Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr
12 1800 Steyr, Sylvester v. Paumgartten, der Freude der gesummten Bürger schaft durch eine wohlgelungene Rede, die wir auszugsweise hier mit theilen, gebührenden Ausdruck verlieh. Er sprach: „Sie sind vorüber die trüben Tage der Gefahr und des Kummers; hold und lieblich ist die Sonne des Friedens über uns aufgegangen. Weit entfernt sind die Heere, die uns Verderben und Untergang drohten. Kein Gewühle durch ziehender Krieger, nicht das Rasseln der Rüstungen, das dumpfe Getöne der Kriegskarren, kein Geheule des ermüdeten Zugviehes weckt uns mehr aus dem unruhigen Schlafe; der Anblick der entkräfteten, verwundeten Vertheidiger unsers Vaterlandes zerschneidet nicht mehr unsere mit leidenden Herzen, kein Kummer für uns und die Unsrigen faltet mehr unsere Stirne, und das Besorgnis einer unglücklichen Zukunft drückt unsern Blick nicht mehr zur Erde; ruhig und still sind unsere Nächte, bei Tage ertönen wieder die geschäftigen Hämmer des fleißigen Gewerbs- mannes, heiter und freudig sehen wir uns wieder ins Auge, und froh geht ein jeder wieder an seine Geschäfte, denn cs ist — Friede............... Und nun lassen wir mit dem innigsten Dankgefühle den patriotischen Wunsch ertönen: Hoch lebe Franz, unser Kaiser! und sein würdigster Bruder Karl!!! Noch dreimal sah das Land ob der Enns den Feind ans seinem Boden, so in den Jahren 1800, 1805, 1809. In erstgenannter Zeit schloss Erzherzog Karl mit General Moreau den Waffenstillstand von Steyr auf die Dauer von 30 Tagen. Die Stadt litt ungemein durch diese feindlichen Invasionen. Die Bürgerwehr Steyrs musste während der so unglücklichen Zeit, namentlich 1809, ihre Mannschaft theils für die französische Colonne mobile, theils zu Transportierungen der Recon- valescenten aus dem hier errichteten Militärspital und zu Vorführungen verschiedener requirierter Naturalien den Franzosen zur Verfügung stellen. Endlich erfolgte der Abschluss des Schönbrunner-Friedens am 14. Oc tober 1809 und ein Jahr später die Räumung des Landes seitens der Franzosen, womit die langersehnte und so dringend nothwendige Ruhe auch in Steyr wieder eintrat. Die Bürgerschaft konnte sich daher auch wieder mit ihrer Herzensangelegenheit — ihrem Bürgercorps — be schäftigen. Die angesehensten Bürger Steyrs, wie Josef von Koller, Höninger, Weinstabl und Andere traten zusammen, um auch hierorts, gleich der Hauptstadt Linz und der Provinzialstadt Wels ein ordent lich organisiertes und immer bestehendes bürgl. Jnfanteriecorps zu errichten. Ein diesbezügliches Gesuch an das Kreisamt wurde seitens des Stadtmagistrates Steyr wie folgt einbegleitet: „.......... hiesige Bürger haben im eigenen und im Namen eines großen Theiles der
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