Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

18 1809 schrift. Dic Fahnenweihe wurde in der Dominikanerkirche vorge­ nommen. Es soll sich auch eine Cavallerie gebildet haben, über deren Errichtung aber die Daten fehlen. Übrigens wird spater davon die Rede sein. Nachdem das Bürgercorps organisiert war, verließ das hier stationierte Landwehr-Bataillon unsere Stadt und wurde von der Bürgerschaft mit der Bürgercorps-Musik bis zum „Bicrhäusl" begleitet. In diesem Jahre marschierte auch das Wiener Frei willig en- Landwehr-Bataillon — bestehend aus lauter Handelsleuten — durch Steyr, wurde vom Bürgercorps am Burgfrieden empfangen und mit klingendem Spiele auf den Stadtplatz geleitet. In Folge erhaltenen Regierungsbefehles musste die in Steyr garnisonierende Division des k. k. Infanterie-Regimentes Graf Jordis ihren Marsch antreten und Steyr verlassen, worauf laut Decret der o.-ö. Landesregierung vom 23. Febr. 1809, am 24. desselben Monats das Bürgercorps die k. k. Wachposten zu übernehmen, somit die Gar- nisonsdienstc zu besorgen hatte. In einem Befehle vom 7. März 1809 ordnete der Bürgermeister, als Chef der Bürgergarde, für den 12. März eine Kirchenparade an, und verfügte zugleich, dass „künftig die Wach­ mannschaft eine halbe Stunde vor Beziehung der Wache in den Waffen geübt werde", zu welchem Ende „der Hof im hiesigen Rathhause als Übungsplatz" angewiesen wurde. Es kam die französische Invasion, während welcher das Bürgercorps mit den Franzosen gemeinschaftlichen Dienst machte. Der Gouverneur von Oberösterreich, Puthvd, hatte mittels Decret vom 12. Mai angeordnet, es habe sich in jedem Kreise eine bewegliche, bewaffnete Bürgermiliz, in Linz aus 400 Mann, in jeder Kreisstadt aus 200 Mann, ferner ein berittenes Corps unter dem Titel Polizeicorps, welches in jeder solchen Stadt aus 25 Mann zu bestehen habe, die aus den achtbarsten Bürgern auszuwählen seien, zu bilden, die verbunden mit dem Militär die Ordnung und Ruhe in der Stadt und auf dem Lande herhalten solle. Die Franzosen betrach­ teten das Bürgercorps als Nationalgarde und respectierten dasselbe sehr. Wie es in Kriegszeiten geht, mussten einzelne Abtheilungen des Bürger­ corps auch Transporte begleiten, und eine solche Abtheilung unter dem Commando des Feldwebels W itti g sch läger kam mit 30 Wägen Lebensmittel und Fonrage bis nach Melk. Der französische General Vendame war sehr zufrieden, entließ sie, ohne die Pferde oder die Wagen zu Kriegszwecken wegzunehmen, sondern gab sogar den Heim­ kehrenden aus Achtung für das Bürgercorps eine Schutzgardc mit.

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