garden beigegeben werden. Dies dauerte aber nur zwei Tage, denn inztvischen hatte sich der Hauptmann Airoldi überzeugt, wie grundlos alle die Befürchtungen wegen einer Revolte in Steyr seien, dass die Stadt in Linz nur denunciert worden war und die Affaire legte sich gütlich bei. Bei Übergabe der Wachposten an das k. k. Militär intervenierten seitens des Bürgercorps die Herren Hauptleute Volzberger und SchmidHauser, sowie Herr Gaffl als Commissär.

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